023 - Der Kopf des Vampirs
Mann, der unverhofft eine kalte Dusche erhalten hat. Seine glasigen Augen wurden wieder klar.
»Was ist? Oh, verdammt!« Er begriff, was geschehen war.
Chapman sprang von seinem Knie herunter auf den Boden. Cohen fuhr in die Höhe. Er wirkte konsterniert und völlig ratlos, doch dann verzerrte der Zorn seine Züge.
»Dieser elende Vampirschädel! Wenn ich ihn kriege, werde ich einen Pfahl quer durch ihn hindurchtreiben.«
»Das wird Dorian nicht zulassen. Wir müssen ihn sofort verständigen. Geh du in den Speisewagen und sag Bescheid! Ich warte solange hier.«
Es war kurz vor zweiundzwanzig Uhr. Eine Dreiviertelstunde noch, dann hatte der Zug Amsterdam erreicht. Draußen war es längst finster.
Wütend stampfte Cohen in den Speisewagen, wo Dorian Hunter und Coco Zamis bei einem exquisiten Dinner saßen. Dorian war gerade mit seiner Forelle blau mit brauner Butter, Spargelspitzen und Petersilienkartoffeln fertig und griff nach der Nachspeise – Eisbombe mit Gebäck –, als er Marvin Cohen zwischen den Tischreihen des luxuriösen Speisewagens hindurchgehen sah. Er machte Coco auf Cohen aufmerksam.
»Seiner Miene nach zu urteilen, gibt es Verdruß.«
Coco antwortete leise: »Wann gibt es den nicht, wenn Cohen in der Nähe ist?«
Cohen trat an den Tisch, neigte sich zu Dorian herunter und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Dorian legte den Eßlöffel weg. »Wir müssen sofort gehen, Coco. Es ist etwas geschehen.«
Sie stellte keine Fragen, sondern ließ ihren Pfirsich Melba stehen und folgte den beiden Männern. Im Gang vor dem Speisewagen berichtete Cohen kurz, daß Thören Rosqvanas Kopf entwichen war. Dorian war bestürzt.
»Seine Blutgier muß übermächtig geworden sein. Wir müssen den Vampirkopf finden, bevor ein Unglück geschieht. Wie lange ist es her, daß er aus dem Abteil verschwunden ist?«
»Ich kann es nicht genau sagen, aber seit dem Halt in Arnheim fahren wir erst fünfundzwanzig Minuten. Ich schätze, der Vampirkopf ist fünf Minuten, nachdem ihr in den Speisewagen gegangen seid, ausgebrochen.«
Dorian, Cohen und Coco kehrten ins Abteil zurück. Hier erwartete sie ein geknickter Donald Chapman, der sich Vorwürfe machte, weil er geschlafen hatte. Auch Cohen war wesentlich schweigsamer und zurückhaltender als sonst.
»Vielleicht hat der Fremde, der in Köln in unser Abteil gestolpert ist, etwas mit dem Verschwinden des Vampirkopfs zu tun«, sagte Coco. »Der Kerl war mir nicht geheuer.«
»Ich glaube eher, Rosqvana wurde vom Blutdurst übermannt«, meinte Dorian. »Wir müssen ihn finden, ehe ein Unglück geschieht, wenn es nicht schon geschehen ist.«
Sie durchsuchten den Zug. Don Chapman blieb im Abteil zurück. Die beiden Männer und Coco Zamis trugen jeder ein silbernes Kreuz bei sich, ferner ein kleines Mundspraydöschen, das in Wirklichkeit Weihwasser enthielt; damit wollten sie Thören Rosqvana zur Vernunft bringen.
Dorian machte sich Vorwürfe, daß er keine Sicherheitsmaßnahmen getroffen hatte, nachdem der Vampirkopf schon am Schweizer Grenzübergang Buchs den Zöllner zu beißen versucht hatte.
Sie fanden keine Spur von Rosqvana. Auch Ndoyo, den Coco Zamis verdächtigt hatte, sahen sie nicht.
Der Schwarze hatte Marvin Cohen aus dem Abteil stürzen und zum Speisesaal gehen sehen. Er verbarg sich in dem Waschraum, der dem Abteil des Dämonenkillers am nächsten war, und beobachtete durch den Türspalt die Vorgänge auf dem Gang. Als Dorian, Coco und Marvin sich zur Suchaktion verteilten und in die Abteile sahen, wußte Ndoyo Bescheid. Dorian blickte auch in den Waschraum, aber Ndoyo hatte sich inzwischen in einer der Toiletten eingeschlossen. Sobald der Dämonenkiller außer Sichtweite war, ging er zum Abteil Dorian Hunters und seiner Begleiter.
Chapman huschte unter die Sitze, als die Tür geöffnet wurde. Er sah die großen Füße Ndoyos ins Abteil treten. Als er vorsichtig unter dem Sitz hervorspähte, erblickte er den riesigen Schwarzen, der schon einmal zufällig ins Abteil gekommen war.
Chapman regte sich nicht; er wollte herausfinden, was der ungebetene Besucher vorhatte. Nach einem flüchtigen Rundblick durchsuchte Ndoyo die Gepäckstücke, deren Schlösser er mit einem kurzen Messer einfach aufbrach. Thören Rosqvana hatte sich bei dem telepathischen Traumkontakt mit Johan Zaander recht kurz gefaßt und verraten, was der Dämonenkiller plante. Da Zaander Rosqvana nicht über den Weg traute und äußerst mißtrauisch war, hatte er Ndoyo am Telefon empfohlen, sich
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