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0228 - Kein Lösegeld für blonde Girls

0228 - Kein Lösegeld für blonde Girls

Titel: 0228 - Kein Lösegeld für blonde Girls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kein Lösegeld für blonde Girls
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es, das Motiv für seine Handlungsweise ausfindig zu machen.
    Mr. High war konsterniert, als wir unseren Bericht abgaben, aber erklärte sich gerne bereit, bei seinem Freund auf den Busch zu klopfen.
    Wir waren ihm sehr dankbar, daß er uns auforderte, ihn zu begleiten. Es war zwei Uhr, wir hatten noch nichts gegessen und auch keinen Hunger. Der Appetit war uns infolge des Besuchs in der Universität und der dabei eingeatmeten Desinfektionsgerüche gründlich vergangen.
    Mr. Trace empfing uns mit erstaunter Miene. Er war in den letzten vierundzwanzig Stunden um Jahre gealtert.
    »Ich will mich nicht in deine privatesten Angelegenheiten mischen, Alger, aber vielleicht würdest du uns sagen, ob du deinen Sohn und deine Tochter testamentarisch gleichmäßig oder unterschiedlich bedacht hast. Auch über die Mittel, die du beiden als Taschengeld zur Verfügung stelltest, wäre ich gerne orientiert gewesen.«
    »Wie kommst du zu dieser merkwürdigen Frage?« sagte Trace. »Was hat das mit Kays Entführung und dem Mord an Tony zu tun?«
    »Vielleicht sehr viel, aber ich weiß es noch nicht. Jedenfalls wäre ich dir dankbar, wenn du mir antworten wolltest, selbstverständlich streng vertraulich.«
    »Ich will mit dem Taschengeld beginnen«, antwortete Trace, »Tony erhielt wöchentlich hundert Dollar, mit denen er aber niemals auskam. Kay bekam nur fünfzig Dollar, aber ihre Kleider, Wäsche und so weiter gingen selbstverständlich auf meine Rechnung, und wenn sie etwas Besonderes brauchte, so hatte sie nur nötig, ihre Mutter darum zu bitten. Mae verfügt über ein eigenes Vermögen, auf das ich niemals Anspruch erhoben habe. Wenn Kay heiratet, so bekommt sie von mir und von ihrer Mutter je zweihundertfünzigtausend Dollar als Mitgift. Tony sollte in ein paar Monaten in die Firma eintreten und hätte dort selbstverständlich ein anständiges Gehalt bekommen. Ich stehe auf dem Standpunkt, daß ein junger Mann sich sein Geld verdienen soll.«
    »Und wie ist deine testamentarische Verfügung?«
    »Tony und Kay sollen zu gleichen Teilen an dem Ertrag der Firma beteiligt sein. Meine. Frau hat darauf großzügigerweise verzichtet, da sie, wie ich ja schon sagte, selbst nicht unvermögend ist. Ihr Vermögen geht später einmal an Kay ausschließlich, was ich ihr durchaus nicht übelnehme.«
    »Und um was für Summen handelt es sich dabei?«
    »Das kann ich sehr schwer aus dem Stegreif sagen. Die Einkünfte aus der Firma dürften im Jahr die Summe von annähernd einer Million Dollar erreichen. Das Kapital darf weder angegriffen noch aufgeteilt werden. Um die Höhe von Maes Vermögen habe ich mich noch nie gekümmert, aber ich taxiere, daß sie bedeutend mehr hat als ich. Ihr Vater hatte ein großes Bauunternehmen und beschäftigte mehrere tausend Arbeiter. Dieses Unternehmen wandelte er noch bei Lebzeiten in eine Aktiengesellschaft um. Von diesen Aktien besitzt meine Frau, wie sie gelegentlich verriet, neunzig Prozent.«
    »Also eine Summe von wahrscheinlich mehreren Millionen.«
    »Wahrscheinlich«, sagte Trace, und ich dachte so bei mir, daß es doch eigentlich schön sein müßte, wenn man in der Lage ist, ein paar Millionen mit einem Achselzucken abzutun.
    »Danke schön, Alger, das genügt mir«, lächelte Mr. High.
    »Und nun möchte ich wissen, warum du mich so ausgefragt hast?«
    »Das muß vorläufig noch mein Geheimnis bleiben. Eines Tages werde ich es dir verraten.«
    Während unser Boß noch blieb, verabschiedeten wir uns.
    »Das Motiv wäre also gefunden«, meinte Phil auf dem Rückweg. »Tony sollte sich vorläufig sein Einkommen selbst verdienen und kam mit seinem recht erheblichen Taschengeld niemals aus. Späterhin hätte er neben seinem Gehalt als Manager der Firma die Hälfte der Einkünfte gehabt, und das wäre bestimmt nicht wenig gewesen, aber Tony war neidisch auf seine Stiefschwester, die erstens eine Mitgift von fünfhunderttausend bekommen und nicht nur das gleiche wie er selbst, sondern auch noch ein paar Milliönchen darüber von ihrer Mutter erben sollte. Wahrscheinlich hatte der Junge bereits erhebliche Schulden gemacht und war im Druck. Wahrscheinlich haßte er im stillen seine Stiefschwester, die jederzeit zusätzliche Summen von ihrer Mutter erhalten konnte. Er wollte also seine chronische Geldverlegenheit damit überwinden, daß er die Entführung seiner Schwester arrangierte und die Absicht hatte, eine runde Million als Lösegeld zu kassieren. Das konnte er natürlich nicht allein. Er brauchte

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