0232 - Plutons Zauberbuch
zweiten Hand nach. Zamorra versetzte ihm einen Stoß mit dem Ellenbogen. Der Fremde japste, krümmte sich leicht und ließ Zamorra wieder los. Der Meister des Übersinnlichen warf sich zurück, fort von dem gefährlichen Geländer.
Doch sein Stoß war nicht kräftig genug gewesen. Der Russe kam wieder heran. Mühelos blockte er Zamorras kraftlosen Fausthieb ab. Der Professor entsann sich diverser Karategriffe, aber er war viel zu langsam. Die magische Lähmung arbeitete immer noch in ihm und behinderte ihn. Ihm war, als bewegte er sich in einem zähen Sumpf.
»Taskanoff!« hörte er einen Mann rufen. »Stoj!«
Der Russe drehte kurz den Kopf. Dann aber flog seine Faust heran, durchbrach blitzschnell Zamorras Deckung. Er mußte den Hieb voll hinnehmen. Vor seinen Augen tanzten Sterne. Er fühlte, daß er gegen das Geländer des Balkons flog.
Und das gab unter seinem Gewicht nach!
Krachend barst es, und Zamorra stürzte rückwärts und mit den Armen rudernd in die Tiefe.
***
»Dann wollen wir mal zur Sache gehen«, sagte der Chinese leise, dessen Augen wieder ihre Normalstellung eingenommen hatten. Er brauchte die Magie jetzt nicht mehr einzusetzen. Tamara Galinovsk befand sich bereits in seinem Bann und konnte ihm nicht mehr ausweichen.
Sheng Li-Nong griff in die Schreibtischschublade und nahm ein Jlaches Etui heraus, das er der russischen Agentin überreichte. »Damit«, sagte er,, »wirst du den Mann töten, der sich Professor Zamorra nennt. Danach darfst du dir etwas wünschen.«
Die Agentin nickte. Sheng sah, wie es hinter ihrer Stirn arbeitete. »Warum?« fragte sie stockend.
»Oh, du bist nicht leicht kleinzukriegen«, sagte Sheng. »Aber du wirst es dennoch tun.«
»Ja«, sagte sie.
Sheng sah an ihr vorbei auf ein Bild, das eine chinesische Winterlandschaft zeigte. Von dort war er einst gekommen, vor langer, langer Zeit… aber wie lange hatte er jenes Land nicht mehr gesehen? Hundert Jahre? Oder waren es schon tausend?
Er wußte es nicht mehr genau. Zeit war für ihn bedeutungslos, wie sie auch für Pluton bedeutungslos gewesen war. Plutons Buch, das nicht in falsche Hände geraten durfte…
»Warum seid ihr eigentlich hinter mir her?« fragte er zusammenhanglos. »Ihr seid doch vom Geheimdienst. Taskanoff, du… und Wassilowitch.«
»Woher weißt du das?« fragte sie überrascht.
»Ich weiß vieles, Nur wenige Dinge entziehen sich meinem Auge. Warum?«
Sie sagte es ihm. »Weil du die engste Verbindung zu dem Buch hast… weil du vieles darüber weißt.«
»Ja«, und er lächelte nicht nur, er lachte. »Ich kannte jenen, der es schrieb… doch nun geh und töte Zamorra!«
Sie verließ das Zimmer. Sheng Li-Nong blieb zurück. Seine Fingerspitzen trommelten auf der Sessellehne, in welchen er gesunken war. Zamorra und Ted Ewigk… er hatte ihr Eintreffen schon vor Tagen gesehen, aber es war unsicher, in welchem Zusammenhang sie kamen. Deshalb hatte er zumindest bei diesem Ted Ewigk Vorsorge getroffen. Und nun würden in Kürze beide Dämonenjäger tot sein. Die Russen zählten nicht. Es blieben der als Playboy getarnte Gnom und die Dämonenhexe. Der Chinese versuchte, erneut einen Blick in die Zukunft zu tun, aber diesmal verschloß sie sich ihm. Es gab einen starken Störfaktor.
Zamorras Amulett! Es behinderte ihn…
Nun, was er wissen wollte, wußte er. Und er konnte in aller Ruhe abwarten.
***
Ted Ewigk sah, wie Taskanoff auf dem Balkon Zamorra angriff. Und er sah auch, daß Zamorra sich nur sehr langsam bewegte. Nicole reglos auf dem Bett… und das Amulett auf dem Tisch!
Was bedeutete das?
Der Reporter stürmte vorwärts, rief den Russen an. Aber der ließ sich nur eine Sekunde lang ablenken. Dann schlug er Zamorra nieder. Der Parapsychologe brach durch das Geländer.
Aber da war der Reporter bereits in der Balkontür. Seine Hand, die das Amulett umklammerte, schleuderte es so, daß es hinter Zamorra her in die Tiefe sausen und ihn treffen mußte.
Der Russe wirbelte herum. In seinen Augen glühte es. Er griff sofort an. Aber Ted Ewigk war nicht durch die Nachwirkungen einer magischen Falle gelähmt. Er war ein vollwertiger Gegner. Der durch Zamorras langsame Reaktionen etwas verwöhnte Agent fühlte sich unversehens gepackt und herumgewirbelt. Sein Hebelgriff, mit dem er auch den Reporter in die Tiefe schleudern wollte, kam zu spät. Teds Handkantenschlag fällte ihn. Taskanoff brach zusammen.
Ted kniete sofort über ihm. Der Russe war bewußtlos. Dann bewegte der Reporter sich zur
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