0232 - Plutons Zauberbuch
jetzt, als sie wieder mit dem Chinesen zusammentraf, erinnerte sie sich wieder voll an das Geschehene!
Ute Enkheim schloß die Augen. Sie ahnte den Grund plötzlich. Der Chinese war nicht unbedingt auf einen Mord aus. Es hing mit dem Buch zusammen. Er mußte wirklich in die Zukunft sehen können und hatte Ute präpariert. Wäre Ted Ewigk nicht selbst an dem Buch interessiert, geschähe ihm nichts… so aber mußte er sterben.
Ob es für die anderen Interessenten auch Attentäter gab?
Sie zuckte mit den Schultern. Das war nicht ihr Problem. Sie mußte Ted Ewigk beseitigen, weiter nichts. In ihrer Gedankenwelt gab es keinen Raum, sich dagegen zur Wehr zu setzen.
Was hatte er gesagt? Er wollte zu diesem Professor Zamorra! Vielleicht ließ diesem sich der Mord anhängen… Entschlossen setzte sich das Mädchen wieder in Bewegung und ging durch das Foyer zu den Lifts, um nach oben zu fahren, nachdem sie Zamorras Zimmernummer erfragt hatte.
Der Clerk wunderte sich. »Auch Sie wollen zu dem Professor? Gerade hat doch ein Herr Ewigk schon danach gefragt, na ja… soll ich Sie anmelden?«
»Lieber nicht«, wehrte Ute ab.
Wenig später verließ sie oben die Liftkabine.
Sie erstarrte.
***
Zamorra öffnete die Augen, weil er ein Geräusch vernahm. Er tauchte aus unergründlichen Tiefen auf und versuchte sich zu erinnern. Was war geschehen?
Er lag auf Fliesen, die kalt waren. Er versuchte die Hände zu bewegen. Nur mühsam konnte er die Finger krümmen. Etwas hemmte jede seiner Bewegungen.
Eine magische Falle! durchzuckte es ihn. Ich bin in eine Falle gelaufen…
Ein neuerliches Geräusch. Die Tür zum Korridor wurde geöffnet! Jetzt erkannte Zamorra, was ihn geweckt hatte. Ein von außen nach innen aus dem Schloß gestoßener Schlüssel…
Und ein anderer drehte sich, hakte hier und da, drehte sich weiter… Die Klinke wurde bewegt…
Der Meister des Übersinnlichen hob den Kopf. Er befand sich im kleinen Bad, lag hier… der leichte Jackenärmel schob sich in sein Blickfeld. Versengt! Da war Feuer in seiner Erinnerung und eine lähmende Müdigkeit…
Das Bad war die Falle. Und jetzt -kam jetzt der Fallensteller, um ihm den Rest zu geben?
Er stützte sich mühsam auf die Ellenbogen. Die Schwäche hielt ihn immer noch gepackt. Er versuchte nach Nicole zu rufen, aber nicht einmal ein Krächzen kam über seine Lippen. Und dann- fiel ihm ein, daß auch Nicole vorübergehend ausgeschaltet war.
Die Tür schwang auf.
Jemand trat ein, lehnte die Tür hinter sich nur an. Der Eindringling bewegte sich vorsichtig.
Wer war das? Zamorra kannte ihn nicht. Der Mann sah ihn im gleichen Moment und schwang auf dem Absatz herum. Zamorra sah das Gesicht, das keine Regung zeigte, nichts. Stechende Augen…
»Wer…«, krächzte Zamorra mühsam. Er versuchte sich aufzurichten.
Der Fremde beugte sich vor, packte zu und zerrte Zamorra hoch. Kurz sah er sich um, dann zog er den Parapsychologen ins große Zimmer.
Zamorra konnte sich denken, daß das nicht aus reiner Menschenfreundlichkeit geschah. Denn warum sollte er sonst so schweigsam sein, warum hatte er sich gewaltsam mit einem Nachschlüssel oder einem Dietrich Einlaß verschafft?
Da lag Nicole auf dem Bett, immer noch reglos. Doch der Fremde zog Zamorra einfach daran vorbei. Der Parapsychologe versuchte sich zu wehren, aber sein Körper wollte ihm einfach noch nicht gehorchen. Die Lähmung wich viel zu langsam.
Vor der Balkontür ließ der Fremde Zamorra auf den Boden sinken. Der Meister des Übersinnlichen bewegte sich kriechend seitwärts. Er sah das Amulett auf dem niedrigen Tisch. Er mußte es haben! Vielleicht konnte es ihm helfen…
Der Fremde öffnete die Tür. Dann wandte er sich wieder um. Er sagte etwas, das russisch klang. Noch ehe Zamorra die Hand nach dem Amulett ausstrecken konnte, packte der Mann wieder zu und zerrte ihn hoch.
Zamorra spannte die Muskeln. Aber sie gehorchten ihm immer noch nicht richtig. Immerhin konnte er sich jetzt schon etwas stärker wehren. Doch der Russe war stärker. Er zerrte Zamorra nach draußen auf den Balkon.
»Wer sind Sie? Was haben Sie vor?« stieß Zamorra hervor.
Sein Gegner schwieg immer noch. Er zog Zamorra zum Geländer, preßte ihn dagegen und über die Kante. Der Professor sah unter sich harten, festen Boden. Der Fremde wollte ihn hinunterstoßen. Zamorra wußte, daß er das nicht überleben konnte.
»Hören Sie!« keuchte er und versuchte wieder, sich aus dem Griff des Mannes zu befreien. Der packte jetzt mit der
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