0225 - Mord-Insekten
würde. So schnell wie dieser unförmige Koloß war ich schon lange.
Wieder gab ich Gas.
Und der Bentley gehorchte prima. Ja, ich kam gut heran, Suko hatte, sich ebenfalls aus dem Fenster gebeugt, schußbereit die Beretta, die Mündung leicht gesenkt, so daß er unter Umständen Glück hatte und die Reifen traf.
Da spielte uns das Schicksal einen Streich.
Zuerst traf es den Lastwagen. Beide sahen wir, daß er in die Höhe geschleudert wurde, als hätten unsichtbare Hände ihn angehoben, Mit dem Heck stieg er hoch, dann bockte er wie ein störrischer Gaul, schleuderte und kippte gleichzeitig nach links, aber er fing sich wieder.
Ich reagierte zu spät. Vielleicht hätte ich es durch ein Zurücknehmen der Geschwindigkeit noch geschafft, oder auch durch ein plötzliches Bremsen, aber beides war nicht möglich, und so erwischte der Graben uns ebenfalls.
Es war wie bei einer Fußballmannschaft, die 89 Minuten gekämpft hat und dann ein Gegentor bekommt. Plötzlich war die Luft weg, das Ziel verschwand, und die guten 89 Minuten waren vergessen.
So erging es auch uns.
Der Schlag traf den Silbergrauen, als ich mich noch auf den LKW konzentrierte. Vielleicht war es bei uns nicht so schlimm, trotzdem wurden wir durchgeschüttelt, erst in die Höhe geschleudert, stießen gegen den Wagenhimmel, rutschten wieder zurück, sprangen abermals hoch und mußten mit ansehen, wie der Bentley nach vorn kippte und gleichzeitig ein schmerzerfülltes Stöhnen ausstieß, wie ein Leidender, den es erwischt hatte.
Dann stand der Wagen.
Im Graben wohlgemerkt, dazu noch schräg, und die Hinterräder drehten durch.
Ich hatte den Motor abgewürgt. Eine beinahe gespenstische Stille umgab uns, die vielleicht zwei Sekunden anhielt, denn so lange dauerte es, bis wir uns gefangen hatten.
Als diese Spanne vorbei war, da schaute ich wieder den LKW an.
Er hatte es geschafft und befand sich vor uns auf einer schmalen Straße, die zwei Äcker voneinander trennte. Allerdings war es Shawn Braddock nicht gelungen, den Wagen noch so herumzuziehen, daß er mit allen vier Rädern auf dem Weg blieb.
Jeweils das rechte Vorder- und Hinterrad befand sich im Graben.
Und der war tief.
Braddock würde Mühe haben, sein schweres Fahrzeug dort heraus zu manövrieren.
War das unsere Chance?
Uns war nichts passiert, und an Aufgabe dachten wir noch lange nicht. Nein, Braddock mußte gestellt werden, dafür wollte ich unter allen Umständen sorgen.
Fast synchron stießen wir die Wagentüren auf. Ich spritzte rechts, Suko links aus dem Wagen.
Braddock versuchte alles. Er mußte seinen Fuß auf das Gaspedal gesenkt haben, denn der LKW beschleunigte plötzlich, obwohl er sich in einer so schiefen Fahrlage befand.
Er wurde schnell.
Und wir rannten.
Auch ich hatte jetzt meine Beretta gezogen. Wir sprinteten hinter dem schlingernden Wagen, der mal nach rechts, dann wieder nach links abgedrängt wurde, her, doch Braddock schien es leid zu sein, immer über die Felder zu fahren, er wollte auf die Straße.
Als der schwere Lastwagen auf den Weg holperte, da versuchten wir es. Ich blieb stehen, während Suko aus vollem Lauf abdrückte und ebenfalls schräg nach unten hielt, wo sich die beiden Hinterreifen drehten.
Fast gleichzeitig blitzten unsere Waffen.
Es waren peitschende Schüsse, die selbst noch das laute Motorengeräusch übertönten, und die auch ihr Ziel fanden.
Wer von uns die Reifen getroffen hatte, spielte keine Rolle. Für uns zählte allein die Tatsache, daß es geschehen war, und wir erlebten in den nächsten Sekunden Braddocks verzweifelten Versuch, seinen Wagen und damit sich selbst zu retten…
***
Niemand von uns wußte, ob er die Schüsse vernommen und ob er überhaupt gewußt hatte, was da geschehen war. Auf jeden Fall gab er Gas, fuhr weiter, unsere Hoffnungsblase schien schon zu platzen, als es ihn dennoch erwischte.
Zuerst schlingerte der Wagen.
Nach rechts drohte er auszubrechen. Braddock steuerte gegen. Es gelang ihm, das schwere Gefährt wieder unter Kontrolle zu bekommen, doch einen Herzschlag später driftete der LKW nach links.
Dann gab Braddock Gas.
Ein Fehler.
Plötzlich packten die Reifen nicht mehr, das schwere Fahrzeug wurde herumgeschleudert, geriet an den Straßenrand und damit wieder in die Nähe des Grabens.
Die beiden langen Lichtstrahlen führten einen irren, bizarren Tanz auf. Das weiße Licht hüpfte über die Felder, als wollte es der sich anbahnenden Katastrophe eine zusätzliche Beleuchtung geben.
Einmal
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