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0227 - Vier Killer kennen keine Gnade

0227 - Vier Killer kennen keine Gnade

Titel: 0227 - Vier Killer kennen keine Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vier Killer kennen keine Gnade
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Bewusstlosigkeit lag. Aber er kam aus diesem gefährlichen Reiche zurück ins wache Bewusstsein. Er hörte jetzt deutlicher als zuvor ein leises Plätschern.
    Zum ersten Male schlug er die Augen auf. Gelbe und rote Kreise weiteten sich rasch aus, bis sie sein Blickfeld sprengten. Aber dann waren längst neue Ringe da und immer neue. Wie die kreisförmigen Wellen, die auf einem ruhigen See auseinander laufen, wenn man einen Stein in die ungetrübte Oberfläche warf. Nur ganz langsam verblassten die Ringe, und dafür traten die wirklichen Dinge seiner Umgebung in sein Blickfeld. Zuerst noch verschwommen und unklar, bald aber an Konturen gewinnend und schließlich in ihrer ganzen Deutlichkeit.
    Und da gab es keinen Zweifel mehr. Dort, nur zwanzig oder fünfundzwanzig Yard tiefer in dem von hieraus sacht abfallenden Geröllfeld, wuschen ein paar niedrige Büsche und anspruchslose Sträucher. Und zwischen diesem belebenden Grün in' der eintönigen Landschaft von Gelb, Braun und Rot ertönte ein leises aber doch deutliches Plätschern.
    Herbert Newman, nicht weit von jenem Stadium entfernt da der menschliche Geist sich gleichsam überschlägt und in den Wahnsinn treibt, vergaß für eine Sekunde seine Verletzungen, seine Schmerzen, seine Qualen. Er versuchte aufzustehen.
    Mit einem Schmerzenslaut brach er in sich zusammen und war einige Sekunden lang dem verdoppelten Schmerz ausgeliefert. Bis die glühenden Wogen, die durch seine Nervenstränge pulsierten, allmählich abklangen und dem Gehirn wieder ein wenig Raum für seine Funktionen ließen.
    Nimm dir Zeit, alter Junge, sagte die schwache, aber hoffnungsvolle Stimme in seinem Hirn. Du hast lange hier herumgelegen. Jetzt kommt es auf ein paar Minuten auch nicht an. Bleib auf der linken Seite, liegen, weils da weniger schmerzt. Und dann versuch, langsam auf das Gestrüpp zuzukriechen. Dort ist ein Bach, das kann jedes Kind hören. Und wenn du deinen Schädel einmal in eiskaltes Wasser halten kannst, bist du wieder wie neugeboren. Das ist jetzt alles, worauf es ankommt, dass du den Bach erreichst, bevor du wieder ohnmächtig wirst. Also nimm dich zusammen…
    Herbert Newman stützte sich auf den linken Arm. Vor Schmerzen biss er sich auf die Unterlippe und zog seinen Körper wie eine Schlange nach, indem er mit dem rechten Arm nachdrückte. Auf diese Weise kam er jedesmal ein Stückchen voran. Alles in allem aber musste er gut zwanzig Yard zurücklegen. Das bedeutete, dass er hundertmal Sieger bleiben müsste über die Schmerzen, die ihn durchschüttelten, sobald er seinen Körper bewegte. Hundertmal musste sein Wille den linken Arm vorschieben, sich darauf stützen, und danach den Körper über das Geröllfeld schieben.
    Schon nach den ersten Versuchen lief ihm das Blut von seinen zerschundenen Fingern. Beim zwanzigsten Male kippte er einfach zusammen und blieb keuchend und erschöpft liegen.
    Aber immer wieder versuchte er es. Immer wieder zwang er sich eine Handlänge voran.
    Und dann hatte er den Rand des Baches erreicht. Er ließ sich fallen. Seine Hände und die Unterarme klatschten in das frische, eiskalte Bergwasser. Er senkte den Kopf und ließ sein Gesicht immer von neuem in die eiskalte Flüssigkeit tauchen. Gierig schlürfte sein Mund das leben erhaltende Wasser des Gebirges.
    Später schöpfte er das Wasser mit der Hand und versprühte es über den Kopf und über seinen ganzen Körper. Und irgendwie brachte er es fertig, mit Hilfe der Sträucher auf die Beine zu kommen.
    Er suchte in seinen Taschen die Zigaretten und Streichhölzer. Als er den ersten Zug tat, musste er husten, und das bereitete ihm neue Schmerzen, aber beim zweiten Zug ging es bereits.
    Taumelnd schritt er über das Geröllfeld zurück und versuchte den Aufstieg. Es war kein besonders steiler Hang, der von der Straße herabfiel. Aber er war verletzt und am Ende seiner Kräfte. Wozu ein gesunder Mann in seinem Alter keine zwei Minuten benötigt hätte, das kostete ihn vierfache Zeit.
    Und dennoch kam er hoch. Er blieb keuchend am Straßenrand stehen und sah sich um. Unten im Geröll hatte er seinen Hut gefunden und dankbar das verbeulte Filzding auf die Haare gestülpt. Aber als er oben auf der Straße stand und die verkohlten Reste ihrer Wagen sah, da nahm er seinen Hut ab. Ganz langsam, in einer fast traumhaften Bewegung. In seiner Kehle stieg ein trockenes Schluchzen empor. In seinem Gesicht zuckte es.
    ***
    Ich stand wie versteinert.
    Die Frau musste weg. In ihrer Angst um das Kind konnte

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