023 - Der grüne Bogenschütze
Miss Howett? - Eben. Die Sache ist die - ich möchte Featherstone einen kleinen Streich spielen. Nach allem, was man hört, ist er in sie verliebt und streicht dauernd um ihr Haus herum. Sie wissen ja, er ist ein gewandter Kerl und denkt, er könnte alle in die Tasche stecken.«
»Was soll das für ein Streich sein?« unterbrach ihn Fay.
»Hören Sie gut zu. Nehmen wir einmal an, Sie gingen hin und besuchten das Mädchen. Natürlich würden Sie in einem eleganten Wagen vorfahren - Geld spielt bei der Sache keine Rolle. Empfangen wird Miss Howett Sie bestimmt, denn Sie sind ihr ja bekannt. Eine Bedingung müssen Sie allerdings beachten - Sie dürfen Julius kein Wort sagen.«
»Ich habe keine Geheimnisse vor meinem Mann.«
»Schon möglich - aber diese Sache dürfen Sie ihm unter keinen Umständen erzählen, verstanden?«
»Sagen Sie mir doch endlich, um was es sich handelt.«
»Sie sollen Miss Howett besuchen und sich ein wenig mit ihr unterhalten.« Smith sprach jetzt sehr hastig, denn er fürchtete, daß Julius jeden Augenblick kommen könnte. »Das Mädchen sucht nach jemandem, nach einer Frau. Tatsächlich hat sie einen kleinen Spleen, eine fixe Idee, sie bildet sich ein, ihre Mutter sei in Garre Castle versteckt. In Wirklichkeit ist ihre Mutter schon lange tot. Ihre Aufgabe ist es nun, Miss Howett zu besuchen und ihr zu sagen, daß Sie Mrs. Held gesehen haben - merken Sie sich diesen Namen genau! Sie müssen sagen, daß Sie Mrs. Held im ›Goldenen Osten‹ getroffen haben. Erzählen Sie ihr, daß sie dort gefangengehalten wird, und daß Sie nur durch Zufall mit ihr sprechen konnten. Weiter sagen Sie ihr, daß Sie einen Geheimgang in den ›Goldenen Osten‹ kennen - wenn sie es wünscht, erklären Sie sich bereit, sie nachts dorthin zu führen. Sollte sie zuerst Featherstone fragen wollen, dann machen Sie sie darauf aufmerksam, daß es ein Dutzend Wege gibt, um Mrs. Held aus dem Klub fortzuschaffen, sobald ein Polizeiaufgebot anrückt. Die einzige Möglichkeit, Mrs. Held zu sehen, besteht also darin, daß sie sich Ihrer Führung anvertraut. - Haben Sie sich alles gemerkt?«
»Was haben Sie mit Miss Howett vor?«
»Oh, gar nichts. Sie sollen sie nur bis zum Klub bringen, und vielleicht arrangieren wir noch ein kleines Abendessen ...«
Fay schüttelte den Kopf.
»Ich mache nicht mit«, sagte sie entschieden. »Das Ganze ist doch nur irgendein niederträchtiger Trick. Ich kenne Ihre Methoden, Smith!«
Smith lehnte sich zurück und schaute sie düster an.
»Sie können Ihrem Mann ruhig erzählen, daß Sie etwas für mich erledigen. Um was es sich handelt, brauchen Sie ihm deswegen ja nicht zu sagen.«
»Anscheinend habe ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt! Ich wiederhole, daß ich mit der Sache nichts zu tun haben will - selbst dann nicht, wenn mein Mann es mir erlauben würde.«
Smith hörte, daß draußen die Wohnungstür geöffnet wurde. Gleich darauf kam Savini ins Zimmer. Er war durchaus nicht erfreut, Coldharbour Smith vorzufinden.
»Ich sprach eben mit Ihrer Frau, Savini - vielleicht können Sie sie zur Vernunft bringen. Sie soll eine Kleinigkeit für mich besorgen und kann eine Menge Geld dabei verdienen - vierhundert Pfund!«
»Bellamy redete auch schon davon«, sagte Savini, »allerdings waren es bei ihm noch fünfhundert Pfund! - Du wirst die Sache doch übernehmen, Fay, wie?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Nicht für fünf Millionen!«
Julius kannte diesen Ton und wußte, daß sie dann durch nichts umzustimmen war.
»Na, besprechen Sie die Sache miteinander«, sagte Smith und erhob sich. »Ich höre noch von Ihnen, Fay!« Mit einem lässigen Gruß ging er aus dem Zimmer und warf draußen die Haustür zu.
»Um was geht es eigentlich?« fragte Julius.
»Das Ganze ist eine niederträchtige Geschichte, Julius -«, erwiderte sie, »ich bin nicht kleinlich, aber da mache ich nicht mit.«
Er biß sich auf die Lippen.
»Ich will dich nicht drängen«, sagte er zu ihrem Erstaunen. »Ich wußte ja nicht, daß es eine so schlimme Sache ist.«
Julius Savini war im Grunde skrupellos, ein Abenteurer, Dieb und Schwindler. Nur - er liebte seine Frau und wollte ihr ein möglichst gefahrloses Leben garantieren. Fay selbst hatte seit frühester Kindheit mit Verbrechern zu tun gehabt, auf eine Schwindelei mehr oder weniger kam es ihr nicht an, aber sie hatte Grundsätze und schätzte ein solides, anständiges Leben.
»Ich muß wieder gehen«, sagte Julius. »Der Alte ist in scheußlicher
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