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023 - Der grüne Bogenschütze

023 - Der grüne Bogenschütze

Titel: 023 - Der grüne Bogenschütze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Kriegskameraden. Die patriotischen Reden hatte er über sich ergehen lassen, war aber gegen elf Uhr, nach Schluß des offiziellen Teils, aufgebrochen und nach Scotland Yard gefahren, um die eingelaufenen Berichte durchzusehen.
    In seinem Büro überflog er die Nachrichten der Polizeistationen und die Protokolle der Verhaftungen, als ihm der Beamte vom Nachtdienst einen Besuch meldete.
    »Eine Dame möchte Sie sprechen, Captain.«
    »Wer ist es?« fragte Jim und dachte sofort an Valerie.
    »Eine Miss Clayton. Sie sagt, es sei sehr dringend.«
    »Fay? Führen Sie die Dame bitte herein.«
    Sie trat ein und blieb bewundernd bei der Tür stehen.
    »Kein Mensch würde glauben, daß Sie Polizeibeamter sind, Featherstone! Im Frack sehen Sie viel sympathischer aus.«
    »Wollen Sie nicht Platz nehmen? Was führt Sie zu mir, Fay, um diese Zeit?«
    Sie überlegte einen Moment und sagte dann unvermittelt:
    »Seien Sie vorsichtig, daß dem Mädchen nichts passiert!«
    »Welchem Mädchen? Miss Howett?«
    »Ja. Coldharbour Smith war heute morgen bei mir. Er sagte, daß er einen Spaß mit Miss Howett vorhabe und dazu meine Hilfe brauche. Ich sollte ihr mitteilen, daß sich die von ihr gesuchte Dame im ›Goldenen Osten‹ aufhalte. Das würde Miss Howetts Interesse wecken, rechnete er sich aus, und daraufhin hätte ich mit ihr in den Klub fahren müssen. Coldharbour Smith bot mir dafür fünfhundert Pfund, das machte mich stutzig.«
    »Wann sollte dieser Plan ausgeführt werden?« fragte Jim aufgeregt.
    »Ich weiß nicht. Ein bestimmter Tag war nicht vorgesehen, wahrscheinlich aber noch in dieser Woche.«
    Er war aufgestanden und lief unruhig hin und her.
    »Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen, Fay. Es war sehr anständig von Ihnen, daß Sie dieses Angebot ablehnten.«
    Fay errötete ein wenig.
    »Eigentlich ist es ja ein Verrat. Bisher wäre es mir nie eingefallen, so etwas zu tun.«
    »Es wird Ihr eigener Vorteil sein.« Er schaute auf die Uhr, es war eben halb zwölf. »Ich will versuchen, Spike Holland anzurufen. Können Sie so lange warten?«
    Er bekam sofort Verbindung mit dem ›Blauen Bären‹, und zu seiner Verwunderung kam auch Spike gleich an den Apparat.
    »Sie sind wohl beim Whisky - ich dachte, Sie wären auf Ihrem Posten, Holland?«
    »Nicht nötig, Captain. Miss Howett ist doch heute abend weggefahren.«
    »Mit wem ist sie denn weggefahren?«
    »Ich dachte, Sie wüßten -? Mit einem Beamten von Scotland Yard. Sie müßte längst dort sein.«
    »Ach ...« Jim legte auf.
    »Was ist los?« fragte Fay.
    »Miss Howett ist heute abend mit einem Mann weggefahren, der behauptete, ein Detektiv von Scotland Yard zu sein.«
    Eine Zeitlang überlegte er wirr und kopflos, ohne zu wissen, was tun. Dann klingelte er dem Beamten vom Nachtdienst und befahl: »Rufen Sie sofort Abteilung K an. Alle Mannschaften, einschließlich der Reserven, sollen sich bereitmachen. Wir umstellen den ›Goldenen Osten‹. Verstanden?«
    »Jawohl, Sir.« Der Beamte salutierte und stürzte hinaus.
    Featherstone öffnete seine Schreibtischschublade und nahm eine schwere, langläufige Browningpistole heraus. Klickend ließ er einen Patronenrahmen ins Magazin schnappen. Er zog seinen Mantel an, steckte die Pistole in die äußere Tasche und verabschiedete sich kurz von Fay. Als er auf den Hof hinunter kam, standen schon zwei Polizeiwagen bereit. Die Mannschaften hatten sich davor versammelt, und er erklärte ihnen kurz den Zweck des Unternehmens.
    »Offiziell geht es uns um verbotene Glücksspiele. Den Durchsuchungsbefehl habe ich in der Tasche. Vermutlich werden wir in dem Haus eine Dame finden, die dort gefangengehalten wird. Sollte dies der Fall sein, bin ich jedem von euch dankbar, der mich davon abhält, Coldharbour Smith über den Haufen zu schießen.«
    Die Wagen sausten das Themseufer entlang, quer durch die verlassene City, zu den hellerleuchteten Straßen von Whitechapel. Nach wenigen Minuten hielten sie vor dem ›Goldenen Osten‹. Jim sprang aus dem Wagen, die Kriminalbeamten umstellten das Gebäude. Jim rannte am Portier vorbei die Treppe hinauf. Oben spielte die Jazzkapelle, ein Dutzend Paare tanzten auf dem spiegelglatten Parkett. Er drängte sich an ihnen vorbei zur Bar. Der Barmixer lehnte am Schanktisch.
    »Wo ist Smith?« schrie Jim.
    »Er ist heute abend nicht hier, Captain.«
    Jim drehte sich um und gab dem Kapellmeister ein Zeichen. Die Musik hörte sofort auf.
    In der Zwischenzeit waren noch einige Beamte nachgekommen. Zwei von ihnen

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