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0234 - Der Boß kennt kein Erbarmen

0234 - Der Boß kennt kein Erbarmen

Titel: 0234 - Der Boß kennt kein Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Boß kennt kein Erbarmen
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guten halben Stunde hatte er sich nicht gerührt. Jenny Lindgreen hatte ihm einen doppelten Whisky bereitgestellt, aber Mackinson hatte ihn bis jetzt noch nicht einmal bemerkt.
    John E. Cohag stand an einem der Fenster. Ab und zu glitt sein Blick besorgt über die in sich zusammengesunkene Gestalt des alten Mannes. Dick Coster stand neben ihm. Ab und zu warfen sich die beiden jungen Männer einen Blick zu. Es endete immer mit einem hilflosen Achselzucken. Was konnte man schon tun? Alle Worte sind leer angesichts des Todes.
    Schließlich gab Cohag seinem Gefährten einen stummen Wink mit dem Kopfe. Auf Zehenspitzen verließen sie Mackinsons Arbeitszimmer. Der Alte schien es nicht zu bemerken.
    Als sie im Vorzimmer waren, fragte die Sekretärin hoffnungsvoll:
    »Hat er den Whisky getrunken?«
    Cohag schüttelte den Kopf.
    »Nein. Er hat ihn bis jetzt noch nicht angerührt.«
    Jenny Lindgreen seufzte.
    »So habe ich ihn noch nie gesehen«, murmelte sie. »Und ich arbeite jetzt seit fast zwanzig Jahren für ihn…«
    Die beiden Männer steckten sich Zigaretten an, nachdem die Sekretärin das Angebot stumm abgelehnt hatte.
    »Man kann nur hoffen, dass er mit der Zeit darüber hinwegkommt«, sagte Coster. »Im Augenblick lässt man ihn am besten in Ruhe.«
    »Das ist leicht gesagt«, meinte Cohag. »Aber ausgerechnet heute Nacht müsste er auf dem Posten sein.«
    »Warum?«
    »Wir haben eine Menge Schritte unternommen«, erklärte Cohag und fuhr sich über seine mit Sommersprossen übersäte Nase. »Der Alte hat doch Beziehungen in alle Himmelsrichtungen. In die Gewerkschaftsbüros, in die örtlichen Parteistellen, in die Verwaltung - eben überallhin. Natürlich auch in die Unterwelt. Wir haben alles mobilgemacht, um Material g6gen Calhoone zu kriegen. Jetzt ist es zehn Minuten vor elf. Ich wette, dass gegen Mitternacht der Betrieb losgehen wird. Es gibt eine Menge kleiner Gauner, denen Calhoone zu groß geworden ist. Viele von ihnen werden abfallen, wenn sie hören, dass der Chef Calhoone öffentlich im Fernsehen attackiert hat. Wahrscheinlich werden auch manche kleine Banden Calhoone jetzt in den Rücken fallen. Der Chef müsste heute Nacht eigentlich hundertprozentig okay sein, damit er selber entscheiden kann, welches Material verwendbar ist und welches nicht.«
    »Ihr seid ja anscheinend sehr davon überzeugt, dass überhaupt Material gegen Calhoone gebracht werden wird«, sagte Coster zweifelnd.
    »Ganz bestimmt«, warf die Sekretärin ein. »Sie glauben ja gar nicht, wie verrückt die Leute sind, wenn es darum geht, einmal in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu rücken.«
    Cohag drückte seine Zigarette aus.
    »Mir ist was eingefallen«, sagte er. »Jetzt ist die richtige Zeit dafür. Ich fahre mal runter in die Boweiy. Ich habe da ein paar Bekannte, die gut über alles unterrichtet sind, was sich in der Unterwelt tut. Vielleicht wissen die, wer Joan getötet hat.«
    Coster runzelte die Stirn:
    »Sie haben Bekannte in der Unterwelt?«
    Er spürte sofort, dass durch seine Frage eine eigenartige Atmosphäre entstanden war. Jenny Lindgreen sah Cohag erschrocken an. Der überlegte einen Augenblick, dann zuckte er die Achseln:
    »Na, ja«, meinte er wegwerfend, »warum soll ich’s Ihnen nicht sagen, Dick: Ich war selber mal so was wie ein Gangster. Meine Eltern starben, als ich elf Jahre war. Mit 16 Jahren war ich ein Straßenjunge. Ich schloss mich einer Bande an und stahl was nicht niet- und nagelfest war. Mackinson erwischte mich einmal dabei. Ich war achtzehn damals. Er nahm mich mit nach Hause. Er - ach, was soll ich viele Worte machen. Alles, was ich geworden bin, verdanke ich ihm. Er war wie ein Vater zu mir, aber wie ein guter Vater. Deshalb, Coster, werde ich Calhoone selbst suchen. Dass er Mackinsons Tochter umbringen ließ, war das Letzte, was ich ihm durchgehen ließ. In einer Stunde ungefähr bin ich wieder da.«
    Coster lief ihm nach bis an die Haustür.
    »John«, sagte er gedehnt. »Sie wollen doch jetzt nicht etwas auf eigene Faust gegen Calhoone unternehmen?«
    Cohag schüttelte den Kopf.
    »Keine Angst«, erwiderte er. »Noch nicht. Erst versuchen wir Calhoone vor Gericht zu bringen mit genug Material gegen ihn. Vielleicht gelingt es mir jetzt, den Anfang dafür zu machen. Wenn wir wissen, wer das Mädchen getötet hat, können wir uns diese Burschen kaufen. Die werden schon reden und ihren Auftraggeber verpfeifen, wenn ich mich mit ihnen unterhalte. Passen Sie gut auf, Dick. Man weiß nicht, ob

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