0230a - Tödliche Gier
Die Ware habe ich sicher auf die Seite gebracht, und ihr werdet sie nicht finden, auch nicht, wenn ich tot bin. Und so tüchtig seid ihr auch nicht, daß ich nicht einen von euch noch vorher erschießen könnte. Dich wahrscheinlich, Rip, denn du würdest mir bessere Gesellschaft leisten können als dein maulfauler Freund.« Zum erstenmal blickten die beiden Italiener verärgert drein, als, sie erkannten, daß sie Chet Pallo nichts anhaben konnten.
»Auch vor Duke habe ich keine Angst«, prahlte Chet weiter. »Der weiß, daß ihm mit meinem Tod ein Geschäft entgeht.«
»Du bist ein Idiot, Chet«, erwiderte Mattei, als er sich langsam wieder gefaßt hat. »Mit einer Pistole glaubst du, alles erledigen zu können. Aber du irrst dich. Duke ist zwar nicht mein Freund, aber er hat dich schon längst in der Tasche. Mit mir hättest du noch ein kleines Geschäft machen können, aber dazu ist es schon zu spät. Sieh zu, wie du mit deinen Problemen allein fertig wirst.«
Chet Pallo starrte ihn argwöhnisch an. An der Stimme des Italieners merkte er, daß seine Worte keine leere Drohung waren.
»Was willst du damit sagen?« erkundigte er sich mißtrauisch, Pietro Costa lachte.
»Du solltest besser auf deine Freundin aufpassen, Chet«, klärte er Pallo auf. »Masters läßt dir schöne Grüße ausrichten. Wenn dir die Kleine sehr am Herzen liegt, dann setz dich schnell mit ihm in Verbindung, bevor etwas passiert.«
Einen Augenblick lang starrte Chet Pallo die beiden grinsenden Italiener an, dann schob er Rip Mattei unsanft zur Seite und griff nach dem Telefon.
»Manieren hast du auch keine«, beschwerte sich Rip, aber Chet überhörte es und wählte die Nummer seiner Freundin. Er hielt den Hörer ans Ohr gepreßt, während ihm alle möglichen Gedanken durch den Kopf gingen. Es meldete sich niemand. Nach einer Minute warf er den Hörer auf die Gabel und drehte sich um.
»Wie stehrt’s mit dem Geschäft, Chet?« erkundigte sich Rip Mattei vorsichtig.
Pallo griff in die Tasche und warf eine Münze auf den Teppich.
»Der Nickel ist für den Anruf«, sagte er. »Und wenn du nicht weißt, was du mit deinen lausigen 25 000 Bucks anfangen kannst, dann hat es auch keinen Zweck, es dir zu sagen.«
Noch bevor den Italienern eine passende Antwort einfiel, hatte sich Chet Pallo schon umgedreht und steuerte auf die Tür zu. Sein Gesicht verriet Entschlossenheit.
***
Trotz seiner. Erregung blieb er eiskalt. Er würde nicht wie ein wilder Stier auf das rote Tuch reagieren oder gar die Nerven verlieren, wie es Masters erwartete. Wenn er jetzt einen Fehler machen würde, bekäme Duke Masters die Oberhand, und damit wäre sein ganzer Plan ins Wasser gefallen. Er müßte das -Rauschgift mit Verlust abstoßen und hätte nie wieder vor Masters Ruhe. Das wußte er.
Er parkte seinen Wagen in der Nähe von Masters' Haus und ging zu Fuß weiter. In dem Haus, so überlegte er, würde er bestimmt Duke Masters finden. Masters würde seine sicheren vier Wände nicht verlassen, allein schon, weil er Lindy dort untergebracht hatte. Und Jock vielleicht auch, oder Louis, vielleicht sogar beide. Rip Mattei konnte Duke schon längst angerufen und gewarnt haben.
Als er schon fast das Haus von Masters erreicht hatte, fiel ihm ein, daß er noch eine andere Möglichkeit hatte. Er konnte einfach das Paket abholen, Lindy im Stich lassen und verschwinden. Duke würde ihr nichts tun, wenigstens nichts, was ihn in Schwierigkeiten mit den Cops bringen könnte. Davon hatte Masters vorläufig genug. Aber Chet wußte auch, daß er selbst nicht davonlaufen würde. Ohne Lindy hätte er nie daran gedacht, Duke Masters zu betrügen, um mit ihr irgendwo ein neues Leben anfangen zu können. Er wollte einer Frau etwas bieten. Zwischen diesem Geld und seinem Lohn von Duke Masters bestand eigentlich kein Unterschied: beides war schmutzig. Aber er glaubte, man könnte den Schmutz leichter vergessen, wenn seine Umgebung ihn nicht dauernd daran erinnern würde. Das war der Irrtum des Gangsters.
Draußen in Long Island City gab es recht nette Häuser. Masters besaß ein solches. Es war imposant, stand in einem hübschen Garten und hatte einen schönen Batzen Geld gekostet. Aber Geld war für Masters kein Problem, höchstens wenn jemand versuchen wollte, ihn zu betrügen. Dann bereitete es ihm plötzlich Kopfzerbrechen.
Chet ging durch einen fremden Garten und erreichte Masters' Villa von der Rückseite. Er hatte keine Schwierigkeiten dabei. Er drückte sich durch die
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