0229 - Der Teufel locht das Höllenticket
hufeisenförmig geschwungene Theke vorgearbeitet. Dahinter hantierten vier Bardamen in reichlich gewagter Kostümierung. Da alle vier so blond waren, wie uns der Polizist das Mädchen beschrieben hatte, blieb uns nicht anderes übrig, als nach Ann zu fragen.
Das Mädchen, das uns am nächsten stand, rümpfte die Nase und sagte: »Passt euch mein Kleid nicht? He, Ann, dein Typ wird hier verlangt.«
Sie wackelte beleidigt mit dem davon, was sie Kleid nannte. Ich hatte es für einen Badeanzug gehalten. Eine andere Blondine schob sich heran und musterte uns aus kalten, erfahrenen Augen.
»Was ist los?«, fragte sie.
Ihre Stimme klang rau, und zeugte von Strömen von Alkohol, die durch ihre Kehle geflossen sein musste.
Ich schob ihr meinen Dienstausweis so hin, dass ihn andere Leute nicht sehen konnten, indem ich ihn halb mit der Hand zudeckte.
»Machen Sie sich unter irgendeinem Vorwand frei und kommen Sie raus«, sagte ich hart, damit sie von vornherein merkte, dass es nicht um eine Lappalie ging. »Wenn Sie in drei Minuten nicht vorn am Eingang sind, wird diese Bude mit einer Razzia auf den Kopf gestellt, und Sie stehen morgen früh am Fahndungsblatt und auf einem roten Steckbrief an sämtlichen Anschlagsäulen.«
Ich zog meinen Ausweis zurück, wir machten auf dem Absatz kehrt und gingen wieder hinaus. Soweit man das bei dem Gedränge gehen nennen konnte. Am Eingang blieben wir stehen und steckten uns Zigaretten an. Der Portier, ein Zweieinhalb-Zentner-Bulle in grün-goldener Livree, schoss auf uns zu und schnaufte: »Aber Sie sind doch gerade erst reingegangen!«
»Stimmt«, sagte ich. »Und jetzt sind wir schon wieder da.«
»Gefällt es Ihnen nicht? Wir haben doch tolle…«
Bevor er uns die Vorzüge von Badeanzügen preisen konnte, sagte Phil schnell: »Mann, verdufte. Dein Typ ist hier nicht gefragt!«
Das mochte nicht besonders höflich gewesen sein, aber es war genau die Tonlage, dje man in solchen Lokalen verstand. Der Zweieinhalb-Zentner-Bulle sah uns abschätzend an. Phil zog sein Jackett ein wenig zur Seite und ließ den Griff seiner Pistole im Schulterhalfter sehen. Der Bulle sagte schnell: »Ist ja gut. Ich hab ja gar nichts gesagt!«
Er marschierte ab und stellte sich demonstrativ an die andere Ecke des Eingangs. Wir rauchten schweigend. Nach einiger Zeit ertönte hinter uns die raue Stimme: »Da bin ich. Was wollt ihr?«
Wir drehten uns um. Ann Stanford stand in ihrem Bikini-Kleid vor uns.
»Ziehen Sie sich ruhig was Vernünftiges an«, sagte Phil. »Sie könnten sich eine Lungenentzündung holen.«
»Ich habe nicht die Absicht, mit euch Stockfischen hier zwei Stunden Schmus zu machen«, sagte sie.
»Aber wir haben die Absicht, uns nötigenfalls vierzehn Stunden lang pausenlos mit Ihnen zu unterhalten«, sagte Phil grob. »Los, schieb ab, zieh ein richtiges Kleid an und sei in einer halben Minute wieder hier! Wir kriechen nicht zum Spaß in solchen Kaschemmen herum.«
»Ihr könnt mich gern haben«, zischte das Mädchen. »Jetzt ist der dickste Betrieb, da kann ich unmöglich weg.«
Phil zuckte die Achseln.
»Wie Sie wollen, Miss Stanford«, sagte er förmlich. »Sie sind festgenommen. Der Untersuchungsrichter wird Morgen früh darüber entscheiden, ob ein Haftbefehl gegen Sie erlassen werden muss. Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass alles, was Sie von jetzt ab tun oder sagen, gegen Sie verwendet werden kann!«
Das Mädchen klappte den Mund auf und starrte uns so erschrocken an, als wären wir der Geist von Hamlets Vater. Sie brauchte einige Zeit, bis sie sich gefasst hatte.
»Donnerwetter!«, stieß sie hervor. »Das muss aber ein dicker Hund sein, wenn ihr euch so ins Zeug legt. Um was geht es denn, Jungs?«
»Mord«, sagte Phil hart.
»Doppelmord«, ergänzte ich.
»An zwei G-men«, vollendete Phil.
Das Mädchen verdrehte die Augen. Der Portier, der natürlich von seiner Ecke her gelauscht hatte, nahm sich die Mütze ab und fing an, sich die Stirn abzuwischen. Ann Stanford war auf einmal entgegenkommend.
»Ich bin gleich wieder da«, sagte sie. »Das müssen doch Vollidioten gewesen sein, die so etwas angestellt haben. Zwei G-men umzulegen. Warum haben sich diese Trottel nicht gleich selber erschossen?«
Sie stakte auf ihren superhohen Absätzen davon. Wir blieben schweigend stehen.
Ann Stanford kam überraschend schnell wieder zum Vorschein. Diesmal trug sie ein vernünftiges, bis an den Hals hinauf geschlossenes Kleid, in dem sich jede ehrbare Frau hätte äehen lassen
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