0225 - Mord-Insekten
hatte Shawn Braddock den Graben geschafft, ein zweites Mal packte er ihn nicht mehr.
Der LKW stellte sich an wie ein störrischer Esel. Plötzlich bockte er, schüttelte sich, irgendwo krachte etwas, Blech bog sich, riß vielleicht, und dann legte sich der Koloß unendlich langsam auf die linke Seite.
Es geschah wie im Zeitlupentempo, wir sahen alles, denn wir waren mitgelaufen und mußten auch das Ende erleben.
Schwer krachte der LKW zu Boden.
Es gab einen dumpfen Knall, der Aufprall schüttelte ihn durch, Staub wallte hoch, die Räder drehten sich, der Motor heulte übertourig und verstummte plötzlich.
Aus…
Hatten wir es gepackt?
Beide rannten wir mit langen Schritten auf den Wagen zu. Wir wollten sehen, was mit Braddock war und hätten lieber an der Rückseite bleiben sollen, denn von der Wucht des Aufpralls hatten sich die beiden hinteren Türhälften aus ihrem Schloß gelöst und waren aufgesprungen.
Doch nicht nur sie.
Auch die Käfigtüren waren nicht stabil, als daß sie dem Druck standgehalten hätten. Sie waren ebenfalls aufgesprungen, so daß die Monstren freie Bahn hatten.
Sie verließen ihr Gefängnis, denn inzwischen waren die vier mutierten Arbeitsbienen und auch die unheimlich aussehende Königin aus ihrer Betäubung erwacht.
Wie gesagt, das alles sahen wir nicht, denn wir konzentrierten uns zu sehr auf Braddock.
»Ich hole ihn mir!« rief Suko, zog sich an der Kabine hoch und umklammerte den Türgriff. Es war der rechte, also der der Fahrerseite. Suko wuchtete ihn nach unten, und es gelang ihm tatsächlich, die Tür beim zweiten Versuch aufzureißen.
Der Gegenschwung riß ihn von den Beinen. Als Suko fiel, war ich da und enterte das Fahrerhaus.
Ich sah Braddock. Oder vielmehr sein Gesicht und war entsetzt.
Er schaute mich über den Sitzrand hinweg an, ich las den Wahnsinn und die Besessenheit in seinen Augen und sah, da die Kabinenbeleuchtung brannte, seine gelblich schimmernde Hautfarbe und hörte auch die schrecklichen Geräusche, die er ausstieß.
Ein feines Brummen, ähnlich wie es die Bienen machen, um sich zu verständigen. Auch entdeckte ich seltsame Härchen auf seiner Haut, einen sehr spitzen Mund, aus dem die Zunge zuckend hervorgestoßen wurde, wobei seinen gesamten Schädel ein schneeweißer Haarkranz umloderte.
Ich zog mich höher, denn ich wollte ihn lebend haben und kassierte einen Schlag ins Gesicht.
Er hatte gut getroffen, denn der Hieb traf meine Nase. Ich spürte einen scharfen Schmerz, danach das Brennen und merkte, wie etwas aus den Nasenlöchern rann, über die Oberlippe und in meinen Mund lief.
Blut!
Auch Braddock hatte es gesehen, und er lachte kreischend auf, denn jetzt wollte er mir den Rest geben, aber nicht mit den Fäusten, sondern mit einem Schraubenschlüssel, der sich in der Fahrerkabine befunden hatte.
Er umklammerte ihn mit der rechten Hand, während er sich mit der anderen abstützte. Beide Hände konnte ich sehen. Mir fielen die schmalen, dünnen Finger auf, auch ihre Haut zeigte einen gelblichen Ton, der schon einen Stich ins Grüne bekam, und ich sah ebenfalls die feinen Härchen auf den Fingern wachsen.
Er holte aus.
Weit konnte er sich nicht nach hinten lehnen, und doch kam der Schlag hart und blitzschnell.
Es gelang mir im letzten Augenblick, den Kopf einzuziehen. Dicht an meinem Ohr wischte der Schraubenschlüssel entlang und hieb auf das Sitzpolster.
Dann packte ich zu.
Ich hatte alles in diesen Griff gelegt. Härte und Schnelligkeit. Mir gelang es, die Hand mit dem Schraubenschlüssel zu umklammern, und eisern hielt ich sie fest. Ich wollte dem anderen keine Chance zu einem zweiten Schlag lassen, sondern ihn kurzerhand mitziehen und vielleicht aus dem Wagen schleudern.
Es wurde ein verbissener Kampf. Er gab nicht nach, ich ebenfalls nicht. Braddock schrie, ich keuchte. Obwohl mein Gegner wesentlich älter war als ich, besaß er überraschend starke Kräfte.
Wahrscheinlich wurden sie aus der Verzweiflung heraus geboren, so daß es keinen schnellen Sieger bei dieser Auseinandersetzung gab.
Mit den Füßen versuchte ich den nötigen Halt zu finden, um eine Grundlage zu bekommen, doch soweit schaffte ich es nicht, denn Sukos Alarmschrei erreichte mich.
»John, die Bienen!«
Seine Warnung schwang noch in der Luft, als mir ein kalter Schauer über den Rücken lief. Unbewußt lockerte ich auch meinen Klammergriff. Diese Chance ließ sich mein Gegner nicht entgehen, er kam frei und drosch sofort wieder zu.
Da allerdings war ich
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