0233 - Blitzgespräche mit dem Tod
Duvalin…«
»Ich kenne ja Ihre Telefonnummer, Doc, aber es wird wohl nicht mehr nötig sein. Ich fühle mich ganz wohl.« Der Doktor machte eine steife Verbeugung und ging ebenfalls. Jetzt war ich mit Mrs, Duvalin allein.
»Ich werde nach dem Frühstück noch ein paar Stunden schlafen«, lächelte sie vertraulich. »Aber das brauchte der Doktor nicht zu wissen, sonst wäre er heute nachmittag wiedergekommen. Was meinen Sie, was der für einen Besuch verlangt?«
»Wie soll ich das wissen?«
»Fünfzig Dollar. Ist das nicht eine Unverschämtheit, aber der Kerl ist zur Zeit Mode. Jede Frau, die etwas auf sich hält, muß ihn zum Arzt haben. Dabei versteht er noch weniger als der Dorfbarbier, zu dem mich meine Mutter brachte, wenn mir als Kind etwas fehlte. Sie müssen nämlich wissen, Mr. Cotton, ich stamme aus Lorensville, einem kleinen Nest. An meiner Wiege wurde mir durchaus nicht gesungen, daß ich einmal für drei Millionen Dollar Schmuck besitzen würde.«
Sie beugte sich etwas vor, warf einen Blick nach der Tür und meinte vertraulich:
»Schließlich und endlich ist dieser Schmuck ja nur Reklame für Johnny. Er weiß genau, daß darüber geredet wird, und das hebt seinen Kredit.«
Ich enthielt mich der Abstimmung, aber Mrs. Grace Duvalin fand ich nett.
»Haben Sie irgend jemand unter Ihrem Personal, dem Sie den Diebstahl Zutrauen würden? Wes Geistes Kind ist eigentlich Janet?«
»Das Personal stammt alles noch aus der Zeit, in der Johnny Junggeselle war«, sagte sie. »Der Butler ist acht Jahre bei ihm, die Köchin sechs und die beiden Hausmädchen fünf Jahre. Den Gärtner sehe ich selten, aber der kommt auf keinen Fall in Betracht. Der Fahrer ist ein ältlicher, unfreundlicher Mensch, aber ganz bestimmt ehrlich. Ich habe vor ein paar Wochen einen Hundertdollarschein im Wagen verloren, den er mir sofort brachte. Was Janet angeht, so kann ich Ihnen nichts sagen. Meine vorige Zofe war Engländerin und schon aus diesem Grunde für ihren Posten gänzlich ungeeignet. Sie trug Florstrümpfe und Schuhe mit flachen Absätzen. Janet bekam ich vor drei Wochen durch ein Vermittlungsbüro, und abgesehen von ihrem vorlauten Schnabel, bin ich sehr mit ihr zufrieden. Sie versteht, worauf es ankommt, und hat Geschmack. Außerdem hält sie meine Sachen tadellos in Ordnung.«
Ich bat um Erlaubnis, mich noch etwas umzusehen, und das wurde mir bereitwilligst gewährt.
Das Fenster war offen, wie Duvalin es bereits gesagt hatte, und davor befand sich ein Balkon, aber es war eine vollkommene Unmöglichkeit, an der glatten Hauswand bis zu diesem hinaufzuklettern.
Eine Feuerleiter war nicht in Sicht. Die einzige Möglichkeit wäre eine Leiter gewesen, aber dann hätte man im weichen Boden der Blumenbeete die Eindrücke sehen müssen.
Hier war also niemand hereingekommen, ebensowenig wie im Bad, dessen Fenster verschraubt war.
Um noch ein übriges zu tun, sah ich in die Schränke und die Fächer des Toilettentischs, immer in der Hoffnung, die ganze Geschichte werde sich harmlos klären und der Schmuck an irgendeinem Platz auftauchen, an dem man ihn zuletzt erwartete. Leider fand ich nichts.
»Wissen Sie, wo die Reservesehlüssel zum Safe aufbewahrt werden?« fragte ich.
»Bei der First National im gleichen Tresorfach, in dem auch der andere Kram lag. Nur ein Paar hat Johnny in der Tasche, Mir hat er keine gegeben, und damit hat er recht. Ich würde sie doch nur herumliegenlassen.«
Ich konnte nichts mehr tun. Also verabschiedete ich mich von Grace und ging nach unten, um auch Mr. Duvalin nochmals nach den Schlüsseln zu fragen. Ich erhielt dieselbe Auskunft wie von seiner Frau.
Auf mein Verlangen gab er mir eine Vollmacht für die First National. Ich kam um ein Uhr dreißig in der Wall Street an und gab mich mit der Auskunft des Prokuristen der First National City Bank of New York nicht zufrieden. Ich verlangte, daß das Tresorfach, in dem die Schlüssel lagen, geöffnet wurde, und fand diese vor, wie ich auch erwartet hatte.
Die Bank hatte auch ein genaues Verzeichnis und die ins einzelne gehende Beschreibung eines jeden Schmuckstücks, von der ich mir eine Kopie aushändigen ließ.
Phil, dem Mr. High bereits Bescheid gesagt hatte, war natürlich gewaltig neugierig.
»Merkwürdig«, sagte er gedehnt, nachdem ich berichtet hatte, »merkwürdig… wie sich die Bilder gleichen.«
»Was meinst du eigentlich?« fragte ich, »Ist dir das noch nicht aufgefallen? Wenn es nicht so absurd wäre, so könnte man glauben;
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