Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0227 - Gefangen in der Totenstadt

0227 - Gefangen in der Totenstadt

Titel: 0227 - Gefangen in der Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
Vom Netzwerk:
auf Château Montagne, den Zamorra in seiner spärlichen Freizeit eifrig nutzte, trug dazu bei, daß er seine körperliche Konstitution wahrte.
    So belebend das aus der Düse sprühende Wasser auf ihn gewirkt hatte, nun forderte der Körper sein Recht. Eine bleierne Müdigkeit überfiel ihn.
    Er ging zurück in das Zimmer und ließ sich wohlig aufstöhnend auf das weichgepolsterte Bett niedersinken.
    In diesem Augenblick begann das Amulett, sich zu erwärmen…
    ***
    In dem großen Raum waren ungefähr fünfzig Kapuzengestalten versammelt. Beim Eintritt der Männer, die das Opfer vor sich herschoben, drehten sich alle zu ihnen um. Wie Gestalten, die den Gräbern entstiegen waren, erschienen sie dem Mädchen.
    Dann entdeckten seine Augen in der Mitte des Raumes einen roh behauenen Stein.
    Der Altar! Der Opferstein!
    Mehrere Hände griffen zu und hoben Sandra Jamis empor. Sie spürte, wie ihr die Disco-Kombination und das, was sie sonst noch trug, ausgezogen wurden. Der kalte Stein ließ eine Gänsehaut über ihren nackten Körper kriechen.
    Wie auf ein geheimes Zeichen erklang der Gesang wieder. Er schwoll an wie das Meer bei Beginn eines Orkans.
    »Caelo tonantem credidimus Iovem regnare!« - »Im Himmel herrscht, so ist unser Glaube, der Donnerer Jupiter.«
    Dumpf hallte das heidnische Glaubensbekenntnis von den Wänden wider. Alle Kraft mußten vier Männer aufbieten, um das sich auf dem Altar windende Mädchen zu halten.
    Aus den Falten seines Gewandes zog Claudio Sejano etwas hervor. Sandra Jamis stieß ein herzerweichendes Schluchzen aus, als sie sah, daß die fleischlose Hand Sejanos einen leicht gekrümmten, rasiermesserscharf geschliffenen Dolch über ihr schwang. Nur noch wenige Augenblicke, dann würde der Stahl sich in ihre Brust senken.
    »Nein! - Nicht! - Bitte, bitte nicht!« stammelte sie.
    »Montium custos nemorumque, virgo!« sang Claudio Sejano pathetisch und führte mit dem Dolch weihevolle Bewegungen aus. »Diva triformis!« - Jungfräuliche Beschützerin der Berge und Wälder. Dreigestaltige Göttin!
    Und die Versammlung antwortete in murmelnder Litanei, während kahlköpfige Kapuzenmänner, die offensichtlich niedere Priesterämter ausführten, kleine Metallgefäße schwangen.
    Betörender Duft von Weihrauch, der aus den Gefäßen in dichten, dunklen Wolken drang, lag in der Luft.
    Langsam senkte sich die nadelgleiche Spitze des Messers auf die bebende Brust des Mädchens. Schon spürte Sandra Jamis, wie die Spitze des Dolches sie berührte.
    In diesem Augenblick geschah das Wunder.
    »Halt! Jetzt geht der Spaß zu weit!« Wie das Knallen einer Peitsche hallte die Stimme durch den Raum. Alle Köpfe der Anwesenden fuhren herum.
    »Gigli!« wurde ringsumher geflüstert. »Antonio Gigli. Der Meister!«
    Claudio Sejano wirbelte herum. Sein ganzes Wesen glich einem Leoparden, der beim Fraß gestört wird. Drohend lag der Dolch in seiner Faust.
    »Jupiter verlangt keine Menschenopfer!« donnerte Giglis Stimme. Denn der Italiener war zwar ein Betrüger, der leicht zu Geld kommen wollte. Aber hier, durch seine Idee, einen Mord auf sein Gewissen zu laden, das wollte er nicht.
    »Misch dich nicht ein, du Narr!« fauchte Claudio Sejano. »Dieses Opfer ist für einen Größeren als Jupiter bestimmt.«
    Der Dämon sah ein, daß er schnell handeln mußte. Denn durch die Worte des Anführers verunsichert, hielten die Männer Sandra Jamis nicht mehr richtig fest. Dennoch gelang es dem Mädchen nicht, sich aus den Griffen herauszuwinden.
    Sejano wirbelte herum. Hoch blitzte der Dolch in seiner Hand. »Asmodis!« kreischte er. »Nimm das Opfer einer makellosen Jungfrau an… !«
    In diesem Augenblick handelte der Italiener. Ein rascher Griff in die Kutte, dann glänzte etwas mattschwarz in seiner Hand.
    Krachend spie der kleinkalibrige Revolver Feuer.
    Claudio Sejano stieß einen wilden Schrei aus. Das Messer klirrte zu Boden. Und dami ging ein Stöhnen durch die Reihen der Versammelten.
    Es war kein Blut, was da aus der zerschossenen Hand Sejanos tropfte. Eine klebrige grüne Substanz quoll träger hervor.
    »Das… das ist nicht möglich!« stotterte Gigli. »Das Blut… Das ist kein Blut… Du bist kein Mensch, Sejano…!«
    »Richtig, du Narr!« fauchte der Dämon. »Ich diene unserem großen Vater in der Tiefe. Und nun spüre seine Macht!«
    Während Sejano noch redete, hatte sich die offene Wunde an seiner Hand bereits wieder geschlossen. Die Finger auf eine eigentümliche Art verkrümmt, wies der Dämon

Weitere Kostenlose Bücher