0232 - Sieben Siegel der Magie
abgewinkelt und suchte unter dem Fenster an der Mauer einen kleinen Vorsprung, wo ich mich eventuell abstützen konnte. Diesmal stand das Glück auf meiner Seite. Ich fand den Vorsprung, die Mauer war nicht so glatt.
Allerdings fanden nur meine Zehen ein wenig Halt.
Es musste reichen.
Mit der linken Hand umklammerte ich den unten laufenden Rahmen.
Er stand erhöht auf der Fensterbank. So hart es ging, griffen meine Hände zu, und dann schaffte ich es tatsächlich, hochzukommen, wobei meine Waffe nach wie vor in den Raum hineinwies und wenigstens in etwa auf Lupina zeigte.
Der Werwölfin war anzusehen, dass sie nach einem Ausweg suchte.
Ihr Blick blieb nie starr, die Pupillen bewegten sich, aber noch traute sie sich nicht.
Dann hockte ich auf der Bank. Es war eine ungemein starke Stresssituation, die ich durchmachte. Meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt, und Lady Sarah würde es sicherlich nicht anders ergehen.
Wie ein Raubtier, das auf seine Beute lauert, stand Lupina da. Sie hatte noch keineswegs aufgegeben, dessen war ich mir sicher. Nein, ein Wesen wie die Königin der Wölfe kämpfte bis zum Schluss.
Ich sprang.
In dem Augenblick, als ich mich in der Luft befand und zwangsläufig nicht mehr so voll konzentriert sein konnte, da reagierte auch Lupina.
Zur gleichen Zeit geschah noch etwas anderes. Wir hörten Schüsse.
Und die waren im Haus aufgeklungen!
***
Der Treffer hatte den Inspektor im wahrsten Sinne des Wortes niedergemäht. Obwohl Suko sehr viel einstecken konnte, war er nicht in der Lage, diesen Hieb zu verkraften. Er war auf den Boden geschlagen, ihm kam es so vor, als wäre er in eine bodenlose Tiefe gefallen, die ihn wie ein gieriges Maul verschlang.
Und doch wurde Suko nicht völlig bewusstlos. Vielleicht war es sein mentales Training, das er immer durchführte, um seine geistigen Kräfte zu stärken, auf jeden Fall schaffte er es, den drohenden Wogen der Bewusstlosigkeit zu trotzen.
Suko verfiel nur in eine Art von ein Hin und Her der Psyche, ein permanentes Auf und Ab wallender Nebelschleier.
Da wurde gesprochen, aber Suko verstand kein Wort, obwohl er die Stimmen hörte. Er machte nicht einmal aus, ob es Frauen oder Männer waren, die da redeten, alles rückte in eine unauslotbare Ferne und Tiefe.
Der Inspektor war auch nicht mehr in der Lage, Gefühle zu empfinden und sie einzuteilen, er glitt hinein in eine Lethargie, wo ihm alles egal war.
Die drei Wölfe hielten ihn umkreist. Suko merkte nicht, dass sie auf ihn niederschauten, erst als eine der Bestien sich bückte und den Chinesen an der Schulter fasste, spürte er wieder etwas.
Sie wälzten ihn auf den Rücken. Danach wurde er auf die Tür zugezogen, die schon geöffnet war. Der Körper des Chinesen schleifte vom Teppich aus auf die Steinfliesen des Flurs, und dort ließ man ihn erst einmal liegen.
Zum erstenmal empfand Suko die Kühle der Steine. Allerdings nur oberhalb des Halses, denn seine Hacken und auch die Partie darunter waren paralysiert – gelähmt.
Lupinas Schlag mit dem metallenen Kerzenständer hatte ihm jegliches Empfinden geraubt. Doch die Nebel lichteten sich. Statt dessen spürte er das Brummen und Hämmern im Kopf ein positives Zeichen, denn er bekam wieder so etwas wie Gefühl.
Suko gelang es, seine Umgebung wahrzunehmen. Da war einmal die hohe Decke über ihm. Nicht weit entfernt brannte eine Lampe.
Kugelförmig, wie ein blasser Mond erscheinend, der trotz seines nicht eben starken Lichts Suko mit der Helligkeit malträtierte, denn sie schmerzte in seinen Augen.
Er nahm auch den Geruch wahr, den die Bestien absonderten. Es war ein starker Raubtiergestank, ätzend und beißend, der Suko im Normalfall nicht viel ausgemacht hätte, ihn jetzt aber störte.
Und er erinnerte sich wieder.
Lupina hatte den Befehl gegeben, Suko zu töten. Einen fast waffenlosen Menschen, denn bis auf seinen Stab besaß Suko nichts mehr, womit er sich hätte wehren können. An den Stab kam er nicht heran, denn seine Arme gehorchten ihm nicht mehr.
Über sich hörte er das Hecheln und Knurren der gefährlichen Wölfe.
Sie hatten ein Opfer, sahen es vor sich liegen, und sie würden alles daransetzen, um ihre Blutgier zu stillen.
Wie lange gaben sie dem Chinesen noch eine Gnadenfrist?
Kaum konnte er damit rechnen. Er hatte einen von ihnen getötet, das würden die anderen nie vergessen, und Suko musste dafür mit seinem Leben zahlen.
Von Sekunde zu Sekunde ging es Suko besser. Sein mentales Training machte sich
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