0222 - Letzter Gruß für einen G-man
blickte, machte er kehrt und wollte wegrennen, aber da hatte ihn unser Kollege Verbeek bereits am Kragen und ließ die Handschellen klicken.
Es ging durch einen kurzen Gang und durch eine Tür zur Rechten. Zuerst blieb ich überrascht stehen. Der Raum war eine blendend erleuchtete und mit allen Schikanen ausgestattete Diamantenschleiferei. Sieben Mann saßen an ihren Tischen, hatten Vergrößerungsgläser ins Auge geklemmt und ließen die Motoren ihrer Geräte surren. Ein fetter Bursche, den ich sofort für den Boss hielt, ging von einem zum anderen und kontrollierte.
Bei unserem Eintritt änderte sich das ganze Bild schlagartig.
Der Dicke machte einen Satz auf eine Tür zu, und seine Leute sprangen auf und wollten es ihm nachtun. Aber es glückte nicht. Angesichts unserer-Waffen riskierte es keiner, einen Fluchtversuch zu machen. Vorsichtshalber schlossen wir die ganze Gesellschaft zu je zwei Mann aneinander und bestellten dann einen Gefängniswagen.
Die Situation war so eindeutig, dass sich jede Frage erübrigte. Dann machten wir uns gemeinsam mit ein paar Leuten von der Diamantenabteilung des Zolls an eine Durchsuchung. Wir fanden eine ganze Anzahl fertig geschliffener Steine und sieben Stück, die nur teilweise bearbeitet waren. In einem Wandtresor lagen außerdem noch zwei Beutel mit rohen Diamanten.
Das einzige, das wir nicht fanden, war Mr. Silberblick. Der hatte das allgemeine Durcheinander benutzt, um sich still und heimlich seitwärts in die Büsche zu schlagen. Wahrscheinlich hatte er den Versprechungen doch nicht so recht getraut, oder aber er würde sich, wie Mr. West behauptete, gelegentlich melden, um seine Belohnung zu kassieren. Vielleicht hatte er nur vermeiden wollen, von den Leuten, die er verraten hatte, gesehen zu werden.
Sämtliche Brillanten wurden sorgfältig gezählt, registriert und mitgenommen. Es waren Steine, deren Gesamtwert ich kaum zu schätzen wagte und die nun alle in Mr. West’s Aktentasche steckten. Dann begannen die Vernehmungen.
Die Schleifer behaupteten übereinstimmend, von nichts zu wissen. Sie waren bezahlte Arbeitskräfte und verschanzten sich dahinter, es stehe ihnen nicht zu, nach der Herkunft der Ware zu fragen. Damit würden sie, wenn nicht einer umfiel. Vor Gericht wahrscheinlich durchkommen.
Mit Mr. Skiff war es etwas anderes. Er behauptete, er bekomme regelmäßig Steine zum Schleifen, aber er kenne den Namen seines Auftraggebers nicht. Dieser hatte die Bedingung gestellt, dass er anonym bleiben müsse und zwar aus steuerlichen Gründen.
»Ich glaube dem Kerl kein Wort«, sagte West, als Skiff wieder abgeführt war. »Ich habe eine ganz andere Idee.«
Wie sich schnell herausstellte, deckten sich die Ideen des Mr. West und die meinen vollkommen. Mir war nämlich plötzlich Mr. Morgan eingefallen, bei dem man ja ebenfalls Rohdiamanten in rauhen Mengen geraubt hatte. Ein Anruf genügte, um ihn herbei zu zitieren. Und es dauerte nur wenige Minuten, bis er uns bindend erklären konnte, dass ein Teil der ungeschliffenen Steine bei ihm gestohlen worden sei.
Die Folge war, dass wir uns Skiff und seine Leute nochmals energisch vorknöpften, aber alle blieben stur bei ihrer vorher gemachten Aussage. Die Beschreibung, die Skiff von seinem Auftraggeber gab, war derartig vage, dass man damit absolut nichts anfangen konnte. Die ganze Gesellschaft wurde am nächsten Morgen dem Haftrichter beim Municipal Court vorgeführt.
Es ging so, wie ich mir gedacht hatte. Die Arbeiter wurden mangels Tatverdacht, mit der Verwarnung, in Zukunft vorsichtiger zu sein, entlassen. Skiff wurde, obwohl einer der tüchtigsten Anwälte für ihn auf trat, bis zur Klärung des Falles in der Haft behalten. Offiziell hieß das, dass die Verhandlung auf eine Woche vertagt wurde.
Die Steine, wurden vorläufig beschlagnahmt, bis ihre Herkunft geklärt war. Denn Skiff behauptete immer noch, er sei sicher es handele sich um Schmuggelware, während Morgan unter Eid aussagte, sie seien bei ihm gestohlen worden.
Um diese Steine würde es, ganz gleichgültig, wie die Geschichte ausging, noch einen dicken Prozess zwischen dem Juwelengroßhändler und dem Finanzministerium geben, denn was die Leute einmal in den Klauen haben, geben sie so leicht nicht wieder her.
Für uns war das Peinliche, dass unsere Hoffnung, auf diese Weise an die Gang heranzukommen, wenigstens vorläufig im Eimer war.
Als wir ins Office zurückkamen, lag auf meinem Schreibtisch der Bericht des Mr. Merten über die verschiedenen
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