0225 - Blüten mit dem Todeszeichen
wurde.«
»Das stimmt ungefähr. Als er verhaftet wurde, 1935, war ich ja noch ein ganz kleines Kind. Aber später fing ich an, mich für sein Schicksal zu interessieren. Ich besorgte mir alte Zeitungen. Es war schrecklich, was ich da lesen mußte. All die furchtbaren Dinge, die meinem Bruder zur Last gelegt wurden. Ich bekam so etwas wie ein Schuldgefühl. Immerhin war er mein Bruder. Und… es ist schwer zu erklären. Ich dachte, als Privatdetektivin könnte ich gewissermaßen einiges von dem gutmachen, was er angerichtet hat…«
»Ich verstehe«, nickte Phil ernst. »Und Sie haben ja mit diesem Vorsatz auch einigen Erfolg erzielt.«
»Inwiefern?«
»Na«, lachte Phil, »in einer ganz bestimmten Sache waren Sie doch gescheiter als der ganze FBI! Denken Sie an diesen Banküberfall Ecke Gold Street und Maiden Lane. Die Geschichte, für die man sogar Ihren Bruder verantwortlich machen wollte, obgleich der doch erst einen Tag später aus dem Zuchthaus entlassen wurde, also gar nichts damit zu tun haben konnte! Wir suchten uns die Augen aus dem Kopfe — und dann kamen Sie und sagten, bitte schön, da und da, zu der und der Zeit könnt ihr die ganze Bande abholen. Wir gingen hin und fanden die Bande tatsächlich. Wenn das kein Erfolg ist?«
Isabell Clifford lächelte. Ein klein wenig Stolz schwang in diesem Lächeln mit. Es war nur natürlich.
»Das ist sogar der Grund, weshalb ich Sie aufgesucht habe, Mister Decker«, sagte sie mit gesenktem Kopfe. »Um überhaupt herauszufinden, wo sich die Bands versteckt hielt, mußte ich allerlei Geld ausgeben. Bevor man von einem Soitzel so etwas erfährt, muß man schon mit recht beträchtlichen Summen winken.«
»Zweifellos«, stimmte Phil zu. »Wir merken es selbst immer wieder, daß unser Etat für solche Zwecke viel zu gering ist,«
»Ich hätte dieses Geld für meinen Gewährsmann nie ausgegeben«, fuhr Isabell Clifford fort, »wenn die Bank nicht diese Belohnung von fünfzigtausend Dollar ausgesetzt hätte, so daß ich sicher sein konnte, das Geld wieder hereinzubekommen. Ich habe kein Vermögen, ich muß von dem leben, was mein Beruf mir verschafft.«
»Will Ihnen denn die Bank die Belohnung nicht geben?« fragte Phil verdutzt.
»Doch, schon, aber man ist dort auf einmal sehr bürokratisch. Der Direktor verlangt von mir, daß ich den Nachweis erbringe, daß das FBI den Rest der Bande nur auf Grund meiner Information verhaften konnte.«
»Nichts leichter als das!« sagte Phil bereitwillig. »Es ist eine Tatsache, daß wir ein paar von den Burschen bekamen. Vom Verbleib der anderen hatten wir keinen blassen Schimmer, als Sie uns den Tip gaben, der zur Verhaftung aller anderen führte. Das will ich dem Bankdirektor gerne sagen. Es ist zwar nicht schmeichelhaft für das FBI, aber es ist nun einmal so gewesen. Kommen Sie mit runter ins Office, ich rufe sofort die Bank an.«
Isabell Clifford hob ihr hübsches Gesicht.
»Das ist sehr freundlich«, sagte sie und legte einen Augenblick ihre Hand auf Phils Finger. »Wirklich, das ist sehr freundlich, Mister Decker. Sie helfen mir, ein gutes Geschäft zu machen.«
»Ehre, wem Ehre gebührt!« lachte Phil. »Die Bank soll die Fünfzigtausend ruhig ausspucken. Immerhin bekam sie die Hälfte des erbeuteten Geldes zurück. Hätten wir Ihren Tip nicht erhalten und die Burschen vielleicht erst nach ein paar Wochen ausfindig gemacht, wäre von der Beute vielleicht überhaupt nichts mehr dagewesen. Also soll die Bank ruhig ihr Versprechen halten und die Belohnung an Sie auszahlen. Sie haben sie verdient.«
Im Office telefonierte Phil mit dem Bankdirektor in der Downtown. Er bestätigte, daß das FBI die Bande einzig und allein durch den Tip der Privatdetektivin Isabell Clifford hatte ausheben können und daß diese folglich einen berechtigten Anspruch auf die ausgesetzte Belohnung habe. Der Bankdirektor schien von dieser Bestätigung nicht sehr erbaut zu sein, versprach aber, daß man den Betrag umgehend auf Miß Cliffords Konto gutschreiben würde.
»Morgen früh steht die Summe auf der Haben-Seite Ihrer Kontokarte«, sagte Phil, als er den Hörer auflegte. »Gratuliere, Miß Clifford.«
Sie gab ihm die Hand.
»Danke«, sagte sie herzlich. »Vielen Dank, Mister Decker. Sie —?«
Phil stieß einen schnellen Pfiff aus. »Kein Wort weiter!« warnte er. »G-men werden vom Staat für ihre Arbeit bezahlt und dürfen keine Belohnungen annehmen — außer Orden, mit denen man nichts anfangen kann. Es war mir ein Vergnügen,
Weitere Kostenlose Bücher