0231 - Der Tod spielt auf im Treppenhaus
stand, stürzte durch die offene Tür und sah etwas, das mir das Blut in den Adern erstarren ließ.
***
Phil lag auf dem Boden im Parterre. Wie bei unserem Einzug vor wenigen Stunden waren die Podeste mit Menschen besetzt, die schweigend und mit unbewegten Gesichtern auf die Szene starrten.
Neben Phil kniete ein junges, schwarzhaariges Ding von achtzehn oder neunzehn Jahren. Sie hielt ein Taschentuch in der Hand und tupfte vorsichtig das Blut von Phils Stirn. Ich hatte das Mädchen noch nie gesehen, aber ohne Zweifel war es eine Puerto Ricanerin.
Der zweite Cop des Streifenwagens war eben im Begriff, den Unfallhilfe-Kasten zu öffnen. Die Cops mussten erst vor ein oder zwei Minuten auf der Bildfläche erschienen sein.
Ich kniete neben Phil nieder. Er sah schrecklich aus. Im Gesicht hatte er mehrere Platzwunden. Das Jackett war ihm heruntergerissen worden, und sein Hemd war zerfetzt.
Ich tastete nach seinem Herzen und spürte mit Erleichterung den gleichmäßigen Schlag.
Lieutenant Clay kam herein. Er stieß einen leisen Fluch aus und fragte: »Lebt er?«
Ich nickte. »Ja! Ich glaube, es sieht schlimmer aus, als es in Wirklichkeit ist.«
Clay zeigte auf das Mädchen.
»Wer ist das?«
Ich beugte mich zu dem Girl hinunter.
»Haben Sie gesehen, was geschah, Miss?« '
Sie hob den Kopf und sah mich aus großen, fast schwarzen Augen an. Langsam knüllte sie das blutbefleckte Taschentuch zusammen und stand auf.
Sie war nicht sehr groß, und das Kleid, das sie trug, war nicht vom allerbesten Stoff. Ihr Gesicht war hübsch und auf eine gewisse Weise anziehend, obwohl es mir so schmal schien, als bekäme das Girl nicht genug zu essen.
Sie schüttelte ein wenig den Kopf.
»Ich habe nichts gesehen, Sir«, sagte sie in korrektem, aber nicht akzentfreiem Englisch. Plötzlich warf sie sich herum und lief, nein, floh geradezu die Treppe hinauf, an all den Menschen vorbei, bis sie hinter einer Tür in der vierten Etage verschwand.
»So ist das immer«, stieß Lieutenant Clay grimmig hervor. »Alle wollen sie nie etwas gesehen haben.«
»Sie hat wenigstens etwas für Phil getan«, sagte ich leise.
Draußen heulte eine Sirene. Ein zweiter Streifenwagen kam, und wenig später traf auch der Unfallhilfewagen mit dem Arzt ein.
Der Doc öffnete sofort seine Tasche und untersuchte Phil, der immer noch in tiefer Ohnmacht lag. Er tastete seinen Körper ab, untersuchte die Gelenke.
»Es scheint nichts Ernsthaftes zu sein«, sagte er schließlich und richtete sich auf. »Jedenfalls ist ihm nichts gebrochen worden, und die Ohnmacht rührt daher, dass er mit einem harten Gegenstand niedergeschlagen wurde. Bringen Sie ihn auf ein Bett oder ein Sofa. Ich werde versuchen, ihn zum Bewusstsein zu bringen. Dann erst kann ich fests.tellen, ob er eine Gehirnerschütterung abbekommen hat.«
»Muss er in ein Krankenhaus?«
»Das kann ich erst sagen, wenn ich über die Gehirnerschütterung Bescheid weiß.«
»Wir haben eine Wohnung in diesem Haus«, sagte ich und gab Lieutenant Clay den Schlüssel. »Zweite Etage, Tür 12.«
Zwei Männer der Unfallhilfe hoben Phil auf, legten ihn auf die mitgebrachte Bahre und trugen ihn in Begleitung des Lieutenants und des Arztes zu unserer Wohnung.
Ich ging auf die Tür zu der Wohnung des Hausverwalters zu. Ich sagte schon, dass es die einzige Wohnung in dem Parterre des Hauses war.
Ich hämmerte in Abständen mit der Faust gegen die Tür. Niemand öffnete. Ich versuchte es noch einmal, und als sich wieder nichts rührte, hob ich den Fuß, trat zwei- oder dreimal mit voller Wucht zu und sprengte die Tür aus dem Schloss.
Der Korridor war dunkel, und es stank darin. Am Ende war eine Tür, die offen stand. Noch bevor ich sie erreichte, kam mir Gransky entgegen. Er schwankte und hielt ein Glas in der Hand.
»Nichts habe ich gesehen, Mr. G-man«, lallte er. »Nichts! Habe ich Ihnen nicht gesagt, dass es Ärger gibt.«
Ich schlug ihm das Glas aus der Hand. Es zerklirrte auf dem Fußboden.
»Das dürfen Sie nicht«, jammerte er. »Ich bin Bürger… ich…«
Ich stieß ihn vor mir her in das Zimmer hinein. Es war ein schmutziger Raum, vollgestopft mit ungepflegten, vergammelten Möbeln.
Er ließ sich auf einen Stuhl fallen.
»Was ist passiert? Raus mit der Sprache!«
»Ich habe nichts gesehen. Ich habe hier gesessen und habe ein wenig getrunken. Sie können mich nicht zu ’ner Aussage zwingen, Mr. G-man, wenn ich doch nichts weiß.«
»Du lügst, Gransky. Du bist ein Feigling. Ich wette, dass
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