0230a - Tödliche Gier
hatte und Jock Henderson zu Hilfe gekommen war, gab sie den ungleichen Kampf auf.
Diesmal lächelte Duke Masters nicht, solche temperamentvollen Ausbrüche waren ihm nicht sympathisch. Er stieß das Mädchen grob in Jock Hendersons Arme und nickte Louis Fisher zu, der tatenlos dabeigestanden hatte und nur grinste.
»Jetzt reicht es mir aber«, sagte er. »Bringt sie ’runter in den Keller und sperrt sie ein! Dort kann sie sich aufführen wie sie will. Es hört sie ja doch keiner, auch wenn sie stundenlang brüllt.«
Jock Henderson und Louis hatten es nicht leicht, seinen Befehl auszuführen, denn Lindy Collins widersetzte sich heftig. Aber sie hatte gegen die beiden Männer, die sie rücksichtslos aus dem Zimmer zerrten, keinen Erfolg. Sie schrie zwar gellend auf und biß Henderson in die Hand, aber das nützte ihr alles wenig. Minuten später hatten die beiden Gangster sie zum Keller hinuntergezerrt und stießen sie in einen leeren Raum von der Größe einer Gefängniszelle. Der Raum hatte nur rohverputzte Wände, eine stählerne Tür und ganz oben an der Decke ein Ventilationsgitter von der Größe eines Ziegelsteins, aber kein Fenster.
Noch bevor sich Lindy Collins wieder auf gerafft hatte, schlug Jock Henderson die stählerne Tür rasch zu und versperrte sie von außen.
Er konnte das Pochen gegen die Tür hören. Die Stimme des Mädchens klang nur leise und verzerrt.
Er grinste Louis Fisher an.
»Die kleine Kur dürfte ihr ganz guttun«, meinte er zufrieden. »Wenn wir sie wieder herausholen, hat sie ihre Wut bestimmt schon ausgetobt und sie wird sich nicht mehr wie eine kleine Hexe benehmen.«
Dann ging er wieder nach oben, um die nächsten Befehle seines Chefs auszuführen.
***
Die »Copacabana Expresso Bar« in der Lexington Avenue trug zwar einen hochtrabenden Namen, aber der täuschte.
Tische und Stühle waren in langer Reihe der blitzenden Theke gegenüber aufgestellt. Nach hinten hin verbreitete sich der Raum. Dort waren zwei Türen und in der Mitte eine Musiktruhe, die jede Nacht unermüdlich in Betrieb war.
Kunden gab es weniger, als man in diesem, zweifelhaften Lokal erwartet hatte. Meistens waren es junge Leute, die rasch einen Kaff ee tranken. Am meisten aber benutzten die Besucher der Expresso Bar eine der beiden Türen, die die Aufschrift »Privat« trug. Sie blieben alle nur einige Sekunden fort. Aber irgendwie bereitete ihnen dieser Blitzbesuch eine gewisse Freude, denn die meisten lächelten, wenn sie wieder erschienen.
Morgens früh gab es hier allerdings fast keinen Betrieb. Eine Bedienung lehnte gelangweilt hinter der Theke, als Chet Pallo hinter sich die Glastür zufallen ließ.
Der junge Bursche mit den aufmerksamen schwarzen Augen schaute auf einmal recht interessiert, als Pallo an der Theke vorbei nach hinten auf die Tür zuging. Pallo sah so aus, als hätte er in der vergangenen Nacht schlecht oder überhaupt nicht geschlafen, und er hatte dringend eine Rasur nötig.
Er klopfte nicht an, als er die Tür vor sich aufstieß und in das Zimmer dahinter platzte. Es war denkbar einfach eingerichtet. Außer einem Schreibtisch, einem kleinen Aktenschrank und einem Garderobenständer gab es nur einen freien Stuhl. In dem anderen, der hinter dem Schreibtisch stand, flegelte sich Pietro Costa. Der Bequemlichkeit halber hatte er die Beine auf den Schreibtisch gelegt und schien sich in dieser Sitzlage wohl zu fühlen.
Er blinzelte seinen Besucher müde an und lächelte dann, als er Chet Pallo erkannte. Die Füße nahm er aber deshalb noch lange nicht vom Schreibtisch.
Pallo ließ sich in den Sessel fallen, fegte die Beine des Italieners mit den modischen Spitzschuhen zur Seite und stierte ihn finster an. Langsam legte der Italiener die Schuhe wieder auf den Schreibtisch.
»Wo ist Rip?« fragte er, ohne Costa erst lange einen guten Morgen zu wünschen. Allem Anschein nach war er schlecht gelaunt. »Ich will mit ihm sprechen.«
Pietro Costa grinste wieder, streckte einen müden Arm über den Schreibtisch und klingelte nach oben.
»Wir haben dich schon erwartet, Chet«, meinte er dann. »Du hast dir aber viel Zeit gelassen. Was machen die Geschäfte?«
»Sie blühen«, meinte Chet Pallo, nahm sich das Paket Zigaretten vom Schreibtisch und zündete sich eine an, ohne Costa erst um Erlaubnis zu fragen.
»Freut mich«, erwiderte der Italiener ohne jede Begeisterung. »Und wie geht es Duke?«
Chet Pallo warf die Zigarettenpackung wieder auf den Schreibtisch zurück und starrte Costa
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