0222 - Schlucht der stummen Götter
Freundes retten wollte? Wobei es überhaupt eine Frage war, ob ich es schaffte, denn ich glaubte nicht, daß mein Gegner ihn und mich freilassen würde, wenn wir uns einmal auf dem Schiff befanden.
Das Kreuz, die Beretta, der Dolch und der Bumerang. All diese Dinge legte ich der Reihe nach ab und schaute für einen Moment auf meine treuen Begleiter.
Das Kreuz hatte eine Aura bekommen. Sie strahlte dort, wo auch die vier Buchstaben der Erzengel eingraviert waren. Hier konzentrierte sich die Kraft.
Auch das Skelett hatte mitbekommen, wie ich meine Waffen ablegte. Es lachte. »So ist es richtig, John Sinclair. So und nicht anders. Sollte ich noch eine Waffe bei dir finden, wirst du zerrissen!«
»Ich habe keine mehr.«
»Dann ist es gut!«
»Soll ich rüberschwimmen?«
»Ja.«
Ich holte noch einmal tief Luft und stieg in das Wasser des unheimlich wirkenden Sees…
***
Mittlerweile machte mir es schon nichts mehr aus, in den See zu tauchen. Man gewöhnt sich eben an alles. Die Kleidung war sowieso noch feucht. Nun wurde sie eben naß.
Hinter uns lag ein deprimierender Fall. Wir hatten es mit Gegnern zu tun, die uns über waren, die ihre Bedingungen diktieren konnten und es auch taten.
Ich beeilte mich nicht einmal sonderlich, denn ich wußte, daß ich meinem Verderben entgegenschwamm und dem Freund wohl kaum helfen konnte. Ich tat es eigentlich nur, um mein Gewissen zu beruhigen.
Es liefen kaum noch Wellen gegen mich an. Glatt lag die Oberfläche des Sees vor mir.
Sehr schnell hatte ich das Schiff erreicht und entdeckte auch das Tau, das außen an der Bordwand nach unten hing. Ich umklammerte es und zog mich daran hoch.
Mit ein paar Griffen hatte ich es hinter mich gebracht, so daß ich an Bord klettern konnte. Naß wie ein ertränkter Hund stand ich auf den Planken. Das Wasser lief an mir herab. Es tropfte aus meiner Kleidung und bildete Lachen.
Nach rechts mußte ich mich drehen, um das Skelett anschauen zu können. Es hatte seinen Standort nicht verändert, und es hielt nach wie vor Suko fest.
Als ich den Knöchernen allerdings anstarrte, ließ er den Chinesen los, der dumpf auf die Planken fiel.
Ich hatte vom Ufer her nicht erkennen können, was mit Suko geschehen war. Er konnte bewußtlos, aber auch tot sein. Selbst aus dieser Entfernung konnte ich da keine genaue Antwort geben.
Nur seine Haut zeigte wieder die völlig normale Farbe. Wahrscheinlich hatte man mich da locken wollen, und es war dem Skelett auch gelungen.
»Was willst du also?« fragte ich den Knöchernen, der einmal den Schlüssel zur Leichenstadt bewacht hatte.
»Dich und ihn!«
»Gut, du hast uns beide. Und jetzt?« Nach dieser Frage schielte ich zum Himmel hoch, wo noch immer finster und drohend das Gesicht des Urzeit-Dämons stand.
»Erst wirst du die Rache der Großen Alten kennenlernen. Sie haben dich erkannt, John Sinclair, sie wissen von dir, allein durch Izzi haben sie erfahren, wer du bist. Izzi hatte es ihnen gesagt und Belphégor ebenfalls.«
»Belphégor?« echote ich.
»Genau der.«
»Lebt er denn?«
»Und wie.« Das blaue Skelett lachte. »Er und Izzi haben sich verbündet. Sie sind zu Partnern geworden, aber das wirst du alles nicht erleben.«
Den letzten Satz hörte ich gar nicht. Ich dachte nur an Belphégor, den Dämon mit den schrecklich kalten Augen. Erbarmungslos war sein Blick, und er besaß noch ein Markenzeichen. Die Flammenpeitsche. Schon zweimal war ich gegen ihn angetreten. Beim letzten Mal hatte ich geglaubt, einen großen Sieg zu erringen. Belphégor war in die Mikrowelt geschleudert worden, und ich rechnete stark damit, daß er für alle Zeiten ausgeschaltet worden war.
Leider eine Täuschung, denn ich glaubte den Worten des Knöchernen. Er hatte es nicht nötig, noch einen Bluff abzufahren. Nein, das brauchte er nicht.
Und was er mir da eröffnet hatte, waren schlimme Perspektiven.
Die Großen Alten hatten die Dämonen aufgefangen, die ich glaubte, besiegt zu haben.
Ein schlimmer Irrtum meinerseits.
Dieses Skelett hatte sich zu einem Gegner entwickelt, den ich kaum besiegen konnte, weil ein anderer hinter ihm stand. Kalifato wußte genau, welchen Plan er verfolgte, und er würde eingreifen, um die letzte Entscheidung zu treffen.
Mein Blick traf den auf den Planken liegenden Suko. Er war auf die Seite gerollt, seine Jacke stand offen, und ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen, denn ich sah die beiden Waffen.
Einmal die Dämonenpeitsche und auch seinen von Buddha geerbten Stab, mit dem
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