Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0231 - Das System der Verlorenen

Titel: 0231 - Das System der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
fest, daß sich die wirbelfreie Zone an der Schleusenwand entlang fortsetzte. Schritt für Schritt, beide Hände hinter dem Rücken gegen die Wand gestemmt, schob er sich um die Ecke und befand sich nun in der Schleuse. Vern und der dritte Mann folgten ihm. Ungehindert drangen sie halbwegs bis zum jenseitigen Schleusenausgang vor, aber dort endete die strömungsfreie Schicht. Conn streckte den Strahler ein Stück voraus und spürte, wie der Sturm an ihm zerrte. Jenseits des Ausgangs lag die hell erleuchtete Halle mit den Generatoren, die sie auf dem Herweg passiert hatten.
    Conn faßte einen raschen Entschluß.
    „Ich stoße mich ab und lasse mich treiben", erklärte er seinen Begleitern. „Von hier bis zum ersten Generator sind es nicht mehr als zehn Meter. Auf so kurzer Strecke kann die Strömung mich nicht bis auf volle Geschwindigkeit beschleunigen. An dem Generator finde ich Halt."
    Er wollte sich abstoßen, aber Vern legte ihm die Hand auf die Schulter.
    „Und wenn es nun nicht klappt?" wollte er wissen.
    „Dann bist immer noch du da", brummte Conn, „und läßt dir für den nächsten Versuch etwas Besseres einfallen."
    Er stemmte sich von der Wand ab und spürte, wie der Sturm ihn packte. Hals über Kopf wirbelte er davon, Wie ein riesiger Schatten flog der Generator ihm entgegen. Mit einem mörderischen Ruck kam er zum Halten. Er streckte die Arme aus und klammerte sich blindlings fest. Unwillkürlich sog er die Luft prüfend ein, aber in seinem Anzug war keine Spur von Ammoniak-Geruch. Er hatte es geschafft. Er schwang sich zur Seite, aus dem Sturmfeld hinaus, das sich vom Schleusenausgang bis zur gegenüberliegenden Tür quer durch den Raum zog: Vern und der dritte Mann kamen aus der Schleuse geschossen. Conn half ihnen, aus dem Zentrum der Strömung zu entkommen. In einer Ecke des weiten Generatorenraums ruhten sie sich aus.
    Aber die Zeit der Überraschungen war noch nicht vorüber. Sie hatten die keuchenden Lungen noch nicht beruhigt, da starb plötzlich der Sturm. Das dumpfe Heulen erlosch. Nur ein schwacher Windzug fegte noch quer durch den Raum. Conn schaltete seinen Sender auf Minimalleistung und bedeutete den beiden anderen, das gleiche zu tun.
    „Das gefällt mir nicht", gab er zu. „Wahrscheinlich haben die Uraler das Leck entdeckt und sind dabei, es von außen zu vers chließen. Wartet hier!"
    Er ging zu der Türöffnung, die dem Schleusenausgang gegenüberlag. Deutlich sah er die Schmelzspuren an der Wand. Jemand hatte die Tür mit einer Strahlwaffe zerschossen, um der nachdrängenden Luft einen Weg nach draußen zu bahnen.
    Er horchte in den Gang hinaus, aber da war alles still. Er trat durch die Öffnung, den Blaster schußbereit, und völlig darüber im klaren, daß er verloren war, wenn der Sturm plötzlich wieder einsetzte.
    Die Gewalt der Strömung würde ihn mit sich reißen und an der Tür, die zum Aufzugsschacht führte, zerquetschen.
    Es wurde dunkel, als er sich der Tür näherte. Das Licht der Halle reichte nicht aus, um den Gang zu erhellen. Er blieb wie angewurzelt stehen, als er von weit vorn ein leises scharrendes Geräusch hörte.
    Was auch immer die obere Öffnung des Schachtes verschloß, war nicht wirksam genug, um dem komprimierten Gasgemisch den Ausweg völlig zu verschließen. Es gab immer noch eine kräftige Strömung, gegen die Conn sich stemmen mußte, um das Gleichgewicht zu bewahren. Er glaubte zuerst, der Luftzug riefe das Geräusch hervor.
    Aber dann hörte er das Scharren dicht vor sich und brachte den Strahler in Anschlag.
    Ein Schatten bewegte sich in der Finsternis. Conns Finger berührte den Auslöser und drückte ihn leise nach unten. Ein Licht flammte plötzlich auf. Conn schloß geblendet die Augen.
    „Vorsicht!" schrie eine gellende Stimme. „Nicht schießen!"
    Conn spürte, wie seine Muskeln erstarrten. Der Strahler entfiel seinen Fingern und polterte zu Boden.
    Die Lichtquelle kam auf ihn zu. Er war immer noch geblendet. Aber er hatte die Stimme erkannt, die ihn da anschrie.
    „Guerr!" rief er überrascht. „Warum hast du dich nicht früher ..."
     
    *
     
    Sie standen auf der Sohle des Aufzugschachtes, und Guerr richtete seine Helmlampe nach oben, so daß das Licht sich in den glatten Schachtwänden spiegelte.
    „Wir konnten auf eure Rufe nicht antworten", erklärte er hastig. „Die beiden Gleiter schössen uns ab. Ich dachte mir, daß sie unsere Funkgespräche wenn auch nicht abhören, so doch wenigstens anpeilen könnten. Unsere einzige

Weitere Kostenlose Bücher