0223 - Sie würfelten um unser Leben
weiß. Ich habe nichts damit zu tun.«
»Das wird sich herausstellen«, knurrte ich grimmig.
Er versuchte, Abstand zwischen sich und mich zu bringen. Er trat einen hastigen Rückzug hinter die Theke an. Langsam ging ich hinterher.
Seine schrägen Augen wurden rund vor Furcht.
»Ihr könnt mich nicht erpressen«, jammerte er. »Ihr dürft mich nicht schlagen! Ihr seid Beamte! Es ist verboten, Aussagen zu erpressen.«
»Verdammt, es ist mindestens so verboten, ein Mädchen umzubringen.«
»Aber… ich habe nicht… Ich schreie um Hilfe, wenn ihr mich schlagt.«
***
Er wich vor mir zurück, bis ihm das Ende der Theke Halt gebot.
»Wem hast du berichtet, dass die Polizei sich für Lil Reeswen interessiert?«
Es war eine ins Blaue abgeschossene Frage, aber ich sah, dass sie ins Schwarze traf. Sein Kinn klappte herunter. Ich tat noch einen großen Schritt auf ihn zu und schob eine Hand mit einer raschen Geste in die Tasche.
»Halt!«, schrie er auf. »Ich sage… alles!«
»Okay«, knurrte ich. »Dann los!« Und ich zog die Hand samt dem Zigarettenpäckchen aus der Tasche zurück, nahm selbst eine Zigarette, warf Phil eine zu und bot eine Coun an. Denn jetzt war der richtige Augenblick, freundlich zu ihm zu sein. Wenn die Angst eines Mannes ihren Höhepunkt überschritten und ihn an den Rand seiner Widerstandskraft gejagt hat, muss man schlagartig die Methode wechseln. Er wird dann alles tun und sagen, nur damit der andere, vor dem er sich fürchtet, so freundlich bleibt, wie er plötzlich geworden ist.
»Erzähl von Anfang an!«, befahl ich.
Coun nahm die Zigarette, entzündete sie aber nicht.
»Ein Mann kam in den Klub…«, begann er mit schwacher Stimme.
»Wann?«
»Vor gut vierzehn Tagen, vielleicht vor drei Wochen. Ich weiß es nicht mehr genau. Er setzte sich an einen Tisch, und als ich vorbeikam, hielt er mich fest und befahl mir, mich zu setzen. Ich tat es.«
»Ohne Widerspruch?«
Coun nickte.
»Warum?«
Er antwortete nicht gleich, und ich spürte, dass er nach einer Ausrede suchte.
»Kanntest du den Mann?«
»Nein«, stieß er hastig hervor, »aber… es war etwas in seiner Art.« Er sprach fließender, und ich wusste, dass ihm seine Ausrede eingefallen war.
»Ich wusste gleich, dass ich einen Gangster vor mir hatte. Erst glaubte ich, es handele sich um das Mitglied einer Racket-Gang, das mir den Schutz seines Vereins gegen Zahlung aufzwingen wollte, aber dann sagte der Mann: Ich interessiere mich für Lil Reeswen, das Girl, das bei dir arbeitet. Ich will wissen, wer mit ihr spricht. Versteh mich richtig! Deine Gäste interessieren mich dabei nicht, solange es sich um echte Gäste handelt. Aber wenn irgendwelche Burschen kommen sollten, die in dem Girl nicht eine Tischdame, sondern eine Quelle für Auskünfte sehen, dann will ich es wissen. Ich werde dich morgen Nacht regelmäßig anrufen, und du wirst mir sagen, ob etwas Besonderes mit dem Mädchen passiert ist.«
»Du versprachst das sofort?«
»Was sollte ich tun? Der Mann drohte mir. Spiel kein falsches Spiel mit mir, sagte er. Es würde dich verdammt teuer zu stehen kommen.«
»Sagte er auch, dass er damit rechnet, dass die Polizei sich mit Lil Reeswen beschäftigt?«
Coun senkte den Kopf. »Genau das sagte er. Wenn Bullen irgendeiner Sorte mit dem Girl sprechen, so will ich es wissen. Das waren seine Worte.«
»Du hast seine Befehle befolgt.«
Der Bursche nickte. »Er rief jede Nacht an. Meistens gegen Mitternacht. Manchmal rief er auch zwei- oder sogar dreimal in einer Nacht an. Er fragte immer nur kurz: Irgendetwas los? Ich konnte immer mit Nein antworten, bis zu jener Nacht, in der Sie, G-man, und Ihr Freund hier aufkreuzten. - Er rief ein oder zwei Stunden an, nachdem Sie gegangen waren, und ich antwortete auf seine Frage: Zwei Cops in Zivil haben mit Lil gesprochen. Er sagte nichts, sondern hängte sofort ein. Seitdem hat er nicht mehr angerufen.«
»Du elende Type«, knurrte ich. »Nicht genug damit, dass du nicht die Polizei benachrichtigt hast, du hast es nicht einmal gewagt, dem Mädchen eine Warnung zukommen zu lassen.«
»Doch…«, stammelte er. »Das habe ich getan. Ich…«
»Shut up!«, schnauzte ich ihn an. »Wenn du es getan hättest, so wäre sie jetzt nicht tot. Verschluck deine Lüge, denn du lügst, weil du weißt, dass sie nicht mehr sprechen kann. Beschreib uns den Mann!«
»Es war ein Kerl ungefähr so groß wie Sie, G-man. Er hatte ein kantiges Gesicht und eine bräunliche Hautfarbe, aber das
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