0230a - Tödliche Gier
gemütlich. »Du bleibst hier, als mein willkommener Gast, bis ich etwas von Chet höre. Du bist sozusagen meine Garantie, daß er sich nicht still und leise mit meinem Geld verdrückt. Vielleicht bist du ein armes Waisenkind, aber ich kann es mir nicht erlauben, für deine Ausstattung und die Hochzeitsreise aufzukommen.«
Lindy Collins funkelte den widerlichen Burschen an, und am liebsten hätte sie ihm den Kristallaschenbecher an den Kopf geworfen, aber sie wußte, daß sie dadurch ihre eigene Lage nur verschlechtern würde.
»Sie sind ein ganz widerliches Ungeziefer, Masters«, zischte sie wütend. »Weil Sie gegen Chet nichts unternehmen können, wollen Sie sich an mich halten. Aber Sie haben sich getäuscht, wenn Sie glauben, daß Sie mich oder Chet dadurch zum Zittern bringen können. Es könnte Ihnen höchstens passieren, daß Sie wegen Kidnapping ein Gerichtsverfahren angehängt bekommen. Das würde mir geradezu ein Vergnügen bereiten.«
Duke Masters nahm die Zigarre aus dem Mund, blies einen Rauchring und blickte ihm träumerisch nach.
»Den Gefallen werde ich dir leider nicht tun, meine Süße«, sagte er dann. »Du hast Jock und Louis doch so schön brav hierher begleitet und dich von mir zu einem vergnügten Wochenende einladen lassen. No, von Kidnapping steht nichts im Buch, und dafür haben wir Zeugen«, sagte er.
»Und stell dir nur vor, wie enttäuschend es für Chet sein würde, wenn er dich bei seiner Ankunft hier nicht finden würde«, warf Jock Henderson grinsend ein. »Das könnte seine ganze Meinung von Frauen und ihrer Treue umwerfen.«
Lindy Collins blickte überrascht auf ihn.
»Was soll das bedeuten?« erkundigte sie sich. »Ich bezweifle, daß Chet viel Lust hat, euch einen Höflichkeitsbesuch abzustatten, und wenn ich euch genauer betrachte, dann kann ich ihm das direkt nachfühlen.«
Duke Masters lachte schallend und schlug sich auf den prallen Oberschenkel.
»Ich weiß nicht, ob es vielleicht nicht eine größere Strafe für Chet wäre, eine Frau mit deinem. Mundwerk zu heiraten«, kicherte er. »Damit wäre er ein Leben lang bestraft. Und keine Angst, meine vorlaute Süße. Dein holder Bräutigam wird hier erscheinen wie der Ritter, um den Drachen zu töten. Der Drache bin nämlich ich, und ich habe die Holde in meiner Gewalt. Falls du mit diesem schmeichelhaften Vergleich einverstanden bist, natürlich. Er wird kommen, weil ich bei gemeinsamen Freunden schon gemeldet habe, was dir passieren wird, wenn er es nicht tut. Wir sind vielleicht für dich und deine hochgeschraubten Töne nicht fein genug, aber ich kann.dir verraten, daß auch wir gewisse Reize haben.«
Das Mädchen blickte Masters ange- widert an. Ihre ganze Verachtung lag in ihren Augen und ließ keine Zweifel darüber aufkommen, welche Meinung sie von ihm und seinen Freunden hatte.
»Langsam wünsche ich mir, daß Chet euch wirklich betrogen hat. Ihr verdient es nicht besser. Und wenn ihr glaubt, mich mit Gewalt hierbehalten zu können, dann habt ihr euch getäuscht.«
Duke Masters grinste. Dann beugte er sich rasch nach vorne und riß ihr die Handtasche ziemlich unhöflich aus der Hand. Noch bevor er dazu kommen konnte, sich mit ihrem Inhalt zu befassen, hatte Lindy Collins schon den schweren Aschenbecher hochgerissen, um ihn Masters an den Kopf zu werfen. Jock Henderson konnte es noch rechtzeitig verhindern und ihre beiden Arme auf den Rücken reißen.
Duke Masters blickte sie überlegen an.
»Du bist ja eine regelrechte Wildkatze, meine Süße«, grinste er. »Aber dich zähmen wir schon noch, keine Angst.«
Lindy Collins wand sich ohnmächtig unter dem Griff Jock Hendersons, aber sie konnte sich nicht aus den eisenharten Händen befreien, die sie wie in einem Schraubstock gefangen hielten. Sie mußte zusehen, wie Duke Masters den Inhalt ihrer Handtasche auf den Tisch leerte, ihn dann sorgfältig durchsuchte und dann enttäuscht dreinblickte. Er wußte selbst nicht, was er sich davon erwartet hatte. Mit einer ungeduldigen Handbewegung fegte er alles wieder in die Tasche zurück und warf sie vor Lindy.
Jock Henderson lockerte seinen Griff, aber noch bevor er das Mädchen freigelassen hatte, mußte er diesen Leichtsinn schon bereuen. Mit funkelnden Augen war Lindy Collins herumgewirbelt, und ihre langen Fingernägel schlugen wie die Klauen eines Raubtiers nach seinem Gesicht, während sie gleichzeitig mit ihren hochhackigen Schuhen nach seinen Beinen trat.
Erst als sich hinter ihr Duke Masters erhoben
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