0221a - Ich kam in letzter Sekunde
Garage holte er seinen kleinen Sportzweisitzer, den er sich mühsam zusammengespart hatte. Wehmütig dachte er daran, dass er den Wagen stehen lassen musste, wenn er erst einmal aus New York heraus war. Spätestens in ein paar Stunden würden die Cops nach dem kleinen roten Flitzer Ausschau halten.
Ted Wanee, der Garagenwärter mit dem Gesicht einer achtzigjährigen Indianerin, saß in seinem Glaskasten hinter einer Zeitung und versuchte sich an einem Kreuzworträtsel.
Er nickte Cliff kurz zu und feuchtete seinen Bleistift mit den Lippen an. Ihm war eben eingefallen, wie der weibliche Vorname mit fünf Buchstaben hieß, nach dem er seit zehn Minuten sein Gehirn zermarterte.
Auch Ted würde sein Steinchen zu dem Mosaik beitragen, das die Polizei zusammensetzte.
Cliff wischte diesen Gedanken ärgerlich beiseite. Er konnte nichts mehr verderben, er durfte nicht mehr hoffen, sich unerkannt aus der Affäre zu ziehen. Eins würde zum anderen passen. Das Einzige, was er noch tun konnte, war, schleunigst zu verschwinden.
Cliff quetschte sich hinter das Steuer und fuhr langsam die gewundene Abfahrt hinunter. Er bog nach links ein und brummte die 3. Avenue entlang nach Norden.
In der Bronx sah er die Lichter eines Wagens hinter sich. Cliff war unruhig. Er bog nach rechts in die Gun Hill Road ein. Die Lichter hinter ihm verschwanden. Erleichtert atmete er auf. Aber als er auf den Mosholu Parkway zurückkam, waren sie wieder da.
Der Wagen hatte nichts mit der Polizei zu tun, das ahnte Cliff. Cops hätten einfach die Sirene aufgedreht und ihn gestoppt. Trotzdem, er witterte Gefahr.
Ihm fiel ein, wie pünktlich der Cop, den er in Elsas Laden niedergeschlagen hatte, erschienen war wie bestellt. Doch er hatte jetzt keine Zeit, über manche Dinge nachzudenken. Zuerst einmal musste er sich selbst außer Gefahr bringen.
Er trat aufs Gas, als er den Van Cortlandt Park erreichte. Der Wagen schnurrte unter dem Deegan Boulevard durch und weiter nach Norden. Cliff Brant schaute in den Rückspiegel. Der Abstand zu den Lichtern, die ihm folgten, blieb gleich. Sie waren also hinter ihm her.
Aber wer saß in dem Wagen?
Er nahm den rechten Fuß vom Gaspedal und ließ den Wagen ausrollen. Die Lichter im Rückspiegel kamen auf. Cliff rückte den Hebel nach unten, der die Tür öffnete, und rutschte sprungbereit auf den Beifahrersitz hinüber. Er kauerte sich auf den Sitz nieder und beobachtete den Lichtschein, der das Innere seines Wagens erhellte. Dann krachte etwas gegen die Fensterscheibe und kullerte vom Sitz auf die Fußmatte.
Cliff Brant wusste nicht, was es war, aber er stieß die Tür auf und rannte in das Dunkel des Parks hinein. Er war vielleicht fünfzehn Yards vom Auto entfernt, als es hinter ihm hell aufblitze. Und dann eine Detonation.
Auf einmal lag Cliff im nassen Gras des Parks.
Er wälzte sich zur Seite und sah aus seinem Sportwagen helle Flammen schlagen. Die Handgranate hatte den Wagen in ein Flammenmeer verwandelt.
Die Polizei wirft keine Handgranaten, das wusste Cliff. Aber er hatte keine Waffe, und außerdem war er ein Ausgestoßener.
Seine Finger krallten sich in das feuchte Gras, er biss sich die Lippen blutig. Er hatte keine Ahnung davon, was das alles bedeuten sollte. Was hatte dieser nächtliche Überfall nach Gangsterart mit dem Tod von Elsa Pickering zu tun?
Ein Suchscheinwerfer ließ seinen bleichen Strahl durch den Park gleiten. Cliff Brant presste sich eng an den Boden. Der Strahl glitt über ihn hinweg und kam dann zurück. Einen Augenblick lang blieb er liegen, dann bewegte er sich weiter.
Geschafft, dachte er, aber das war ein Irrtum.
Cliff erhob sich und lief auf eine Baumgruppe zu. Das Lichtbündel erfasste ihn und blieb an ihm hängen. Eine Maschinenpistole hämmerte in die Nacht. Ein stechender Schmerz an seinem linken Bein peitschte den jungen Mann weiter. Er warf sich hastig zu Boden, schlug dabei einen Purzelbaum.
Wieder ratterte die Tommy Gun. Die Garbe lag etwas zu hoch, und Cliff spritzen Dreckstücke ins Gesicht.
Unwillkürlich kroch er in sich zusammen und zog den Kragen seiner Jacke übers Gesicht. Cliff wartete auf sein unvermeidliches Ende…
Plötzlich heulte der Motor des Wagens auf der Straße auf. Das Fahrzeug schoss mit ausgeschalteten Lichtem davon.
Ein Lichtband fraß sich den Mosholu Parkway herauf und erfasste den brennenden MG. Der fremde Wagen stoppte zwanzig Yards hinter seinem. Eine Frau stieg aus, sie hatte einen Feuerlöscher in der Hand und richtete den
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