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023 - Im Zeichen des Boesen

023 - Im Zeichen des Boesen

Titel: 023 - Im Zeichen des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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lassen. Wahrscheinlich warteten hinter dieser Tür noch viel ärgere Schrecken auf ihn. Taumelnd kam er auf die Beine und wandte sich dem Fenster zu, das links neben der Tür lag. Er kletterte auf den Sims und ließ sich dann gegen die Scheiben fallen. Das bunte Glasornament barst splitternd.
    Für einen Moment setzte sein Herz aus. Er befand sich nicht zu ebener Erde, sondern in einem der höher gelegenen Stockwerke!
    »Nicht, Herr!«
    Jemand packte ihn von hinten und zog ihn zurück in den Korridor. Es war Vukujev. Der Geistesgestörte führte ihn in einen Raum und schloß die Tür hinter ihnen.
    Das erste, was Dorian sah, war das auf einem samtbezogenen Podest aufgebahrte Mädchen. Im ersten Augenblick dachte er, daß es Lilian wäre, doch dann erkannte er die Magd, die ihn in der Herberge angefleht hatte, sie aus Asmoda fortzubringen.
    Wie sich zeigte, war ihre Angst nicht unbegründet gewesen.
     

     
    »Ist sie tot?« fragte Dorian.
    »Nein«, sagte Vukujev und kicherte. »Mein Kuß hat sie umgehauen.«
    Dorian zog dem Mädchen das verrutschte Nachthemd zurecht und blickte den Irren von der Seite her prüfend an.
    »Hast du sie etwa aufs Schloß gebracht?«
    Vukujev nickte. »Ich wollte der Gräfin einen Gefallen tun.«
    »Ist dir denn überhaupt klar, was du diesem Mädchen damit angetan hast, Vuk?«
    Der junge Mann krümmte sich und starrte ihn aus großen unschuldigen Augen an.
    »Ich wollte Anja nichts tun«, sagte er. »Wirklich – ich könnte ihr nichts antun. Ich mag sie.« »Verstehst du denn wirklich nicht?« fragte Dorian noch einmal.
    Die Geräusche der Hexen und Dämonen drangen wie aus weiter Ferne zu ihm; sie schienen aus einer anderen Welt zu kommen. In diesem Zimmer herrschten tiefe Ruhe und friedliche Stille. Dorian konnte nicht sagen, warum es so war, aber er fühlte sich hier irgendwie geborgen. Dieser Raum schien die einzige Oase in einem schrecklichen Alptraum zu sein.
    »Begreifst du nicht, was hier gespielt wird, Vuk?« erkundigte sich Dorian. »Weißt du nicht, was die Gräfin treibt? Merkst du nicht, was um dich herum vorgeht?«
    Vukujev starrte ihn verständnislos an, und plötzlich erhellte sich seine Miene.
    »Ich habe es erraten«, sagte er. »Die Gräfin ließ Anja nur Ihretwegen kommen, richtig? Ich habe das Anja gesagt, um sie aufs Schloß zu locken, aber sie weigerte sich. Darum mußte ich sie überlisten. Aber sie wird mir nicht böse sein, wenn sie erfährt, daß Sie der Fürst sind.«
    Dorian preßte seine Finger gegen die müden Augen. Als er sie wieder öffnete, sah er, daß Vukujev vor ihm kniete. Er blickte ihm forschend ins Gesicht und kam zu der Überzeugung, daß Vukujev das meinte, was er sagte.
    Dorian seufzte.
    »Hast du schon öfter junge Mädchen aufs Schloß gebracht?« fragte er.
    Vukujev nickte. »Schon oft. Die Gräfin war immer mit mir zufrieden.«
    »Und weißt du, was aus diesen Mädchen geworden ist?« Vukujev hob die Schultern.
    »Manche habe ich später wiedergesehen, andere nie mehr. Die Gräfin hat mir aufgetragen, manche Mädchen noch mal zum Schloß zu bringen. Bei einigen war das nicht nötig, denn sie kamen von selbst immer wieder.«
    Dorian konnte sich denken, welche Mädchen immer wieder zum Schloß zurückkamen. Wahrscheinlich jene, die den Vampiren verfallen waren. Aus den alten Überlieferungen wußte Dorian, daß der Biß des Vampirs beim Opfer ein gewisses Lustgefühl erzeugte. Bei manchen wurde es zu einer Art Sucht. So wie andere immer wieder Rauschgift nehmen müssen, benötigten sie den berauschenden Aderlaß durch einen Blutsauger. Was allerdings mit jenen Mädchen passiert war, die Vukujev nie mehr zu Gesicht bekommen hatte, daran wollte Dorian besser nicht denken. Und Vukujev schien sich überhaupt keine Gedanken darüber zu machen. Er war der denkbar geeignetste Handlanger für die Hexe von Lethian: nicht gerade mit Intelligenz gesegnet, hilfreich und von den anderen nicht für voll genommen.
    »Stimmt es, daß die Bewohner von Asmoda die Gräfin fürchten?« fragte Dorian weiter.
    Vukujev kicherte.
    »Ja, sie haben ganz schreckliche Angst. Sie sagen immer zu mir: Du wirst sehen, Vuk, eines Tages verschlingt dich Anastasia von Lethian mit Haut und Haaren. Aber das ist Unsinn. Die Gräfin ist eine nette alte Dame.«
    »Warum sagst du, sie sei eine nette alte Dame?«
    »So stelle ich sie mir vor.«
    »Hast du sie noch nie gesehen?«
    Vukujev schien einen Moment zu überlegen. »Nein, noch nie«, sagte er dann.
    »Wie erfährst du

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