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0233 - Blitzgespräche mit dem Tod

0233 - Blitzgespräche mit dem Tod

Titel: 0233 - Blitzgespräche mit dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blitzgespräche mit dem Tod
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ich einmal tief und aus vollem Herzen.
    »Dann werde ich also wohl nach Richmond fahren müssen«, meinte ich. »Sagen Sie Duvalin, er solle alles so lassen, wie es jetzt ist. Er soll vor allem die Tür des Safes nicht mehr anfassen.«
    »Wie lange werden Sie gebrauchen?«
    »Unter einer Stunde schaffe ich es nicht. So lange muß er sich schon gedulden. Er kann ja auch inzwischen die Richmond Police oder Center Street in Bewegung setzen. Vielleicht wäre das sogar das Beste.«
    »Das habe ich ihm auch gesagt, aber er sträubt sich.«
    »Also dann! Ich melde mich wieder, wenn ich etwas herausfinden sollte.« Ich beeilte mich nicht sonderlich. Erstens war ich noch müde und zweitens verärgert. Meiner Überzeugung nach würde sich der Schmuck an irgendeiner unmöglichen Stelle wiederfinden, wo der Ölmagnat ihn in seinem angekratzten Zustand verstaut hatte.
    Als ich um halb elf ankam, stand bereits ein Wagen vor dem Portal. Es war ein Buick, der an der Windschutzscheibe das Arztschild trug. Wahrscheinlich hatte Mrs. Grace Duvalin, nachdem sie erwacht war und von dem wirklichen oder vermeintlichen Verlust erfahren hatte, Zustände bekommen.
    Heute war nur der Oberdiener vom Vorabend sichtbar und hatte seine goldstrotzende Livree gegen eine einfachere vertauscht. Er führte mich in einen Raum, den ich noch nicht kannte, anscheinend das Arbeitszimmer des Hausherrn, mit riesigem Schreibtisch, Clubsesseln und einer ganzen Wand wohlgefüllter Bücherregale. Der Diener bat mich, Platz zu nehmen.
    Fünf Minuten später stob Duvalin herein. Er war noch im Schlafrock, unter dem die bordeauxrote Schlafanzughose heraussah, trug türkische Pantoffeln und war unrasiert und verkatert.
    »Ein Glück, daß Sie endlich kommen, Mr. Cotton«, stöhnte er. »Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Zu allem Überfluß hat man auch noch versucht, Grace zu vergiften. Der Arzt ist noch bei ihr.«
    »Wie ist denn das möglich?« fragte ich.
    »Ich weiß es nicht. Sie nimmt des öfteren ein Schlafmittel, und zwar besonders, wenn sie zuviel getrunken hat. Der Alkohol putscht sie auf, und sie kann nicht zur Ruhe kommen. Sie behauptet auch, heute nacht nur eine Tablette genommen zu haben, aber wir konnten feststellen, daß drei davon fehlten.«
    »Vielleicht hat sie sich geirrt«, meinte ich. »Sie werden mir die Bemerkung verzeihen, aber auch Ihre Gattin war nicht mehr ganz nüchtern.«
    »Wenn Grace zuviel getrunken hat, ist sie besonders vorsichtig«, behauptete er.
    »Und doch hat sie, wie Sie sagten, den ganzen kostbaren Schmuck auf dem Toilettentisch liegenlassen, anstatt ihn in den Safe zu räumen.«
    »Das hat nichts mit dem Alkohol zu tun. In dieser Hinsicht ist sie schon immer leichtsinnig gewesen. ›Wer soll denn hier in meinen eigenen vier Wänden etwas stehlen?‹ pflegte sie zu sagen, wenn ich sie mahnte, auf ihre Sachen besser achtzugeben.«
    »Dann werde ich mir den Schauplatz einmal ansehen.«
    »Das geht jetzt nicht, Mr. Cotton. Meine Frau liegt noch im Bett, und der Arzt hat angeordnet, sie solle so lange liegen bleiben, bis die Wirkung der Tabletten abgeklungen ist.«
    »Darauf kann ich keine Rücksicht nehmen. Wenn Sie mir nicht freie Hand geben, so kann ich Ihnen auch nicht helfen«, entgegnete ich ärgerlich. »Ich bin ja schließlich kein Zauberkünstler.«
    Er machte das Gesicht eines Mannes, der an keinen Widerspruch gewöhnt ist, und einen Augenblick glaubte ich, er werde aufbrausen. Dann schien er doch einzusehen, daß ich recht hatte.
    »Warten Sie einen Augenblick«, so knurrte er und verschwand.
    Fünf Minuten später — ich überlegte gerade, ob ich einfach kurzen Prozeß machen und abhauen sollte — kam er zurück.
    »Kommen Sie mit«, sagte er im Kommandoton.
    Ich folgte ihm hinauf in den ersten Stock. Er öffnete eine Tür, trat ein und winkte. Mrs. Duvalin lag im Bett. Ihre Augen waren geöffnet, aber sie schien nicht ganz da zu sein. Sie war zugedeckt bis unters Kinn.
    Neben dem Bett saß ein Herr im tadellosen Vormittagsanzug und mit einer Miene, an der ich, auch wenn ich es nicht gewußt hätte, hätte erkennen können, daß es sich um einen hochvornehmen Arzt handelte.
    »Doktor Philmore«, stellte Duvalin ihn vor und dämpfte dabei seine Stimme.
    Der Arzt nickte würdig und ließ Mrs. Duvalins Puls, den er hielt, keinen Augenblick los.
    »Was ist das für ein Zeug?« fragte ich ihn und deutete auf die Tablettenröhre.
    »Ein Präparat, das neben anderen Beruhigungsmitteln auch Barbitursäure enthält.

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