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0227 - Vier Killer kennen keine Gnade

0227 - Vier Killer kennen keine Gnade

Titel: 0227 - Vier Killer kennen keine Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vier Killer kennen keine Gnade
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durch den ganzen langen Korridor zurück zum südlichen Ende, um die dort gelegene Toilette zu untersuchen. Als wir damit fertig waren, tauchten in den Treppenaufgängen die ersten Polizisten von unten her auf.
    »Sechzehnte und siebzehnte Etage sind durchkämmt«, meldeten sie. »Dort kann er nicht stecken.«
    Vielleicht war er inzwischen nach oben entwichen. Das würden wir bald wissen. Ich wollte mich gerade nach den Abriegelungsmaßnahmen in der zwanzigsten Etage erkundigen, als nicht weit von uns eine Tür auf ging. Die Frau, die wir vorhin schon gesehen hatten, kam heraus. Sie war sehr blass und unruhig. Ohne uns eines Blickes zu würdigen, lief sie zur nächsten Tür, riss sie auf, und streckte den Kopf in den Spalt, sah sich um und lief auch schon weiter zur nächsten Tür. Kaum hatte sie diese vor unseren erstaunten Augen auf gerissen, da stieg aus den Tiefen ihrer Kehle ein schriller, gellender Schrei.
    Ich sprang vor. Über die Schulter der Frau hinweg, blickte ich in den Raum. Es war ein Büro, wie es einige hundert von dieser Art in diesem Hause gab. Am Fenster stand ein Schreibtisch. In dem Drehstuhl dahinter saß ein verhältnismäßig junger Mann. Auf seinem Schoß hockte ein etwa sechsjähriger Junge und betrachtete aufmerksam die Pistole, die ihm der junge Mann erklärte. Jetzt blickte der Junge aufmerksam zu der Frau hin und fragte verständnislos:
    »Warum schreist du den so Mammy? Der Onkel hat mir doch nur seine Pistole gezeigt. Es ist eine richtige Pistole, Mammy, keine Wasserpistole. Und geladen ist sie auch. Mit richtigen dicken Patronen.«
    Er sagte es mit dem Interesse, den kleine Jungen oft Schußwaffen entgegenbringen. Und an der ganzen Sache wäre auch weiter nichts Bedenkliches gewesen… wenn der Mann nicht das Gesicht des Kindesmörders Cuffersonich gehabt hätte. Er hatte den irren, flackernden Blick eines Mannes, der seit sechsunddreißig Stunden erbarmungslos gehetzt wird und keinen Ausweg mehr sieht.
    ***
    Herbert Newman spürte in seinem Kopfe ein bohrendes Stechen, während zugleich Motoren in seinem Gehirn auf höchsten Touren zu laufen schienen.
    Er ächzte und stöhnte wobei ihm ganz fern bewusst wurde, dass seine Kehle wie ausgedörrt war.
    »Wa-wasser…«. lallte er.
    Aber da war niemand, der ihn hätte hören können. Er lag vierzig Yard unterhalb der Straße im felsigen Geröllfeld. Seinen Hut hatte er beim Sturz verloren, die Sonne brannte in mörderischer Glut auf seinen ungeschützten Kopf. Sein Körper gab keinen Tropfen Schweiß mehr her. Er war völlig ausgedörrt.
    Newman phantasierte. Er hatte zwei Rippen gebrochen, schwere Prellungen fast am ganzen Körper, und er war nicht mehr allzu weit von einem Sonnenstich oder einem Hitzschlag entfernt. Stöhnend wälzte er sich in eine andere Lage, aber die kleine Anstrengung ließ ihn auf schreien. Wild tobten die Schmerzen durch seinen gemarterten Körper.
    Vor seinen Augen bildeten sich immer wieder Sterne, die in einen bodenlosen Abgrund sanken und dort in einer violetten Tiefe verschwanden. Aber gleich darauf waren schon wieder neue Sterne da, die wieder im Violetten versanken und neugeboren wurden in einem endlosen Kreislauf der Qualen.
    Irgendwann hatten sich die angeschlagenen Lebensgeister so weit gesammelt, dass sein Gehirn wieder schwach zu arbeiten begann.
    Reiß dich zusammen, alter Junge…, sagte eine noch sehr zaghafte Stimme in seinem Hirn. Reiß dich gefälligst zusammen. Nur wer sich selbst aufgibt, ist verloren. Und du wirst verloren sein, wenn du dich hier nicht zusammenreißt. Die Sonne wird dir den letzten Tropfen Blut aus den Adern glühen, wenn du nicht noch so viel Energie aufbringst, wenigstens bis runter in den Schatten und an den Bach zu kriechen. Hörst du denn das Plätschern nicht, du Narr? Da liegst du hier herum und lässt dich rösten und lallst nach Wasser - und ein paar Schritte weiter plätschert der Bach, der eiskalt und frisch aus den Bergen kommt…
    Newmans staubverkrustetes Gesicht verzog sich zu einem schwachen Grinsen. Allein der Gedanke an einen frischen, kalten Bergbach hatte schon etwas Belebendes. Aber natürlich gab es hier keinen Bach. In dieser Einöde gab es bestimmt keinen Bach. Das war nur eine Vision seiner gequälten Sinne, die ihm das vorgaukelten, was sein Körper so dringend brauchte. Selbstverständlich war das eine Illusion. Einen Bach gab es bestimmt nicht.
    Er dämmerte für ein paar Minuten in das unbekannte Reich hinüber, das zwischen Schlaf und halber

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