0228 - Kein Lösegeld für blonde Girls
Hilfe, und dazu verschrieb er sich Leuten aus dem Gangstermilieu, nämlich Topsy und Turvy. Ich nehme an, daß er den beiden dreißig- oder vielleicht auch fünfzigtausend Dollar dafür versprach. Die Gangster aber merkten, daß Tony selbst ein Vielfaches dieser Summe einkassieren wollte, und taten das, was Leute ihres Schlages in solchen Fällen immer tun. Sie räumten ihn aus dem Weg und nahmen die Abwicklung der Sache selbst in die Hand.«
»Dann aber muß auch Kay sich in ihrer Gewalt befinden«, überlegte ich. »Ich kann mir gar nicht denken, daß Tony Trace so dumm war, ihnen das Mädchen anzuvertrauen.«
»Ich fürchte, Jerry, du taxierst diesen Tony falsch. Er war ein skrupelloser, vergnügungssüchtiger Bengel, aber alles andere als gescheit oder gar intelligent. Er glaubte sich den beiden Gangstern vollkommen gewachsen, war sicherlich überheblich und wahrscheinlich unverschämt. Das können derartige Leute am wenigsten vertragen. Ich bin auch der Überzeugung, daß er seine Stiefschwester den beiden oder der Freundin eines der Lumpen zur Aufbewahrung übergeben hat. Er machte sich gar keine Gedanken darüber, daß er damit seinen eigenen Tod provozierte. Er war also doch ein Dummkopf.«
»Wahrscheinlich hast du recht«, meinte ich »Ich war schon im Begriff, meine Ansicht über Tony Trace zu revidieren, und hätte um ein Haar einen schweren Irrtum begangen.«
So weit waren wir also gekommen. Wir glaubten jedenfalls zu wissen, wer jetzt in das lukrative »Geschäft« eingestiegen war, aber wir konnten vorläufig noch nicht offiziell nach den zwei Gangstern fahnden lassen. Sie hätten sich im Augenblick, in dem sie fühlten, daß der Boden unter ihren Füßen anfing zu brennen, des Mädchens entledigt und sich abgesetzt. Das jedoch war nicht der Zweck der Übung.
***
Es kam alles darauf an, ob wir es schafften, die beiden oder einen von ihnen bei der Geldübergabe zu beobachten und bis in seine Höhle zu verfolgen. Dazu gehörte einige Vorarbeit.
Wir haben beide eine Abneigung gegen Verkleidungen, aber in diesem Fall mußte es schon sein.
Wir tarnten uns als Bauarbeiter und fuhren also nach Bronx, stellten den Jaguar bei der Polizeistation am Yankee Stadion ab und nahmen den Bus. An der 167. Straße stiegen wir aus.
Schon von weitem sahen wir den ungefähr fünfzig Meter langen, undurchsichtigen hohen Bauzaun, hinter dem das Geräusch von Bulldozern und Betonmischmaschinen erklang. Wir suchten und fanden auch die bewußte Laterne, und dann gingen wir durch eine kleine Holztür im Zaun zur Baustelle.
Obwohl weit über hundert Arbeiter am Werk waren, würdigte uns niemand auch nur eines Blickes. Wahrscheinlich, dachte man, gehörten wir hierher. Teilweise wurde noch ausgeschachtet, und auf der anderen Seite war man damit beschäftigt, die Fundamente zu gießen.
Genau in der Mitte, dort, wo die Laterne vor dem Zaun stand, lag eine Baubude, in der sich zwei Männer über Pläne und Zeichnungen beugten. Diese Baubude und ihre unmittelbare Umgebung war die einzige Stelle, die noch unberührt dalag. Schon zwei Meter dahinter hatten die Bulldozer und Bagger die Erde ein paar Meter tief aufgewühlt.
Zu dieser Baubude führte nur ein Weg, und das war der, auf dem wir jetzt standen Es war kein Weg, sondern ein schmaler Trampelpfad Diesen Pfad mußte auch der Gangster benutzen, wenn er heute nacht das Lösegeld kassieren wollte.
Wir prägten uns alles genau ein und verzogen uns wieder.
»Es müßte doch mit dem Teufel zugehen, wenn wir das nicht schafften«, meinte ich.
»Hoffentlich geht es nicht mit dem Teufel zu«, brummte Phil.
Er schien meinen Optimismus durchaus nicht zu teilen.
Gegen fünf kamen wir im Office an, zogen uns um und machten uns wieder menschlich Dann warteten wir.
Um sieben Uhr gingen wir etwas essen, und dann saßen wir wieder herum. Einer unserer Boys mit einem tragbaren Sprechfunkgerät saß schon seit zwei Stunden in einem Zimmer des Hauses gegenüber dem Bauzaun am Fenster und ein zweiter mit einem Filmapparat im Nebenhaus.
Der letztere hatte den Auftrag, jeden aufzunehmen, der sich nach Einstellung der Bauarbeiten am Abend auffällig dort herumtrieb. Der andere Kollege war für den Fall stationiert, daß etwas schiefging und wir Hilfe brauchten. Er stand in dauernder Verbindung mit fünf unserer Kameraden, die nicht weit davon auf der Polizeistation warteten.
Damit war nach menschlichem Ermessen alles nur Mögliche getan. Um im Dunklen nicht aufzufallen, hatten Phil und
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