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0234 - Der Boß kennt kein Erbarmen

0234 - Der Boß kennt kein Erbarmen

Titel: 0234 - Der Boß kennt kein Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Boß kennt kein Erbarmen
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Aber ich war erst in der siebten Etage, als die Tür oben krachend einbrach.
    Mir gaben fast die Knie nach, als ich endlich die letzte Etage erreicht hatte. Vorsichtig bog ich um den obersten Treppenabsatz.
    Ich sah die Splitter der Tür hegen und wusste sofort, dass es eine Bodentür war. Auf Zehenspitzen schlich ich darauf zu. Mein Atem ging keuchend. Nur ganz langsam kamen meine Lungen zur Ruhe.
    An der offenen Tür lauschte ich ein paar Sekunden. Zuerst hörte ich nichts außer meinem eigenen Blute, das in den Ohren rauschte. Allmählich aber klang es ab. Von oben war nichts zu vernehmen.
    Ich riskierte es und reckte meinen Hals vor.
    Eine Holztreppe führte hinauf in eine unergründliche Dunkelheit. Ich kratzte mich unwillkürlich hinterm Ohr. Wenn Snowdon seine fünf Sinne noch beisammen hatte, wartete er oben in der Dunkelheit, bis ich meinen neugierigen Kopf als Zielscheibe anbot. Und wenn ich hier unten blieb und wartete, bis mir Hausbewohner-Verstärkung herangeholt hatten, war er vielleicht inzwischen über die Dächer hinweg entkommen.
    Ich entschied mich dafür, lieber einmal den Kopf einer Gefahr auszusetzen, als ihn so leicht entkommen zu lassen. Langsam schob ich mich die Holztreppe hinan.
    Ich trat jeweils nur ganz am Rande der Stufen auf, weil sie erfahrungsgemäß dort am wenigsten knarren. Trotzdem quarrte und knisterte es ein paar Mal, dass ich meinte, man müsste es einen Straßenzug weit hören.
    Ich kam oben an, ohne dass sich das leiseste Geräusch vernehmbar gemacht hätte. Nach einiger Zeit hatten sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt. Richtig pechschwarz war es hier oben gar nicht, nur eben ziemlich dunkel.
    Bald darauf entdeckte ich das offen stehende Dachfenster, durch das ein paar Sterne sichtbar wurden. Eine schräg stehende Leiter führte zu dem Dachfenster hinauf.
    Ich stieg sie hinan. Bevor ich meinen Kopf hinausstreckte, lauschte ich erst einmal.
    Ich hörte ein leise scharrendes Geräusch, das ein paar Yard entfernt zu sein schien. Es hörte sich an, als ob jemand mit den Füßen über ein Brett schlurfte.
    Ich drückte mir den Hut fester auf den Kopf, behielt die Pistole entsichert in der Rechten und kletterte hinaus.
    Es war eine sternklare Nacht. Dazu kam das Licht von den Wolkenkratzern, die nicht allzu weit entfernt waren. Alles in allem herrschte ein Zwielicht, bei dem man auf etwa fünf oder sechs Schritte gut sehen konnte.
    Weiter rechts sah ich undeutlich den Umriss einer Gestalt, die auf dem Dachfirst entlangzubalancieren schien. Ich kletterte von dem Brett, auf dem ich höher stand. Oben, dicht unterhalb des Dachfirstes, lief eine Bohle entlang, auf der vermutlich die Schornsteinfeger von einem Kamin zum anderen gingen. Und auf eben dieser Bohle, nur zehn oder zwölf Yard vor mir, balancierte Snowdon entlang.
    »Geben Sie’s auf, Snowdon!«, rief ich. »Sie können mir nicht mehr entkommen!«
    Ich beobachtete die Gestalt genau. Der Bursche tat, als ob er mich gar nicht gehört hätte. Er balancierte weiter.
    Was blieb mir anderes übrig, als ihm nachzugehen? Ich setzte Schritt vor Schritt. Dabei vermied ich es bewusst, am Dach hinabzublicken. Ich sah lediglich auf die schier unendliche Bohle, die sich vor mir in die Dunkelheit hinein entlangzog.
    Es stellte sich heraus, dass dieser schmale Gehsteig über die Dächer aller Häuser in dieser Straße führte. Sie hatten alle die gleiche Höhe, und meistens konnte man überhaupt nur an der aufragenden Brandmauer feststellen, dass ein neues Dach anfing.
    Wir mochten über fünf oder sechs Häuser hinwegbalanciert sein, als ich sah, dass wir auf dem letzten Dach in diesem Straßenzug angekommen waren. Ganz vorn stand Snowdon und blickte in die Tiefe, aus der der Lichtschein der Schaufenster, Straßenlaternen und Reklameröhren heraufflammte.
    »Hände hoch, Snowdon!«, rief ich. »Keine Bewegung!«
    Er hob tatsächlich die Arme. Aber zugleich stieß er sich mächtig von der vordersten Kante der Bohle ab. Ich sah, wie er in der Tiefe verschwand, blieb erschrocken stehen und wartete auf den Schrei, der kommen musste.
    Es kam kein Schrei. Weder von Snowdon noch von den Leuten unten in der Straße. Dafür hörte ich auf einmal das charakteristische, klappernde Geräusch, das entsteht, wenn ein Mann eine Feuerleiter hinab- oder hinaufstürmt.
    Wütend tappte ich auf der Bohle weiter, bis ich den Rand des Daches erreicht hatte. Unter mir, acht oder neun Etagen tief, lag eine schmale Gasse. Sie konnte nicht viel breiter sein

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