0234 - Das Rätsel von Stonehenge
vielleicht in einer anderen Dimension. Es war ihm im Moment auch gleichgültig, weil er nichts dagegen tun konnte. Er mußte erst weitere Informationen sammeln. Was er bisher wußte, war so gut wie nichts.
Aber - er hatte Nicole Duval gefunden.
Zamorras Lebensgefährtin, die er niemals hier vermutet hätte. Sie befand sich in jener Kammer am Ende des Korridors, wo jetzt die silberblonde Frau mit dem betörenden Aussehen wieder erschien. Kerr hatte die Unterhaltung nicht mitbekommen. Aber er reimte sich verschiedene Dinge zusammen.
Die Frau in dem hautengen Overall war ihm ein Rätsel. Sie bewegte sich völlig frei, und doch trug sie keinen blauschwarzen Kommandokristall im Schädel, wie dies bei den Cyborgs der Fall war, jenen Menschen, die die Meeghs zu ihren Sklaven gemacht hatten. Diese Sklaven waren auch dann nicht mehr zu retten, wenn man ihnen den Kristall wieder abnahm. Sie waren wandelnde Tote, deren Lebensfunktionen nur durch den Kommandokristall aufrecht gehalten wurden.
Und wie!
Kerr entsann sich an Zamorras Erzählungen über diese Unheimlichen. Zamorra hatte sie ohne Tauchglocke und Schutzanzug in achttausend Metern Wassertiefe arbeiten sehen, als gebe es dort keinen Wasserdruck und keine Dunkelheit, dafür aber Sauerstoff in Hülle und Fülle. Die Cyborgs besaßen unglaubliche Kräfte, sie konnten sich unsichtbar machen - und sie gehorchten ihren Herren, den schattenartigen Meeghs, kompromißlos.
Diese Frau hier aber war kein Cyborg. Was dann?
Kerr preßte sich in die Wandnische. Er wagte nicht zu atmen, während die Stiefel der Frau durch den Korridor hallten. Sie bewegte sich schnell und laut wie jemand, der hierher gehörte und der es eilig hatte.
Kerrs schweißnasse Hand umklammerte die 9mm Browning Automatic in der Tasche des Trenchcoats, den er immer noch trug. Obwohl sonst kein Freund von Waffen, verlieh sie ihm doch jetzt ein wenig Sicherheit.
Da war die Frau heran und schon an Kerr vorbei. Hatte sie ihn nicht wahrgenommen? Blitzschnell trat er hinter ihr in den Gang, zog die Waffe und stieß die Mündung in ihren Rücken.
»Stehenbleiben!« zischte er.
Ihre Reaktion war unfaßbar schnell!
***
Professor Zamorra wurde direkt in den Schlund hineingezogen. Aber noch einmal flammte der Wille, auf jeden Fall zu überleben, in ihm auf. Er spreizte die Beine. Die Schuhsohlen knallten gegen die langen, spitzen Drachenzähne. Vier, fünf Stück hintereinander auf jeder Kieferseite zersplitterten krachend und knirschend. Dann kam Zamorra zum Stillstand.
Die Zunge ließ ihn los.
Aber seine Lage war dadurch um keinen Deut besser geworden. Denn jetzt klappte das Drachenmaul trotz allem zu. Und wenn die Zähne des Oberkiefers sich in Zamorras Füße bohrten, die noch immer zwischen denen des Unterkiefers standen…
Er sprang, krümmte sich dabei zusammen und landete auf der breiten Zungenfläche. Gleichzeitig duckte er sich etwas, zog den Kopf ein. Da knallten die Kiefer des riesigen Maules zusammen, und Zamorra wurde zusammengestaucht. Er spannte die Rückenmuskeln, um das Drachenmaul wieder aufzupressen, aber da geriet die Zunge unter ihm abermals in Bewegung und nahm ihm den Halt. Er stürzte in glitschige Speichelmasse und glitt blitzschnell auf die kleine Schlucköffnung zu.
In der gab es noch einmal einen Zahnring!
Und der würde ihn unweigerlich zermahlen.
Instinktiv zog Zamorra ein Feuerzeug hervor. Er hatte sich schon vor langer Zeit angewöhnt, immer ein Feuerzeug bei sich zu führen, auch wenn er Nichtraucher war. Jetzt zeigte sich einmal mehr die Nützlichkeit dieses Entschlusses.
Es ging alles blitzschnell.
Im Drachenmaul sprang die kleine Flamme auf.
Aber es geschah noch mehr.
Der faulige Atem entzündete sich. Die Gase, die beim Verdauungsprozeß im Drachenkörper entstanden und bisweilen durch Ausatmen, manchmal auch durch kräftiges Rülpsen freigesetzt wurden, waren nicht nur brennbar, sondern auch explosiv. Innerhalb eines Augenblicks stand das ganze Drachenmaul in hellen Flammen.
Das behagte dem Drachen überhaupt nicht. Auch wenn er zur feuerspeienden Gattung gehören mochte, war es normal, daß sich die Gase außerhalb seines Maules entzündeten. Jetzt ging die Ladung aber zu früh los.
Zamorra hörte den Drachen wütend brüllen.
Im nächsten Moment spielte er Rakete. Der Drache spie ihn einfach aus. Der Flugwind löschte die Flämmchen, die sich an Zamorras Kleidung festsetzen wollten. Er sah eine lange Flammenwolke aus dem Drachenmaul rasen, dann krümmte er
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