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0228 - Der Leichenpfad

0228 - Der Leichenpfad

Titel: 0228 - Der Leichenpfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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meine Meinung, so sehe ich es, und davon gehe ich nicht ab.«
    Der Mann wollte etwas erwidern, ließ es aber bleiben, weil er sich auf das Pferd konzentrieren mußte, das sich ziemlich störrisch zeigte und nicht mehr weiterwollte.
    Es blieb stehen.
    »He, Paula, los.« Göpfert schlug abermals mit den Zügeln zu. Der Gaul schüttelte sich, er schnaubte protestierend, und nach einem weiteren Zügelschlag setzte er sich in Bewegung. Seine Hufe scharrten über den Boden, wirbelten kleine Grassoden hoch und schleuderten sie weg. Die beiden Räder der Karre quietschten, der Wagen schaukelte über die Unebenheiten des Wegs, und diese Schaukelei übertrug sich auch auf die beiden Männer.
    Das Dorf war längst hinter ihnen zurückgeblieben. Auch wenn sie über die Schulter blickten, konnten sie nichts mehr sehen. Sie befanden sich jetzt zwischen den beiden Dörfern, von dem das vor ihnen liegende kaum noch bewohnt war. Der Krieg hatte die meisten Einwohner dahingerafft.
    Allerdings spürte auch der Pfarrer die seltsame Atmosphäre, die sie umgab. Irgendwie war es anders geworden, nicht mehr so wie bei ihrer Abfahrt. Die Gegenwart schien weiter entrückt zu sein, und sie kamen sich vor wie in einem Vakuum. Gern gab der Geistliche das nicht zu, vor allen Dingen sprach er nicht darüber, aber es stimmte schon, von diesem Pfad ging eine besondere Atmosphäre aus.
    »Haben Sie Angst, Herr Pfarrer?« fragte Göpfert plötzlich.
    »Nein, warum?«
    »Nur so. Ich komme mir so seltsam vor.«
    »Wie denn?«
    »Als würde um uns herum alles leben.«
    Der Pfarrer lachte unecht. »Unsinn, das bildest du dir alles nur ein. Nein, nein, da ist nichts.« Er räusperte sich. »Ich sehe jedenfalls nichts.«
    »Aber ich spüre es.«
    »Fahr mal weiter.« Der Geistliche sprach bewußt forsch. Er wollte den Mann nicht noch mehr ängstigen. Es kam noch so weit, daß er vom Bock sprang und flüchtete.
    Vor ihnen wand sich der Pfad dem einsamen Friedhof zu. Pastor Schmitz schaute stur nach vorn, und er sah die feinen, weißen Schleier, den fast immer währenden Nebel, der einen Teil des Pfads bedeckte.
    Geisterhaft tanzten die Schleier. Wie gespenstische Gestalten kamen sie dem Mann vor, wurden vom Wind erfaßt und zu seltsamen Figuren gedreht, die sich in der Schwärze der Nacht zu einem unheimlichen Reigen vereinigten.
    Ein völlig normales Bild, doch zusammen mit den Erzählungen und Berichten über den Totenpfad ergab es doch eine andere Wirkung.
    Im nächsten Augenblick rumpelte der Wagen über eine querliegende Furche. Die beiden Männer mußten sich festhalten, sonst wären sie noch vom Bock geschleudert worden. Sekundenlang konnten sie sich nicht auf den Weg konzentrieren.
    Göpfert kümmerte sich um das Pferd, er riß es hart an den Zügeln zurück, sprach beruhigende Worte und bekam das Tier auch wieder unter seine Kontrolle.
    Dann hob er den Blick.
    Nebel!
    Wohin sie auch schauten, nur Nebel. Die Wand schien gewandert zu sein und hielt sie nun umfangen.
    »Herr Pfarrer?« Seltsam dumpf und ängstlich klang die Stimme des Mannes. »Herr Pfarrer!«
    Der Geistliche gab keine Antwort.
    Kalt rieselte es über den Rücken des Mannes, als er einen Blick nach rechts warf.
    Im gleichen Moment erstarrte er vor Schreck. Eiswasser schien durch seine Adern zu laufen, er stöhnte auf und wischte über seine Augen.
    Pfarrer Schmitz war verschwunden!
    ***
    Im ersten Moment wußte Göpfert nicht, was er machen sollte. Er saß starr da, sein Mund stand halb offen, die Augen waren ihm aus den Höhlen gequollen. Angst umkrallte sein Herz mit eisernem Griff.
    Und das Pferd ging nicht mehr weiter. Mit hängendem Kopf war es stehengeblieben. Seine Flanken zitterten. Es spürte genau, daß einiges nicht mehr stimmte, und auch Göpfert bekam es mit der Angst zu tun. Der schwere Mann zitterte, als er auf die Seite rutschte, sich nach vorn beugte und zu Boden schaute.
    Dort lag der Pfarrer.
    Leblos…
    War er tot?
    Göpfert stieß ein undefinierbares Geräusch aus. In seinen Augen brannte es plötzlich, sein Herzschlag hatte sich verdoppelt, und die Angst war einfach nicht wegzubekommen.
    Einmal war er geflohen, und abermals dachte er an Flucht. Aber diesmal mußte er bleiben, er konnte den Pastor nicht einfach liegenlassen, der die heftige Schüttelei nicht überstanden hatte.
    Was tun?
    Göpfert schaute sich ängstlich um. Er zog seinen Kopf in den Nacken. Auf seinem Gesicht lag eine Gänsehaut, doch er sah nichts. Nur den Nebel, der wie eine Schicht wirkte und

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