0224 - Fluch der Erdgeister
in den Weg legen…
...oder Nägel in die Reifen stechen, durchzuckte es ihn plötzlich. »Warum versuchten die Erdgeister, meine Ankunft zu verhindern? Ich wußte nichts von ihnen, es lag mir fern, mich an ihnen zu vergreifen.«
Der Alte lächelte.
»Du bist ehrlich«, sagte er. »Es lag dir fern. Jetzt nicht mehr. Jetzt willst du jene befreien, die dem Fluch zum Opfer fielen, und damit gegen den erklärten Willen der Geister handeln. Sie wußten es im voraus. Viele Dinge im Fluß der Zeit sind vorbestimmt und nicht zu ändern. Die Erdgeister wußten, was geschieht, und sie handelten vorausschauend. Du aber bist ein Meister.«
Zamorra holte tief Luft. Die Offenheit des Medizinmanns überraschte ihn. Er verheimlichte nichts, und Zamorra wußte, daß er nicht log. Das Amulett hätte ihn darauf aufmerksam gemacht.
Er beschloß, eben so offen zu sein.
»Du hast Recht. Ich will sie befreien, um jeden Preis. Ich lasse es dabei auf eine Auseinandersetzung mit den Erdgeistern ankommen. Dafür verspreche ich dir und ihnen, daß sich der Frevel jener Verfluchten nicht wiederholen wird.«
»Auch ohne dein Versprechen wird er sich nicht wiederholen«, sagte der alte Mann ruhig.
»Muß immer Böses mit Bösem vergolten werden?« fragte er leise. »Mbus, zeige mir den Weg zu den Verfluchten. Dann wird sich zeigen, ob die Erdgeister auf ihrem Fluch beharren oder sie wieder freigeben.«
Mbus senkte den Kopf.
»Ich betrauere dich, Meister«, sagte er betrübt. »Ich weiß, daß ich dich nicht hindern kann, diesen Weg zu verfolgen. Doch er führt in den Untergang. Vielleicht kommst du schon zu spät. Ist das dir wert, die andere Spur zu verlieren, der du nachgehst?«
»Andere können sie für mich verfolgen«, sagte Zamorra. »Du weißt, daß ich den Wer-Löwen suche?«
»Den Wer-Löwen«, echote der Alte. »Wir wissen von ihm. Doch die Erdgeister schützen uns und verhindern, daß er seine Opfer in diesem Dorf holt.«
»Ich hielt erst dich für den Wer-Löwen, Mbus«, sagte Zamorra ernst. »Aber nun bin ich sicher, daß du es nicht bist. Die silberne Scheibe hätte es mir längst gezeigt.«
Mbus lächelte. Der Blick aus seinen blinden Augen ließ Zamorra erschauern.
»Du bist der Spur bis fast an ihr Ende gefolgt«, sagte der Medizinmann. »Der Wer-Löwe lebt in diesem Dorf.«
»Wer ist es?« fragte Zamorra erregt.
»Ich weiß es nicht«, sagte Mbus.
***
Joern Skagen erwachte. Sein zerschlagenes Gesicht schmerzte, und unter seiner Schädeldecke rumorte ein gewaltiger Hornissenschwarm. Langsam öffnete er die Augen.
Er lag in lockerem Sand und starrte in einen roten Himmel.
»Rot?« murmelte er überrascht. »Wie kann der Himmel rot sein? Was ist denn jetzt kaputt?«
Er stützte sich auf die Ellenbogen. Stechender Schmerz durchzuckte ihn. Dieser verdammte Zamorra und das Mistweib bei ihm! Und zum Schluß mußte Craft ihm den Rest gegeben haben.
»Keinen Pfennig kriegst du von mir, du verdammter Hund«, murmelte der Fotograf. Seine abstützenden Hände sanken in den lockeren Sand ein. Er war so rötlich wie der Himmel, an dem eine weiße Sonne stand.
Sie strahlte heiß. Viel zu heiß dafür, daß es Abend wurde. Hier war doch etwas faul!
»Wo bin ich?« fragte er laut.
Aber niemand gab ihm Antwort.
Da kam er mühsam auf die Beine. Sofort sank er ein. Ein böser Verdacht durchzuckte ihn. Lag er auf Fließsand? Vorhin, als sein Gewicht sich auf eine größere Fläche verteilte, schwebte er auf dem Sand. Jetzt sank er ein!
Zentimeter um Zentimeter!
Hastig setzte er sich in Bewegung, kam aus dem roten Sand frei. Jeder Schritt schmerzte. Tausend winzige Teufelchen saßen unter seiner Schädeldecke und klopften mit winzigen Hämmerchen daran herum, um sie aufzumeißeln. Zamorras Schläge hatten es in sich.
Aber diese Hitze! Warum war es so fürchterlich heiß?
Und wieder sank er ein, als er stehenblieb. Kalte Angst überfiel ihn. Er mußte in Bewegung bleiben, bis er festeren Grund fand. Aber wann würde das sein?
Ringsum war nur - Wüste!
Rote Sandwüste, so weit das Auge reichte. Kein Baum, kein Strauch. Und trotz der flirrenden Hitze nicht einmal eine Luftspiegelung! Keine Fata Morgana!
Aber da war etwas anderes.
Von links kam es heran, obgleich kein Lüftchen wehte, das diese Bewegung verursachen konnte.
Eine riesige Wanderdüne schob sich mit erschreckendem Tempo auf Joern Skagen zu.
Sie würde ihn überfluten, mit sich reißen, vergraben, ersticken lassen…
Panische Angst sprang ihn an. Er wollte
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