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0229 - Der schwarze Druide

0229 - Der schwarze Druide

Titel: 0229 - Der schwarze Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Nicole. »Die Idee ist gut, könnte von mir sein. Urlaub rustikal, nach Holzfällerart. Vielleicht spendiert uns jemand sogar einen Satz Frühstückseier.«
    Unmöglich wäre dies nicht. Zamorra war im Dorf äußerst beliebt. Seine spontane Hilfsaktion in Form von Geld und tatkräftiger Mitarbeit nach der Hochwasserkatastrophe vor zwei Jahren war nicht unbeachtet geblieben, und seither wurden Nicole und er zu jedem Fest im Dorf eingeladen, sei es die Verlobung don Jean und Marie oder der erste Zahn ihres Säuglings, der gebührend gefeiert werden mußte. Und Zamorra revanchierte sich und lud die Leute auch ins Schloß ein, sobald sich die Gelegenheit anbot.
    Der traurige Ruf, in welchem Château Montagne seit den unseligen Zeiten des Leonardo de Montagne stand, war vergessen. Seit Zamorra dort oben wohnte, wehte ein frischer Wind durch die alten Mauern.
    Raffael stöhnte leise. Er rutschte unruhig hin und her.
    »Was haben Sie?« fragte Zamorra überrascht. »Ist Ihnen nicht gut, Raffael?«
    Der Cadillac rollte auf die Schlußgerade zu, an deren Ziel der heruntergelassene Zugbrücke wartete.
    »Raffael?« fragte Nicole beunruhigt. Sie konnte sich nicht vorstellen, daß der alte Diener jemals irgend welche Anzeichen von Krankheit zu erkennen gab. Andererseits - er war ein alter Mann, jenseits der sechzig, und so fit er sich auch hielt, irgendwann mußte einmal ein Nackenschlag erfolgen.
    »Ich… mir ist so heiß«, murmelte Raffael undeutlich und schloß die Augen. Er streckte eine Hand abwehrend nach vorn, umkrallte die Sessellehen vor sich. Er riß die Augen wieder auf. Erschrocken erkannte Zamorra, daß die Pupillen sich verdrehten.
    »Nicole! Halt an!« stieß er hervor.
    Aber Raffael sank stöhnend auf der Rückbank zusammen.
    Seine Hände waren zu Klauen verkrümmt.
    ***
    Clement Ferrac blieb wie gelähmt stehen, als er seinen Herrn aus den Kellertiefen emporsteigen sah. Im ersten Moment hielt er es für einen Lichtreflex, hervorgerufen durch den Schein der Deckenlampen. Aber dann drehte Graf de Blaussec den Kopf, und das grelle Glühen seiner Augen blieb.
    »Was ist das?« murmelte Clement entsetzt.
    So hatte er seinen Grafen noch nie gesehen. Mit seiner Geheimniskrämerei um die Schatztruhe war er ihm zwar immer etwas seltsam vorgekommen, aber unheimlich wurde er ihm jetzt zum ersten Mal.
    Glühende Augen…
    De Blaussec beachtete ihn nicht. Er ging knapp neben Clement her, als ob der Diener gar nicht exisiterte, und verschwand in einem der vielen Zimmer, deren Türen in den Hauptkorridor mündeten.
    Clement taumelte. Sollte das das zukünftige Dienstverhälntis sein? Sah so die Strafe für seine Untreue aus? Keine Kündigung - Nichtbeachtung? Was war mit de Blaussec los?
    Und warum glühten seine Augen?
    Das war doch nicht normal! Der Graf hatte sich irgendwie zu seinem Nachteil verändert. Dei Ungereimtheiten begannen damit, daß er viel zu früh von seiner Parisfahrt heimkam. Dann die Überraschung unten in der Schatzkammer und die eigenartigen Andeutungen in der Bibliothek. Clement ahnte, daß hier Dinge geschahen, die nicht mehr mit normalen menschlichen Maßstäben zu messen waren.
    Glühende Augen…
    Clement fror. Das Verhalten des Grafen flößte ihm Angst ein.
    Langsam näherte er sich der Tür, hinter der de Blaussec verschwunden war. Der Diener lehnte sich an die Tür, lauschte. Doch dahinter blieb alles still.
    Ein seltsames Gefühl überkam Clement. Er traute sich nicht, ungerufen im Zimmer zu erscheinen, nicht im augenblicklichen Stadium der Beziehungen zwischen Herr und Diener. Aber es drängte ihn zu erfahren, was der Graf in jenem Zimmer tat.
    Warum war dort alles so unheimlich still?
    Langsam beugte sich Clement vor. Es fiel ihm schwer; sein Rücken machte ihm seit einigen Jahren zu schaffen, dennoch bückte er sich, bis er durch das Schlüsselloch sehen konnte. Etwas, das er sonst immer bei anderen rügte, tat er jetzt selbst!
    Ein kühler Wind blies ihm entgegen. Clement fuhr zurück, rieb sich das Auge, das sofort zu tränen begann. Erstaunt sah er sich um. Zugluft kam nur zustande, wenn im Zimmer und hier draußen irgendwo Fenster geöffnet waren. Aber dem war nicht so. Die Zwischentüren waren alle geschlossen. Selbst wenn der Graf im Zimmer sämtliche Fenster sperrangelweit aufriß, konnte es keinen Zugwind durchs Schlüsselloch geben.
    Clement zog seine Brille hervor. Er brauchte sie sonst nur zum Lesen und trug sie sonst in einem Etui in der Westentasche. Jetzt benutzte er sie, um

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