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0229 - Der schwarze Druide

0229 - Der schwarze Druide

Titel: 0229 - Der schwarze Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Mondlicht tat ihm gut.
    Er geriet in Bewegung und stieg die Turmtreppe wieder hinab bis nach ganz unten. Dann trat er in den Hof hinaus.
    Er überlegte.
    Was tue ich hier eigentlich? fragte er sich. Und warum?
    Aber sofort wurden diese Fragen wieder fortgewischt, von etwas anderem verdrängt. Raffael wußte, was er zu tun hatte.
    Er ging an der Mauer entlang, die das Château einer Burg gleich nach außen hin schützte und in dieser Konstruktionsform einmalig war. An einer Stelle blieb er stehen. Er sah das, was er sehen wollte, obgleich es dunkel war und dieser Fleck im Mondschatten lag.
    Ein kleines, unscheinbares Symbol an der Wand, seltsam in sich verschlungen. Mit magischer Kreide war es angezeichnet und wetterfest. Aber Raffael Bois war nicht das Wetter…
    Als er das Zeichen berührte, überlief ein unangenehmes Prickeln seiner Hand, wie von tausend Nadelstichen.
    Entschlossen begann er, das so unscheinbare und unauffällige Zeichen zu entfernen.
    ***
    »Nein«, murmelte Clement in namenlosem Entsetzen. »Nicht schon wieder!«
    Spätestens jetzt begriff er, daß hier einiges nicht mit rechten Dingen zuging. Der Graf war ein Zauberer. Ob schon immer oder erst seit kurzem, vermochte Clement in diesem Moment nicht zu klären.
    Er trat hinter den Schreibtisch. Die Riesenratte zögerte, maß ihren Sprung neu aus. Clement öffnete die oberste Schublade. Darin lag, wie das in Schreibtischschubladen öfters und manchmal grundlos wie in diesem Fall vorkommt, ein geladener Revolver. Clement umschloß den Griff. Die Waffe war entsichert. Der Diener riß sie hoch und schoß in dem Moment, als die Ratte springen wollte.
    Das Geschoß stoppte die kleine Bestie und nagelte sie förmlich an den Teppich. Zwei, dreimal zuckten die Läufe noch, dann war es vorbei.
    Langsam, den Revolver immer noch schußbereit in der Hand, trat der Diener an die Ratte heran. Sie war unzweifelhaft tot.
    Eine seltsame Entschlossenheit ergriff Clement. Er wollte jetzt wissen, woran er war. Die Waffe in seiner Hand gab ihm Zuversicht. Und wenn er Bescheid wußte, wollte er diesen Professor Zamorra informieren. Den Erzählungen Raffaels nach befaßte dessen Herr sich mit Parapsychologie, Okkultismus und Magie.
    Vielleicht wußte er eine Lösung. Denn Magie war hier im Spiel. Sein ganzes Leben lang hatte Clement sie als Unfug abgetan, aber jetzt glaubte er daran. Es gab keinen Zweifel mehr.
    Er verließ das Arbeitszimmer. Ein Schwächeanfall durchraste ihn, und der Schmerz in seinem verletzten Arm wurde immer unerträglicher. Aber Clement wuchs über sich hinaus. Er biß die Zähne zusammen und machte sich auf die Suche nach dem Grafen.
    Er wußte, daß er sich als Diener recht seltsam benahm, einen Revolver in der Hand eine Zimmertür nach der anderen aufreißend und einen Blick in das betreffende Zimmer werfend, aber er fühlte sich nicht mehr als Diener. Er betrachtete seine Dienste in diesem Haus als beendet. Jetzt ging es um andere Dinge.
    Kurz stieg Angst in ihm auf. Überstieg das alles nicht seine Kräfte? Was hatte er am Nachmittag ausgelöst, als er Raffael den Schatz zeigte? Seit jener verhängnisvollen Stunde überschlugen sich die Geschehnisse. Unversehens geriet er in einen Strudel, der ihn zu verschlingen drohte.
    Aber er wollte sich nicht verschlingen lassen. Er wollte, vielleicht zum letzen Mal in seinem Leben, seinen Kurs selbst steuern.
    Wieder öffnete er eine Tür.
    Da sah er den Grafen.
    Das Zimmer war leer. Aber Clement war sicher, daß hier noch vor wenigen Stunden Möbel gestanden hatten. Jetzt war nichts mehr davon zu sehen. Keine Möbel, keine Teppiche. Keine Lampe an der Decke. Wände, Decke und Boden glänzten in einem kalten Blauton. Und die Helligkeit im Zimmer, die aus dem Nichts zu kommen schien, war ebenfalls blau.
    Der Graf saß mitten im Zimmer auf dem Boden. Er war nackt. Als Clement die Tür aufriß, hob er den Kopf.
    Seine Augen funkelten hypnotisierend.
    Mit dem zweiten Blick erkannte Clement die seltsamen Zeichen, die um den Grafen herum auf den Boden gezeichnet waren. Magische Symbole?
    Der dritte Blick zeigte ihm, daß de Blaussek die Hände vorstreckte, die Handflächen wie Tabletts nach oben.
    »Du lebst ja immer noch, Clement, und willst das ewige Leben nicht, das ich dir biete? So stirb!«
    Greller als zuvor glühten seine Augen. Schossen da nicht Flammenbahnen aus den schwarzen Pupillen hervor? Und auf den Handflächen - entstanden jäh riesige Ratten!
    Clement schrie auf. Sein Gesicht verzerrte sich zu

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