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023 - Der grüne Bogenschütze

023 - Der grüne Bogenschütze

Titel: 023 - Der grüne Bogenschütze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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meiner Tochter nicht sagen, daß Sie mich gesehen haben?«
    »Selbstverständlich«, versicherte Julius erstaunt.
    »Sie glaubt nämlich, ich wäre schon zu Bett gegangen. Ich - ich habe mir angewöhnt, spät abends noch einen Spaziergang zu machen.«
    Savini läutete an der Haustür. Ein Dienstmädchen ließ ihn ein. Er wurde ins große Wohnzimmer gebeten, wo er Valerie vorfand.
    »Entschuldigen Sie vielmals, Miss Howett, aber ich muß unbedingt noch etwas mit Ihnen besprechen. Durch den unglücklichen Zwischenfall letzthin ...« Er stockte verlegen.
    Valerie trug ihm nichts nach. Hinterher amüsierte sie der peinliche Vorfall sogar.
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen, Mr. Savini. Mein Vater ist übrigens schon schlafen gegangen, Sie können mir ruhig erzählen, was es gibt.«
    »Ich wollte Sie fragen, ob Sie ein Taschentuch verloren haben. Bellamy will das unbedingt herausbringen. Er benahm sich heute abend sehr merkwürdig, als er erfuhr, daß Sie und Ihr Vater die neuen Bewohner von Lady's Manor sind. Er fragte mich über Sie aus und konnte sich nicht mehr beruhigen.«
    »Also stimmt doch alles! Warum sollte er sich sonst über meinen Namen so aufregen? Wie war das mit dem Taschentuch? Ich habe tatsächlich eines von denen, die ich in Paris anfertigen ließ, verloren. Haben Sie es gefunden?«
    »Es ist in Garre Castle gefunden worden - in der gleichen Nacht, als Bellamy nach dem grünen Bogenschützen schoß, und es war ganz mit Blut durchtränkt!«
    Sie sah ihn entsetzt an. »Mein Taschentuch - in Garre Castle? Aber das ist doch ganz unmöglich!«
    Er beschrieb ihr das kleine Tuch genau.
    »Warten Sie einen Augenblick.« Sie ging aus dem Zimmer und kam gleich darauf mit einem Taschentuch wieder zurück.
    Julius erkannte es sofort.
    »Wie merkwürdig. Jetzt erinnere ich mich auch, daß ich es am gleichen Tag verlor, an dem ich Lady's Manor besichtigte. Ich merkte es erst auf der Rückfahrt nach London.«
    »Sind Sie denn damals nicht in der Burg gewesen? Entschuldigen Sie diese Frage. Oder doch vielleicht in die Nähe des Hauptgebäudes gekommen?«
    »Nein«, antwortete sie bestimmt. »Ich weiß genau, daß ich es in Lady's Manor verloren haben muß, denn ich erinnere mich, daß ich es noch bei mir hatte, als ich das Haus besichtigte.«
    »Das ist alles, was ich Ihnen berichten wollte, Miss Howett.« Julius erhob sich. »Mr. Bellamy hat mich sogar beauftragt, ein zweites Taschentuch zu beschaffen, von Ihrer Zofe, wie er meinte.«
    Nachdem Julius gegangen war, versuchte Valerie, zu einem Entschluß zu kommen.
     
23.
     
    Trotz der dringenden Warnungen Jim Featherstones hielt Valerie Howett an ihrem Plan, in die Burg einzudringen, fest. Daß Bellamy jetzt offenbar wußte, wer sie war, machte das Vorhaben zwar noch gefährlicher.
    Trotzdem - wenn der Plan der Burg, den sie besaß, im großen und ganzen stimmte, und durch die Umbauten der letzten zwei Jahrhunderte der Grundriß nicht völlig verändert worden war, dann hatte sie einen Zugang gefunden.
    Auf der Nordseite befand sich das Wassertor. In früheren Zeiten war die Burg von einem Wassergraben umgeben gewesen, der später austrocknete und aufgefüllt wurde. Nur das Wassertor war übriggeblieben.
    Sie konnte die quadratische Öffnung in der Burgmauer, die ein schweres Gittertor verschloß, von ihren Fenstern aus sehen. Dieses Tor benützten die Händler, wenn sie zum Kücheneingang mußten. Auf diesem Weg wollte Valerie in die Burg eindringen, um Bellamys Geheimnis nachzuspüren. Möglich, daß sie ihrem Ziel dabei nicht näherkam, doch den Versuch wenigstens mußte sie wagen.
    Ihr Vater schlief, so nahm sie wenigstens an, und auch das Mädchen war gegangen. Wartend saß Valerie im Wohnzimmer. Sie hatte sich für das Abenteuer gründlich vorbereitet.
    Nachdem alles im Haus still geworden war, ging sie durch den Garten zur Mauer. Mit ihrer Taschenlampe hinter die Sträucher leuchtend, fand sie die beiden am Boden liegenden Leitern, die sie am Tage dorthin hatte schaffen lassen. Sie stellte die eine Leiter gegen die Mauer, stieg hinauf und zog die zweite nach, um sie auf der anderen Seite hinunterzulassen. Danach ging sie ins Haus zurück, denn es war noch zu früh für die Ausführung ihres Planes.
    Sie schrieb zwei Briefe und wollte gerade einen dritten anfangen, da fiel ihr ein, daß sie an diesem Abend nur wenig gegessen hatte. Deshalb stand sie auf, um sich in der Küche, die im Kellergeschoß lag, etwas zu holen. Sie stieg die lange Steintreppe

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