0234 - Das Rätsel von Stonehenge
jetzt leise und kam auf ihn zu. Dicht vor ihm blieb sie stehen. Das Stigma auf ihrer Stirn verblaßte wieder, das leuchtende Grün ihrer Augen blieb - grüne Augen, wie auch Kerr sie besaß.
»Woher kennst du mich?«
Ganz dicht war sie vor ihm. Er nahm ihren betörenden, weiblichen Duft auf, sah ihre Lippen, die zum Küssen geradezu herausforderten, und da legte sie den Kopf leicht zurück, schloß die Augen und öffnete die Lippen leicht.
Eine Aufforderung?
Kerr legte eine Hand um ihre Schulter, wollte sie an sich ziehen, als sie förmlich explodierte. Er brüllte auf, als der gemeine Tritt ihn erwischte und zu Boden schleuderte. Die Pistole entfiel seiner Hand. Kerr krümmte sich zusammen und stöhnte. Der Schmerz jagte in pulsierenden Wellen durch seinen Körper und trieb ihm das Wasser in die Augen. Wie durch Schleier sah er die schwarzgekleidete Gestalt vor ihm emporragen.
»Narr!« hörte er sie sagen.
»Biest!« preßte er hervor. »Verdammtes Luder!«
Doch eine Verräterin? Aber wer war sie? Er bedauerte in diesem Moment, daß er sich immer weitgehend aus magischen Konflikten heraus gehalten hatte. Er, Sohn einer Erdenfrau und eines Silbermond-Druiden, stand zwischen zwei Welten. Doch ihn reizte nicht die Magie. Verzweifelt versuchte er, seiner magischen Bestimmung zu entrinnen und ein ganz normaler Mensch zu sein. Ein Polizist, der sich um normale Mordfälle kümmerte. Für das Übersinnliche war Oberinspektor Sinclair zuständig.
Aber immer wieder kam er mit der Magie in Berührung.
Auch jetzt wieder…
Und er wußte, daß er nicht auf dem laufenden war. Ihm fehlte wichtiges Hintergrundwissen, das er besäße, hätte er von Anfang an richtig mitgemischt, anstatt sich in seinem Schneckenhaus zu verkriechen.
Der Schmerz ließ nach, seine Konzentrationsfähigkeit kam zurück. Aber er spielte weiterhin den Hilflosen. Er machte jetzt auch auf Trick und Hinterlist. Was diese ihm unbekannte Frau konnte, konnte er allemal.
Die Druidenkraft in ihm wuchs. Blitzschnell rief er sie ab, jene starken Energien aus dem Unterbewußtsein. Und dann strahlte er sie auf die Frau ab.
Er hörte sie kreischen.
Weißes Feuer umspielte ihre schlanke Gestalt. Sie taumelte, brach zusammen, die Hände ausgestreckt. Sein Angriff hatte sie überrascht. Und Kerr schnellte empor, trat auf sie zu, während er mit seinem Para-Zwang nicht nachließ. Er wußte nicht, wie stark sie auf dem Para-Sektor war und welche Kräfte sie entfesseln konnte, aber daß das Silbermond- und-Wunderwelten-Stigma auf ihrer Stirn erschien, stimmte ihn bedenklich. Dessen war er selbst nicht fähig. Nur Druiden der oberen Hierarchien waren dazu imstande. Er mußte also damit rechnen, daß sie ihn fertigmachte, sobald sie ihre eigenen Kräfte aktivieren konnte.
»Nicht«, wimmerte sie mit verzerrtem Gesicht. »Was tust du? Vergreife dich nicht an deinesgleichen!«
Doch Kerr ließ sich nicht ablenken. Er mußte sie erst einmal außer Gefecht setzen. Leicht beugte er sich über sie.
Blitzschnell drehte er den Kopf und sah eine Tür sich öffnen. Und eine junge Frau trat heraus, die er nur zu gut kannte.
Nicole Duval!
Sie kam aus jener Zelle, in der er sie vorhin gesehen hatte und in der auch die Silberblonde gewesen war. Und Nicole war immer noch völlig unbekleidet.
Sie kam auf ihn zu und lächelte.
»Hast du sie?« fragte sie leicht erregt. »Paß auf, sie ist gefährlich! Aber sie kann uns nützlich sein, Kerr!«
Kerr hatte die andere immer noch im Griff. Er hinderte sie mit seinem magischen Druck daran, ihre eigenen Druiden-Kräfte einzusetzen, und so lange ihm dies gelang, war er - war auch Nicole - sicher.
Ihre erregende Nacktheit irritierte ihn. Dann war sie bei ihm.
»Sei vorsichtig, Kerr!« warnte sie ihn.
In der nächsten Sekunde traf ihre Handkante seinen Nacken. Daß er über der Silberblonden zu Boden stürzte, nahm er nicht mehr wahr.
***
Zamorra betrat das Labyrinth. Der Drache hatte eine deutliche Spur hinterlassen, aber Zamorra rang immer wieder mit sich, ob er dem Ungeheuer folgen sollte oder nicht. Denn das Untier hatte seinen Zentrumsstein verschluckt…
Er versuchte, mit dem Amulett die Richtung zu bestimmen, die ihn zur goldenen Burg führte, aber es ließ ihn im Stich. Nach wie vor war er auf den Zentrumsstein angewiesen, den er nicht mehr besaß. Sein Amulett, Merlins Stern, war nur der Schlüssel.
Schon nach wenigen Dutzend Metern verlor er die Orientierung. Das Labyrinth war zwar nach oben hin geöffnet, aber
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