0223 - Die Fünfte Kolonne
zusammengezuckt.
„Du spielst mit deinem Leben, Hegete!" sagte Harper ruhig, aber mit einem bei ihm ungewöhnlichen Unterton von Hysterie. „Ach...?"
Sergeant Hegete Hegha trat näher, Kaum merklich zog er das linke Bein etwas nach. Hegha trug eine Unterschenkel-Prothese.
Seltsamerweise war er noch stolz darauf, und nur deshalb hinkte er. Spötter behaupteten, Hegha hätte in sein vollendetes Kunstglied absichtlich eine Reaktionsverzögerung eingebaut.
„Ich spiele mit meinem Leben ...?" Hegete Hegha grinste zynisch.
„Soviel ich mich entsinnen kann, bin ich bereits auf dem Raumhafen von Alpha-Zentra gestorben - und ihr mit. Deine Leiche war kein schöner Anblick, Cole!"
Cole Harper war blaß geworden. Er wollte zu einer heftigen Erwiderung ansetzen, aber Major Sörlund winkte ab.
„Du solltest Hegha gut genug kennen, um seinen Zynismus nicht ernst zu nehmen, Cole. Oder zweifelst du daran, daß du der Captain Harper bist, der von Abwehrchef Mercant zum Zwergnebel Andro-Alpha geschickt wurde ...? Und du, Hegete, bist auf jede einzelne Ladung von Elektron und Atomkern genau der ehemalige Sergeant des alten Explorerschiffes 8080." Er grinste müde und lethargisch. „Sogar die Reaktionsverzögerung deiner kybernetischen Prothese stimmt noch."
Hegha lachte laut. Aber der Unterton verdrängter Furcht war nicht zu überhören.
„Ich denke, folglich bin ich, wie?" Er wurde übergangslos ernst.
„Nur das Ziel unseres Denkens hat sich um hundertachtzig Grad gedreht, Kommandant ...!" Die Stahltreppe zum Mitteldeck quietschte. Die athletisch gebaute Gestalt von Sergeant Imar Arcus kam mit polternden Schritten die Treppe herab. Arcus stapfte schwerfällig auf Sörlund zu. Reif glitzerte auf seinem Raumanzug. Vor dem Major blieb er stehen und klappte den Druckhelm zurück. „Diese Sichelköpfe!" rief er unbeherrscht aus.
„Die haben mit ihren Treffer-Imitationen die Nebenschleuse beschädigt. Die Schotte sind derartig verzogen, daß ich sie nicht mehr dicht bekomme. Ständig zischt Luft aus dem Schiff!"
„Laß sie zischen!" spottete Hegha. „Es hört doch keiner."
Arcus wandte sich ihm zu. Seine ungewöhnlich breiten, derben Hände fuhren nervös durch sein kurzgeschnittenes rotes Haar.
„Du bist ganz still, Hegete! Du brauchst schließlich nicht draußen an der Hülle herumzukriechen und nachzusehen, ob wir noch in der Lage sind, eine Transmission zu überstehen. Putz du gefälligst deine Automatiken und laß uns in Ruhe!"
„Vertragt euch!" sagte Harper ruhig. „Außerdem erwarte ich deine Meldung, Imar!"
Sörlund blickte Arcus schläfrig an. Arcus holte tief Luft. Sein Brustkasten schien sich dabei an Umfang zu verdoppeln.
„Es sieht so aus, als hielte die ALTAI zusammen", brummte er mißmutig. „Es sieht nur so aus ...?" Sörlunds Ton war scharf geworden. Arcus seufzte. „Na schön. Halgor! Sie hält es durch.
Noch etwas?"
„Noch etwas ...?" Hegha lachte schrill. „Ob wir es auch durchhalten, fragst du wohl nicht. Halgor?"
„Wenn Allan D. Mercant uns ausgesucht hat, dann halten wir auch durch, Hegete!" Sörlunds tiefliegende, blaue Augen wurden hart. „Das Solare Imperium schickt keine Schwächlinge als Agenten zur nächsten Galaxis."
Hegha biß sich auf die Lippen. In seinem Gesicht arbeitete es.
Aller Zynismus war daraus verschwunden. Er trat ganz dicht an den Major heran und beugte sich vor. „Keine Schwächlinge, wie...?" flüsterte er heiser vor Erregung. „Aber ich sage dir. Halgor: Irgend etwas stimmt nicht mit uns! Fühlt ihr in euch nicht auch das dumpfe Gefühl? Meint ihr nicht auch manchmal zu spüren, daß der Hauch des Todes uns bereits gestreift hat?"
„Unsinn!" Sörlunds Stimme klang belegt. „Wir sind vollkommen gesund, Hegete. Wir sind die, die Mercant ausgeschickt hat!"
„Eben daran zweifle ich manchmal!" Hegha schüttelte sich. Er blickte sich furchtsam um, als könnten Unberufene ihm zuhören.
„Könnte es nicht sein, daß der Duplikator einen Fehler gemacht hat?" Die Männer schwiegen und sahen sich nicht an. Im stillen gestanden sie sich ein, ab und zu das gleiche vage Gefühl zu haben wie Hegete Hegha. Aber es war ein Gefühl, das sich nicht deuten ließ. Ein Knacken in der stehenden Interkomverbindung brach das Schweigen. Auf dem kleinen Bildschirm tauchte das maskenhaft lächelnde gelbe Gesicht von Leutnant Son-Hao auf, des fünften Mannes der Besatzung.
„Funkspruch von GREK-1. Die .Herren Agenten möchten so freundlich sein und ihre Plätze
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