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0229 - Der schwarze Druide

0229 - Der schwarze Druide

Titel: 0229 - Der schwarze Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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weiß, was mit ihm los ist. Er fühlt sich so kühl an.«
    »Aber er lebt, und das ist schon mal wichtig. Wir werden einen Arzt herbeirufen.«
    Aber das erwies sich als unnötig. Kaum in seinem Zimmer untergebracht, erwachte der alte Diener. Er sah sich verwirrt um.
    »Sie sind im Château«, verriet Zamorra. »Was war mit Ihnen los? Ein Schwächeanfall? So kenne ich Sie ja gar nicht.«
    »Ich mich eigentlich auch nicht, Monsieur«, seufzte Raffael und strich sich durch das auch im hohen Alter noch dichte, weißgraue Haar. »Ich kann es mir nicht erklären. Ich war plötzlich einfach - weg.«
    Nicole tauchte mit einem Becher Wein auf. »Trinken Sie erst einmal«, bat sie.
    Dankbar nahm der Diener das Glas entgegen und nippte an der Flüssigkeit. »Rot wie Blut«, lächelte er. »Ich danke Ihnen. Aber ich glaube, ich habe es überstanden.«
    »Vielleicht sollten wir doch lieber einen Arzt holen«, schlug Nicole vor.
    Raffael erhob sich entrüstet und stand erstaunlich sicher dafür, daß er vor ein paar Minuten ohnmächtig geworden war. »Aber Mademoiselle!« protestierte er. »Ich bin doch kein alter, zitternder Greis! Ich fühle mich vollkommen gesund!«
    »Na, wenn Sie meinen«, sagte Nicole und unterbreitete ihm die Absicht des Zeltens.
    »Aber lassen Sie es sich nicht einfallen, die Klamotten aus dem Keller zu holen. Sie haben Urlaub. Erholen Sie sich erst einmal wirklich. Und zögern Sie keine Sekunde, den Arzt zu rufen, falls Sie einen weiteren Anfall spüren.«
    »Ich werde daran denken«, lächelte Raffael.
    Nicole stieß Zamorra an. »Komm, wir holen die Zelte aus dem Keller. Na, die werden schön angestaubt sein nach der langen Zeit. Wann haben wir sie eigentlich zuletzt benutzt?«
    »Als Notunterkunft nach der Flut vor zwei Jahren«, sagte Zamorra trocken. »Gryf, Teri… einer von euch kann schon mal den Caddy ausladen und in den Stall fahren. Holt den Geländewagen heraus.«
    »In den Stall?« Teri Rheken runzelte die Stirn.
    »Früher war es ein Pferdestall«, verkündete Nicole. »Heute steht die zamorrasche Autoflotte darin. Der Caddyschlüssel steckt, der vom Renault hängt im Schlüsselkasten. Wo der ist, weiß Gryf.«
    »Gryf weiß alles«, sagte der Druide dumpf. »Gryf großer Alleswisser. Viel klug, hugh!«
    Nicole lächelte.
    »Ich glaube, er ist wohl nicht auf dem Bier-, sondern auf dem Indianertrip. Ich werde meinen Cowboyhut mitnehmen müssen.«
    Teri stieß ihn an. »Aber nix Feuerwasser heute. Feuerwasser nicht gut für Indianer.«
    Gryf grinste von einem Ohr zum anderen. »Wahr. Deshalb nix Feuerwasser, sondern Bier. Zamorra, wie war das mit dem Fäßchen?«
    »Später«, winkte der Parapsychologe ab und verschwand in Richtung Keller, um die Zelte zu holen.
    Eine halbe Stunde später waren sie mit dem Renault Rodeo unterwegs ins Dorf, um für die Nacht noch Grillverpflegung und das besagte Fäßchen Bier zu organisieren.
    Raffael Bois bleib allein im Schloß zurück. Er stand oben im Turm an einem Fenster und sah dem entschwindenden Wagen nach. Sein Gesicht zeigte nicht, was in ihm vorging.
    ***
    Clement riß den Arm schützend empor. Die Ratte verbiß sich darin. Der Diener spürte den scharfen Schmerz, als sich die Zähne in das Fleisch arbeiteten. Er drehte sich einmal in der Runde und schmetterte Arm und Ratte gegen den Schrank. Das riesige Tier quiekte schrill und ließ los. Clement trat zu und tötete es, als es den Boden berührte. Dann machte er einen raschen Sprung zurück und schlug die Tür hinter sich zu, noch ehe die anderen Ratten dem Beispiel ihrer Artgenossin folgen und ebenfalls angreifen konnten.
    Dann lehnte er sich gegen die Wand und atmete tief durch.
    Die Wunde schmerzte teuflisch. Aber seltsamerweise blutete sie nicht. Das machte Clement stutzig.
    Bei der Tiefe, in die die Rattenzähne eingedrungen waren, fast bis auf den Knochen, mußte die Wunde furchtbar bluten!
    Aber sie tat es nicht.
    Clement war zwar ein alter Mann, aber er konnte logisch denken, auch wenn der Schmerz in rasenden Wellen den Arm hinauf zu kriechen begann. Er hastete über den Korridor zu seiner eigenen Unterkunft, erreichte sie. Der Schmerz pulsierte immer höher und intensiver.
    Clement riß ein Schubfach seiner Ankleidekommode auf, zerrte ein Tuch hervor und begann den Arm knapp unter der Schulter abzubinden, so gut es ihm eigenhändig gelang. Er zog den Knoten so fest, daß es einen Blutstau geben mußte. Aber den nahm er in Kauf. Wichtig war, daß nichts bis zum Herzen Vordringen konnte. Er

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