0230a - Tödliche Gier
gelassen an.
»Erkundige dich doch selbst bei Duke, wenn du so sehr um seine Gesundheit besorgt bist«, meinte er dann. »Er freut sich bestimmt darüber, daß die Konkurrenz so auf sein Wohlergehen achtet.« Pietro Costa antwortete nicht, sondern verzog nur sein Gesicht. Dann nahm er ziemlich rasch die Beine vom Schreibtisch, als sich hinter Chet die Tür öffnete und Rip Mattei eintrat.
Rip lächelte Chet vergnügt an und ging mit ausgebreiteten Armen auf ihn zu, als handle es sich um einen alten Freund. Einen Augenblick lang befürchtete er, der Italiener würde ihn an seine Brust drücken und umarmen. Er tat es aber nicht. Statt dessen legte er ihm nur freundschaftlich den Arm um die Schulter.
»Chet, alter Freund«, sagte er überschwenglich. »Welch’ ein Vergnügen, dich hier zu sehen. Was führt dich zu uns?«
»Geschäfte«, erwiderte Chet Pallo ein wenig verstört. Er traute diesem scheinbaren Frieden nicht. »Ich habe gehört, daß du,daran interessiert bist, Tee einzukaufen.«
Rip Mattei setzte sich auf die Ecke des Schreibtisches und grinste Chet Pallo vergnügt an.
»Du hast richtig gehört, Chet«, sagte er dann. »Solche Geschäfte interessieren mich immer, besonders, wenn ich billig einkaufen kann.«
»Nicht zu billig«, sagte Chet Pallo und griff in die Tasche. Einen Augenblick lang verschwand das Lächeln aus Matteis Gesicht, um sofort wieder zu erscheinen, als Pallo einen Briefumschlag
32 hervorholte und ihn dem Italiener leichte.
»Keine Qualitätsware«, erklärte er, während Mattei schon den Umschlag öffnete und die graugrünen Blätter herausholte und zwischen den Fingern zerrieb. »Dafür ist es aber eine ganz ansehnliche Ladung. Fünfzigtauserad Bucks.«
Rip Mattei blickte von dem Umschlag auf und starrte ihn interessiert an.
»Sarsfras«, stellte er dann fest. »Ungefähr die gleiche Ware, die Duke sonst verkauft,. Aber'fünfzigtausend ist zuviel. Sagen wir lieber die Hälfte.«
Chet Pallo starrte iha verärgert an.
»Du bist wohl verrückt geworden?« brummte er. »Du weißt ja nicht einmal, wieviel ich dir anbiete.«
»Ein Paket, ungefähr so groß«, berichtigte ihn der Italiener und deutete mit den Händen die Maße des Pakets an. »Vielleicht ist es nur ein Zufall, aber gestern ist Duke ein ähnliches Paket abhanden gekommen. Ich glaube, er ärgert sich noch immer sehr darüber.«
Chet Pallo schwieg eine Weile lang. Er hatte nicht damit gerechnet, daß Mattei schon über die Sache Bescheid Wüßte. Duke Masters gab nicht gern in aller Öffentlichkeit zu, daß ihn einer seiner eigenen Leute geprellt hatte. So etwas untergräbt das Ansehen, meinte Masters.
»Es ist kein Zufall«, sagte er dann. »Es ist das gleiche Paket. Ich will mich selbständig machen. Ich habe lange genug für Duke den Kopf hingehalten. Aber ich verkaufe unter fünfzigtausend nicht. Du weißt ja selbst, wieviel die Ware wert ist.«
Rip Mattei nickte.
»Hunderttausend Bucks im Einzelhandel«, bestätigte er. »Aber das tut nichts zur Sache. Du bist kaum in der Lage, deine Forderung durchzusetzen. 25 000 Bucks ist eine nette Summe. Vergiß nicht, daß du die Ware geklaut hast und schnell aüs New York verschwinden mußt, bevor dich Masters findet.« Chet Pallo stand auf und starrte den Italiener wütend an.
»Bevor ich dir Gelegenheit gebe, reich zu werden, werfe ich das Paket lieber in den Hudson«, sagte er verärgert. »Aber du bist nicht der einzige, der daran interessiert ist. Es gibt noch andere, die bereif sind, mit 50 Grand Verdienst zufrieden zu sein.«
Rip Mattei ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Er lächelte wieder so vergnügt, als hätte er gerade das Geschäft zu seiner Zufriedenheit abgeschlossen.
»Sven Larson zum Beispiel«, gab er zu. »Aber ich würde mich nicht darauf verlassen. Er hat nämlich neuerdings festgestellt, daß er Masters zu seinen Freunden zählen kann.«
»Freundschaft zählt nicht, wenn es um Geld geht«, erwiderte Chet Pallo verdrossen. »Wenn es eben nicht anders geht, verkaufe ich den Tee außerhalb New Yorks. Ich kann mir den richtigen Kunden aussuchen und abwarten.«
»Das kannst du nicht«, sagte Rip Mattei auf einmal ernst und schob die Jacke zur Seite, so daß Pallo den Kolben seines Revolvers sehen konnte, der hinter dem Gürtel steckte.
Pallo lächelte auf einmal. , »Mit dem Ding kannst du mir nicht imponieren, Rip«, sagte er dann überlegen. »Vielleicht könnt ihr mich erschießen, wenn ihr beide zugleich zieht. Aber was nützt euch das?
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