0222 - Letzter Gruß für einen G-man
oder euch alle beide eines Tages zu meinen Partnern mache. Ich glaube, es wäre eine herrliche Kombination. Stell dir vor, ein Finanzmann und zwei G-man. Wenn das nicht hinhaut, so will ich Meyer heißen.«
Der gute Bill war unbedingt bereits betrunken, aber auch mir fing an der Champagner, den ich nach einer ganzen Menge Brandy getrunken hatte, in den Kopf zu steigen.
»Wollen wir noch hierbleiben oder gehen?«, fragte da Phil plötzlich. »Eigentlich ist ja hier nicht viel los.«
Die Bemerkung war unbedingt taktlos, aber Bill schien darüber hinaus zu sein, das zu begreifen.
»Also dann gehen wir bummeln«, sagte er, winkte dem Kellner und unterschrieb die recht erhebliche Rechnung.
»Wohin?«, fragte er und stand auf.
Zu seinem Pech war er etwas zu plötzlich auf gestanden und kam ins Schwanken. Der Kellner sprang zu und erwischte ihn am Ellbogen.
»Hallo, hallo, Bill«, sagte er zu sich selbst und ging, immer noch etwas unsicher, voraus zur Garderobe.
Dann hatten wir noch eine kleine Auseinandersetzung, da er unbedingt ans Steuer seines Bentley wollte, während wir beschlossen hatten, meinen Wagen stehen zu lassen und ein Taxi zu nehmen. Zum Schluss gelang es uns, ihn zu überzeugen, und wir fuhren in den LATIN QUARTER CLUB in der 48sten Straße.
Wie schon der Name sagt, hatte man sich bemüht, ein Studentenlokal auf dem Montmartre zu kopieren, aber man hatte es zu elegant machen wollen, und das verdarb die Wirkung. Das einzig nette waren die Apachenmädchen, die als Kellnerinnen bedienten, und die anderen, die tanzten, während eine Kapelle mit schwarzen Hosen, gelben Hemden und roten Halstüchern heiße Musik machte.
Auch hier schien Bill bestens bekannt zu sein.
»Dasselbe wie immer?«, lächelte der Kellner, übrigens der einzige im Lokal, und winkte einer schwarzlockigen Apachin, der er einen geflüsterten Auftrag gab. Natürlich tranken wir Champagner. Nur als Bill dazu Brandy bestellen wollte, protestierten wir energisch, und so ließ er es bleiben.
Trotzdem wurde mir immer beschwingter zumute, und Phil ging es offenbar ebenso. Unser Freund Bill dagegen näherte sich rapide dem Zustand, den man vor Gericht als Volltrunkenheit bezeichnet.
Dann schrie er nach Zigaretten, und die Verkäuferin in roter Bluse und einem kurzen Röckchen kam angeschwirrt.
»Hallo, Süße! Nett, dass man sich einmal wieder sieht«, grinste Bill und tätschelte ihren Arm, der entweder braun gebrannt oder entsprechend geschminkt war.
»Hallo, Boss«, lachte sie, und dann blickte sie uns an und erstarrte zur Salzsäule.
Das Mädchen hieß mit Vornamen Phyllis und war Phils blonde Tänzerin aus dem BARCLEY. So voll, als dass er nicht gemerkt hätte, dass etwas schiefgegangen war, war Bill nun auch wieder nicht.
***
Er sah das Mädchen an und dann uns beide.
»Was ist denn mit euch los? Kennt ihr euch etwa?«, fragte er.
»Und ob«, erwiderte ich. »Wir lernten diese junge Dame vor einiger Zeit im BARCLEY kennen. Damals waren es vier Mädels, vier Freundinnen anscheinend, von denen allerdings nur zwei übriggeblieben sind. Die beiden anderen sind tot.«
Phyllis hatte immer noch kein Wort gesprochen, aber sie zitterte am ganzen Körper, und ich wartete darauf, dass sie die Flucht ergreifen wolle. Bill fiel wieder in seinen trunkenen Tonfall zurück.
»Quatsch nicht kariert, Jerry. Wir sind heute Abend nicht zusammen, um über Tote zu reden. Vorläufig leben wir noch und lassen es uns gut gehen. Stimmt das nicht, Süße?« Er holte ein paar zusammengeknüllte Scheine aus der Hosentasche und steckte sie ihr zwischen die Zigarettendosen in ihren Bauchladen.
Er nahm sich ein Päckchen Luckys heraus, gab dem Mädchen einen kräftigen Klaps auf die Rückseite und sagte lachend.
»Na, mm lauf schon. Du bist hier überflüssig.«
Sie drehte sich um, und es hätte nicht viel gefehlt und sie wäre gerannt.
»Du könntest auch etwas Klügeres tun, als Leuten mit deinen Mordgeschichten einen Schreck einzujagen«, griente Bill. »Wenn zwei ihrer ehemaligen Freundinnen inzwischen in den Himmel gekommen sind, so musst du ihr dass doch nicht gerade hier und jetzt unter die Nase reiben, du Blödian.«
Anstandshalber und vor allem, um nicht aufzufallen, wartete ich ein paar Minuten, bevor ich zuerst den Waschraum aufsuchte und dann den Kellner, der hier die Aufsicht führte, auf die Seite nahm.
»Wo ist das Zigaretten-Girl? Ich möchte sie einmal kurz sprechen«, sagte ich.
Der Kellner zog die Brauen hoch und sagte: »Es tut
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