0232 - Sieben Siegel der Magie
ihn!« Hart wie ein Pistolenschuss peitschte der Befehl durch den langen Flur. Lupina hatte ihn ausgestoßen, und auf ihre Königin hörten die Bestien.
Plötzlich fühlte sich Suko von einem Druck befreit, die Bestien erhoben sich, blieben aber in gespannter Haltung um Suko herum stehen und beobachteten ihn aus kalten, gnadenlosen Raubtieraugen. Aus den Mäulern tropfte noch immer der Geifer. Er fiel nach unten und nässte Sukos Kleidung.
Lupina trat in den Kreis. Sie hatte Sarah Goldwyn losgelassen und gegen eine Wand gestoßen, wo sie stehen blieb und nicht wagte, sich zu rühren. Lupina aber baute sich so auf, dass Suko ihr aus seiner Lage ins Gesicht schauen konnte.
Ihr Gesicht verzog sich zu einem kalten Lächeln. »Denk nur nicht, Chinese, dass ich dich aus reiner Freundlichkeit geschont habe, dein Tod ist beschlossene Sache, aber ich will dir etwas zeigen, und ich verlange eine Antwort von dir.«
»Was willst du mir zeigen?«
»Steh auf!«
Suko schaute noch die drei Bestien an und legte sich danach auf die Seite. Er stemmte sich hoch und stand.
»Geh ins Zimmer!«
Suko wusste, welcher Raum gemeint war, denn die Tür dazu stand offen. Er konnte auch das zerbrochene Fenster sehen und erkannte, dass zwei Möbelstücke umgekippt waren.
Bevor er sich in Bewegung setzte, wurde Lady Sarah von zwei Bestien gepackt und von der Wand weggezogen. Dabei drang kein Laut über ihre Lippen, die alte Dame hielt sich erstaunlich tapfer.
Die Werwölfe gingen rauh mit ihr um. Am rechten Arm wurde das dunkelblaue Kleid zerrissen, auch eine Kette hielt nicht mehr, und die einzelnen Perlen fielen klackernd zu Boden. Sie schoben die Horror-Oma zuerst in den Raum. Suko folgte. Eingerahmt von Lupina und einem Werwolf.
»Da, auf dem runden Tisch liegt es«, sagte die Königin der Wölfe. »Sieh es dir an.«
Der Chinese ging vor. Mit dem Gegenstand war das Buch gemeint, das er bereits gesehen hatte. Irgend jemand hatte es aufgeschlagen. Beim Näherkommen erkannte Suko eine Zeichnung, und er sah sie deutlicher, als er vor dem Tisch stand.
Auch er war überrascht, denn die Zeichnung stellte haargenau John Sinclairs Kreuz dar.
»Na, was sagst du?« höhnte Lupina.
»Ich… ich weiß es nicht.«
»Willst du mich hier reinlegen? Natürlich weißt du es, das ist John Sinclairs Kreuz.«
»Das sehe ich.«
»Und weißt du auch, welch eine Bedeutung dieses Buch für uns Schwarzblütler hat?«
»Nein.«
»Darin sind die Geheimnisse des Kreuzes niedergeschrieben worden. Es klärt das Rätsel um das Kreuz. Derjenige, der es in die Hände bekommt, kann der Dämonenwelt damit einen ungeheuren und unersetzbaren Schaden zufügen. Deshalb darf dieses Buch auf keinen Fall in die Hände des Geisterjägers gelangen. Und das ist nicht nur mir bekannt, sondern auch den anderen Schwarzblütlern. Der Spuk weiß es, Lady X wahrscheinlich ebenfalls. Sie wollen das Buch besitzen, aber es gibt nur eine, die es wirklich bekommt. Das bin ich. Die Königin der Wölfe wird es an sich nehmen und es vielleicht vernichten.«
Suko wäre am liebsten in den Boden versunken. Jetzt wusste er Bescheid. Nun war ihm klar, weshalb die Dämonenwelt so hinter dem Buch her war. Wenn es tatsächlich stimmte, was Lupina gesagt hatte, dann war dieses Buch mehr als brisant.
Der Inspektor dachte an seinen Freund John Sinclair. Wie lange hatte er schon über sein Kreuz nachgedacht und herumgerätselt. Vor Suko lag die Erklärung, er brauchte nur die Hand auszustrecken, doch trotz dieser lächerlich geringen Entfernung war das Buch für ihn meilenweit entfernt. Sobald er nur den Versuch unternahm, würde die Gegenseite hart und erbarmungslos zuschlagen.
»Na, was geht jetzt in deinem Schädel vor?« höhnte die Königin der Wölfe.
»Kannst du dir das nicht denken?«
»Sicher, aber ich wollte dir die kleine Freude noch gönnen, bevor dich meine Freunde zerreißen. Du hast es gesehen, das reicht.« Sie drehte sich. »Los, ihr Wölfe, packt ihn euch! Er gehört euch. Zerreißt ihn, ich will ihn nicht mehr sehen.«
»Nein!«
Zum erstenmal meldete sich Sarah Goldwyn. Sie schrie das Wort und wollte sich zwischen Suko und die Werwölfe schieben, doch ein Prankenhieb schleuderte sie zurück.
Die Horror-Oma hatte das Gefühl, in einer Schmerzwelle zu ersticken.
Sie verlor die Umgebung aus den Augen, wusste nicht mehr, wo sie sich befand und krachte mit dem Rücken gegen die Wand, wo sie schweratmend herabrutschte.
Es war ein winziger Moment der Unachtsamkeit, den der
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