0227 - Stellas Rattenkeller
vor dem Abschied gelautet. Furchtbar aufgeregt war sie gewesen, denn Rocky Koch war ihr gewissermaßen ans Herz gewachsen. In seine Behandlung hatte Stella Murdock alles hineingelegt, zu dem sie fähig war.
Der Professor wandte sich wieder um und wollte das Büro verlassen. Auf halbem Weg zwischen Schreibtisch und Tür blieb er stehen, da das Telefon läutete.
Das war die direkte Durchwahl, denn eine kleine Lampe flackerte neben dem Telefon.
Gardener runzelte die Stirn. Sehr vielen Menschen war die Nummer nicht bekannt. Er war wirklich gespannt, wer ihn da sprechen wollte und hob ab.
»Ja?«
»Hallo, Doc.«
Gardener lächelte. So nannte ihn eigentlich nur eine. Das war Stella Murdock.
»Wie geht es Ihnen, Stella? Haben Sie Sehnsucht nach der Klinik? Bekommt Ihnen der Urlaub nicht?«
»Machen Sie keine Scherze, dazu bin ich nicht aufgelegt. Es geht um ernstere Dinge.«
»Reden Sie!«
»Die beiden Männer hatten mit Ihrem Verdacht recht, Doc. Ich habe einiges mit den Ratten zu tun…«
»Moment, Moment.« Der Professor spielte mit dem Telefonkabel, da er plötzlich sehr nervös war. »Was sagen Sie da?«
»Die Polizisten sind nicht umsonst gekommen. Sie haben die Spur gut gefunden und sie wissen, daß ich hinter dieser kleinen Rattenplage stecke. Aber ich konnte nicht anders. Rocky Koch hat mich fasziniert, eingefangen, verstehen Sie.«
»Nein.«
»Ist auch nicht wichtig, Doc. Auf jeden Fall wird es jetzt ernst. Nun diktiere ich die Bedingungen.«
Gardener war durcheinander. Aber er ahnte, daß er sich in Stella sehr getäuscht hatte. Sie war eine andere, und sie redete auch mit einer anderen Stimme. Längst klang ihre nicht mehr so weich oder verständnisvoll, sondern hart, fordernd, metallisch.
Und sie stellte ihre Bedingungen. Glasklar sagte sie dem Professor jedes Wort. Der wurde blasser und blasser.
»Nein!« rief er schließlich und ließ sich auf seinen Schreibtischsessel fallen, »das ist unerfüllbar, Stella. Wie stellen Sie sich das vor?«
»Wollen Sie dafür die Schuld tragen, wenn zahlreiche Menschen unter den Rattenbissen sterben?«
»Aber ich kann es nicht…«
»Sie können, Doc. Und schlagen Sie sich die beiden Bullen aus dem Kopf. Die habe ich erledigt, vielmehr meine kleinen Freunde haben das getan. Sie werden kommen, Doc. Das Ziel habe ich Ihnen gesagt und den Zeitpunkt auch. Mehr gibt es nicht zu besprechen!«
Nach diesen Worten legte die Murdock auf und ließ einen völlig konsternierten Professor Gardener zurück, der sich fassungslos gegen den Kopf schlug und hinter dessen Stirn sich die Gedanken jagten.
Was sollte er tun? Einem ersten Impuls folgend, wollte er zum Telefon greifen, um die Polizei zu benachrichtigen, dann jedoch dachte er wieder an die Bedingungen, die Stella Murdock gestellt hatte. Konnte er es wirklich riskieren, das Leben von Hunderten in Gefahr zu bringen?
Nein, auf keinen Fall. So sehr er auch überlegte, er mußte sich dem Diktat der Stella Murdock beugen.
Müde erhob er sich hinter seinem Schreibtisch. Er griff in die Tasche und holte einen Schlüssel hervor.
Es war der, der zu Rocky Kochs Tür paßte…
***
Auch Suko kämpfte verzweifelt. Er wußte, daß es ums nackte Leben ging, denn die Ratten waren in der zigfachen Überzahl.
Wenn er oder John einmal am Boden lagen, dann hatten sie verloren und würden zu Opfern dieser unheimlichen Nager.
Sukos rechter Arm befand sich in permanenter Bewegung. Immer wieder zuckte die Klinge mit dem Messer vor, traf kleine Körper, die gegen den Chinesen hechteten und zerstörten sie.
Längst war er mit Blut bespritzt. Das Rattenblut hatte einen roten Film auf seine Hand und den Unterarm gelegt, es saugte sich im Stoff des Ärmels fest, und ein seltsamer Geruch breitete sich aus, der dem Chinesen widerlich süß in die Nase stieg.
Trotz seiner Bemühungen, gelang es den Nagern immer wieder, ihn anzuspringen und die spitzen Zähne in seine Kleidung zu schlagen. Aber nicht nur das. Sie zerrissen die Kleidung auch, zerbissen sie voller Wut, um an die Haut und damit auch an das Blut zu kommen, daß sie noch rasender machte.
Die Übermacht wurde erdrückend. Auch Suko geriet in Gefahr zu stürzen. Von der Tür wurde er immer weiter abgedrängt, er konnte dagegen nichts tun, denn den Ratten gelang es immer wieder, sich unter seine Schuhe zu schieben.
Und da hörte er John Sinclair schreien!
Es war ein gellender Hilfeschrei, der in Sukos Ohren gellte, und der Chinese erkannte auch sehr schnell den Grund.
John
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