0233 - Blitzgespräche mit dem Tod
mir auf dem Parkplatz eine Stelle aussuchen, von der ich ohne Schwierigkeiten jederzeit auf die Straße gelangen konnte. Es standen bereits drei Dutzend der teuersten und luxuriösesten Straßenkreuzer aufgereiht, neben denen sich mein Jaguar, auf den ich so stolz bin, ganz klein und häßlich ausnahm.
Auf der Freitreppe zu dem Eingang des weitläufigen Herrenhauses stand ein doppeltes Spalier von Dienern unter dem Kommando eines Oberdieners, der mehr Fangschnüre und Goldstreifen auf seiner Uniform hatte als der Schah von Persien und sich auch’ entsprechend aufführte.
Er prüfte unsere Karten und ließ uns gnädigst passieren.
In der mit seltenen Hölzern getäfelten Vorhalle wimmelten noch mehr Diener herum, die sich sofort unserer Mäntel und Hüte bemächtigten und uns unter gelindem Zwang in den Waschraum nötigten, damit wir unseren äußeren Adam hoffähig machen konnten.
»Es fehlt nur noch, daß man uns einen elektrischen Rasierapparat in die Hand drückt«, brummte ich, während ich mich bemühte, meine stets widerspenstigen Haare in eine Richtung zu dressieren. Dann endlich war es soweit.
Es mochten ungefähr sechzig oder siebzig Gäste erschienen sein, meist wohlbeleibte Herren mit kahlen Köpfen und eine Anzahl hübscher, gut zurechtgemachter, schulter- und rückenfreier Damen zwischen siebzehn und siebzig Jahren.
Ich gab mich so unbefangen wie irgend möglich und betrachtete die illustre Gesellschaft, bis ich dicht bei der Bar das mir wohlbekannte Gesicht des Mr. Duvalin entdeckte, der in ein angeregtes Gespräch mit einem grünbeturbanten Mann verwickelt war. Allerdings ging das nur unter Zuhilfenahme eines Dolmetschers, offenbar eines Studenten aus dem fernen Arabien.
Neben Mr. Duvalin stand seine Gattin. Ich wunderte mich, daß die sehr hübsche, etwas mollige Blondine nicht unter der Last der Perlen, Brillanten, Rubine, Smaragde und sonstigen Edelsteine, mit denen sie gepanzert war, zusammenbrach.
Unwillkürlich stellte ich mir vor, daß jetzt ein Dutzend Gangster mit gezogenen Schießeisen hereindefilierten und Grace Duvalin mitsamt ihren Glitzerchen in einen Sack steckten, um mit ihr abzuhauen. Das wäre sehr einfach und praktisch gewesen, und niemand, nicht einmal wir, hätte etwas daran ändern können, weil wir ja nicht imstande gewesen wären, unsere Pistolen zu gebrauchen, ohne Gefahr zu laufen, ein paar prominente Mitbürger anzuschießen.
Wir hofften jedenfalls, es werde alles gutgehen, parkten auf den weichgepolsterten hohen Stühlen und stellten fest, daß der Whisky aus silbernen Bechern auch nicht anders schmeckt als im »Blauen Affen« oder bei der »Schwarzen Ina«.
Im großen und ganzen war es, wenigstens für uns, eine langweilige Angelegenheit. Um mir die Zeit zu vertreiben, versuchte ich zusammenzuaddieren, wie hoch der Gesamtbetrag der Bankkonten sein könne, die hier durch ihre Besitzer vertreten waren, aber ich bin, wenn es sich um größere Beträge handelt, immer schwach im Rechnen gewesen, und so steckte ich es auf, als ich die Fünfzehn-Milliarden-Grenze erreicht hatte.
Die wenigsten Leute saßen. Die meisten standen herum, balancierten ein mehr oder weniger gefülltes Cocktailglas in der einen Hand und hielten ihre Zigarette in der anderen. Wenn sie Lust verspürten, eines der winzigen, Sandwiches zu verspeisen, so mußten sie zuerst nach einem Aschenbecher suchen.
Trotzdem schien man sich herrlich zu amüsieren, und vor allem war es Ehrensache für die meisten, bei dieser Gelegenheit gesehen zu werden. Die meisten Männer redeten von Politik und Geschäften, und die Frauen probierten, sich gegenseitig ihre neuesten Toiletten madig zu machen.
Wenn wir uns von dieser Party etwas Besonderes versprochen hatten, so war das eine Täuschung gewesen. Unheimlich war uns nur die geradezu unanständige Zurschaustellung von Schmuck.
Auch ein paar Zeitungsboys und ein paar Klatschtanten waren zur Stelle. Man erkannte sie an ihren Notizbüchern, in die sie eifrig kritzelten.
Aus unserer Branche waren der High Commissionar der Stadtpolizei, der Polizeisenator und der Vorsitzende der Commission zur Bekämpfung des Gangsterunwesens vertreten. Ich überlegte, ob der letztere wohl wußte, wieviel Gangster sich unter den Geladenen befanden.
Allerdings waren auch ein paar recht amüsante und nette Burschen da. Neben uns saß ein smarter, sehr gut aussehender junger Mann von vielleicht dreißig Jahren, mit dem wir uns längere Zeit ausgezeichnet unterhielten. Er machte seine
Weitere Kostenlose Bücher