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0221 - Der Todessee

0221 - Der Todessee

Titel: 0221 - Der Todessee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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noch ausgleichen, hing nach wie vor mit dem Oberkörper im Wasser, und spürte unter mir ebenfalls etwas.
    Das waren Strudel und Wellen, die meinen Körper in Schwingungen versetzten. Unwillkürlich zog ich die Beine an. Das Herz klopfte plötzlich schneller, mein Magen verkrampfte sich. Ich hatte schreckliche Angst, von der Bestie angegriffen zu werden.
    Sie brauchte ja nicht aufzutauchen, sondern konnte mich von unten her packen, in die schwarze Tiefe zerren und mich töten.
    Ich schaute hoch zu meinem Freund, der ebenfalls einen schwankenden Platz besaß, seine Beretta gezogen hatte und auf das Wasser zielte, um schnell schießen zu können, wenn die Bestie erschien.
    »Sie ist wahrscheinlich unter…« Das letzte Wort blieb mir im Hals stecken, denn das Monstrum machte Ernst.
    Plötzlich tauchte es auf.
    Ein Gigant, ein Gebirge. Das Wasser begann zu schäumen. Dabei bildeten sich hohe Wellen, die gegen unser zerstörtes Boot anliefen und es zum Schaukeln brachten. Suko hatte Mühe, auf dem umgekippten Bugteil liegenzubleiben.
    Bei diesem Wellengang würde es ihm verdammt schwerfallen, einen gezielten Schuß anzubringen.
    Ich klammerte mich nur noch mit einer Hand fest. Die linke hatte ich genommen, mit der rechten fischte ich nach der Beretta. Die neuen Waffen sind zum Glück wasserfest, man konnte sich auf sie verlassen.
    Weit riß das Untier seinen Rachen auf. Es zeigte uns seine Zähne, damit wollte es uns zermalmen.
    »Schieß, John!« schrie Suko, der sich nicht mehr halten konnte und langsam nach vorn rutschte. Er würde mit dem Kopf zuerst ins Wasser tauchen.
    In den nächsten Sekunden ging alles blitzschnell. Mir jedoch kam es wie eine kleine Ewigkeit vor, in der Suko und ich in permanenter Lebensgefahr schwebten.
    Während Suko verzweifelt nach Halt suchte, um seine Rutschpartie zu beenden, klammerte ich mich mit der linken Hand noch mühevoll am Bootskörper fest. Es war mir trotzdem gelungen, meine Waffe zu ziehen. Geladen war sie mit geweihten Silberkugeln. Sollten wir die Bestie tödlich treffen, war das nicht auf die Weihe der Kugeln zurückzuführen, sondern auf den Treffer selbst. Ob Blei oder Silber, im Prinzip spielt dies keine Rolle.
    Zielen konnte ich natürlich schlecht. Die Wellen bewegten sich nicht nur selbst, sondern auch mich und unseren Gegner.
    Zweimal schoß ich.
    Die Kugeln durchschlugen einen hochsprühenden Wasserschleier und trafen das dahinter hochaufgerichtete Monstrum. Da es seinen Rachen weit aufgerissen hatte, konnte ich beide Geschosse hineinjagen.
    Und das Tier spürte etwas.
    Sein Rachen klappte zu.
    Plötzlich hatte es seine Angriffswut vergessen. Mit über der Hälfte des Körpers tauchte es ein; auch der gefährliche Schwänz verschwand im dunklen Wasser, nur noch der Kopf schaute hervor.
    Mit beiden Augen natürlich.
    Abermals krachten Schüsse. Suko hatte abgedrückt. Quer lag er jetzt auf der Bootshälfte, wurde von anrollenden Wellen überspült, hatte seinen Arm vorgestreckt und geschossen.
    Dabei traf er auch den Kopf.
    Ich schoß ebenfalls, setzte alles auf eine Karte und feuerte das Magazin leer.
    Dabei bewegte ich meinen Arm, setzte die Geschosse dicht hintereinander gegen den Kopf und hoffte, die Augen zu treffen.
    Ich hatte Glück. Dabei konnte ich nicht sagen, ob nur meine Kugeln die empfindlichsten Teile der Bestie zerstört hatten.
    Vielleicht hatte der Chinese auch noch seinen Teil dazu beigetragen, jedenfalls spritzte aus beiden Augen eine schleimige, gallertartige Masse hervor. Es bildeten sich regelrechte Fontänen, die auf die Oberfläche klatschten und verschwanden.
    Das Monstrum drehte durch.
    Selten in meinem Leben habe ich so einen Laut gehört. Er mußte weit über das Wasser schallen, ein tierischer, unheimlicher Schrei, der all die Schmerzen ausdrückte, die das Monster empfand. Es war blind, vielleicht auch tödlich getroffen, und es hatte seine letzten Kräfte zusammengenommen, wuchtete den Körper so hoch aus dem Wasser, daß es aussah, als würde es auf der Schwanzspitze stehen. Für einen Moment hatten wir schreckliche Angst, daß die Bestie auf uns niederfallen und uns zermalmen würde, aber sie kippte zum Glück nach rechts, damit weg von uns.
    Es war wie bei einem Zeitlupenfilm. Die gewaltige Gestalt des Monstrums zitterte, noch einmal klappte das Maul auf, und es stand auch noch offen, als es schwer auf das Wasser klatschte und wie ein Felsbrocken versank.
    Wellen schäumten hoch. Gischt spritzte fontänenartig nach allen Seiten weg.

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