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0231 - Wenn es Nacht wird in Soho

0231 - Wenn es Nacht wird in Soho

Titel: 0231 - Wenn es Nacht wird in Soho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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fast über sich selbst. War er schon so weit, daß er Kerr eine Lüge zutraute? - »Stop!« befahl er. »Das hier muß es sein. Die Hausnummer stimmt.«
    Nicole stellte den Motor ab, stieg aus und schüttelte sich. Blinde, verschmutzte oder eingeschlagene Fensterscheiben. Unten schien bestimmt niemand zu wohnen. »Dritter Stock«, sagte sie. »Ob man die Treppe wirklich benutzen kann?«
    Zamorra faltete seine hochgewachsene Gestalt ebenfalls aus dem Wagen. Vorsichtshalber tastete er nach seiner Brust und vergewisserte sich, daß unter dem Hemd das Amulett am silbernen Halskettchen hing. Dann nickte er Nicole zu. »Versuchen wir’s.«
    Ihm war, als würden sie von unzähligen Augen beobachtet, als sie das Haus betraten. Zamorra fragte sich, was geschah, wenn eine Gruppe hier ansässiger Banditen auftauchte. Wie in jeder Stadt, gab es mit Sicherheit auch hier Gangs, die auf ihre Weise für das sorgten, das sie selbst als Ordnung ansahen.
    »Wenn du mich direkt fragst, wohl fühle ich mich hier nicht!« behauptete Nicole. »Hast du überhaupt schon einen bestimmten Plan?«
    Zamorra schüttelte den Kopf, während sie die Treppe hinauf schritten. »Ich will nur versuchen, auf irgend eine Weise mit dem Amulett diese ominöse Wohnung auszuloten. Vielleicht erkenne ich etwas, möglicherweise einen Schatten jener Macht, mit der Kerr zu tun hatte.«
    »Hm«, machte Nicole.
    Endlich blieben sie stehen. »Hier muß es sein«, sagte Zamorra.
    An diesem Treppenabsatz gab es nur eine Wohnungstür. Warum, wußte bestimmt nur der Architekt. Vielleicht war die hier angrenzende Wohnung so groß, daß sie die ganze Etage erfaßte.
    Zamorra öffnete das Hemd und zog das Amulett hervor. Es machte nicht auf sich aufmerksam. Normalerweise erwärmte es sich oder vibrierte, wenn es die Nähe von schwarzmagischen Kräften spürte.
    Zamorra legte die Hand auf die Türklinke.
    »Willst du einfach hinein?« fragte Nicole.
    »Wenn nicht abgeschlossen sein sollte…? Warum dann nicht?« fragte er.
    Es war nicht abgeschlossen.
    Langsam schob er die Tür auf.
    Da erwachte das Amulett.
    ***
    Inspektor Kerr erwachte. Mit einem Ruck fuhr er empor und starrte aus dem Fenster. Draußen war es hell.
    Ihn interessierte es nicht. Er nahm es nicht wahr. Denn sein Bewußtsein war nicht dazu in der Lage, etwas zu erkennen. Weder, wie spät es war noch wo er sich befand.
    Wer in diesem Moment die Gelegenheit gehabt hätte, in seine weit aufgerissenen Augen zu sehen, hätte sich sehr gewundert.
    Schockgrün waren sie, wie alle Augen der Druiden vom Silbermond; typische Erkennungsmerkmale, das sie von anderen Menschen unterschied. Aber das war nicht das Besondere.
    Sondern das, was sich in ihnen spiegelte!
    Nicht das Fenster des Schlafraums, in dem sich Kerr befand.
    Sondern eine Gestalt.
    Professor Zamorra, der, das Amulett in der Hand, in eine Wohnung eindrang…
    Starr saß Kerr in seinem Bett. Nicht einmal der nicht zu unterdrückende Lidreflex fand statt. Der Druide atmete nicht.
    So lange nicht, bis sich das Bild in seinen Augen wieder verwischte, sich auflöste. Dann erst sank er wieder in die Kissen zurück.
    Sein Schlaf war und blieb tief und traumlos. Nichts deutete darauf hin, daß etwas in Kerr ein Geschehen verfolgt hatte, das sich viele Kilometer entfernt in einem anderen Stadtteil abspielte…
    ***
    Zamorra fühlte das Vibrieren zwischen seinen Fingern. Sofort streckte er die andere Hand aus und hielt damit Nicole auf, die ihm folgen wollte.
    Der Meister des Übersinnlichen blieb stehen und lauschte.
    Nichts! Kein Geräusch drang aus dem Innern der Wohnung. Dennoch zeigte das Amulett ihm eine schwarzmagische Aktivität.
    Zamorra betrachtete das Amulett. Die handtellergroße Silberscheibe mit dem von den zwölf Tierkreiszeichen umgebenen Druidenfuß und dem umfassenden Silberband mit bis heute unübersetzbaren Hieroglyphen, das sich schon oft als Dämonenradar und Lebensversicherung erwiesen hatte, vibrierte immer stärker. Das konnte nur bedeuten, daß eine dämonische Kraft im Innern jener Wohnung ebenfalls stärker wurde!
    Erwachte etwas oder jemand?
    Zamorra machte sich auf einen Angriff gefaßt, den er nur mit dem Amulett abwehren konnte.
    »Bleib draußen«, flüsterte er Nicole zu. Dann ging er langsam weiter, Schritt für Schritt.
    Da… das Zimmer mit den Masken!
    Zamorra erstarrte. Was waren das für Masken? Abdrücke? Oder… hatte jemand wirklich Menschen die Gesichter genommen?
    Bewegten die Masken nicht ihre toten Augen?
    Immer noch

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