Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0234 - Der Boß kennt kein Erbarmen

0234 - Der Boß kennt kein Erbarmen

Titel: 0234 - Der Boß kennt kein Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Boß kennt kein Erbarmen
Vom Netzwerk:
Augen blitzten. »Herr, Sie sind ein Lump!«
    »Ja«, sagte ich, weil der Hund knurrte. »Nein«, sagte ich, weil ich überhaupt keine Ahnung hatte, »Wollen Sie es abstreiten?«, schrie die Frau und zog mir das Messer einen halben Zentimeter vor der Kehle her, »Pfui! Schämen Sie sich!«
    »Ja, Ma’am«, sagte ich. »Aber ich bin…«
    »Ein ganz gemeiner Schuft sind Sie!«, donnerte der Mann.
    »Was ist denn das für eine Schreierei?«, sagte auf einmal eine verschlafene Mädchenstimme.
    Gott sei Dank, dachte ich. Jetzt wird sich ja sofort alles aufklären. Hoffnungsvoll sah ich zu der Tür, durch die ein junges Mädchen hereingekommen war. Offenbar galten in der Familie lange weiße Nachthemden als Nationaltracht, denn auch das Mädchen trug so einen leinenen Sack. Sie sah mich interessiert, aber verständnislos an.
    »Ist er das?«, fragte der Alte und riss seine Tochter nicht eben sanft zu sich heran.
    »Wer denn?«, fragte das Mädchen erschrocken.
    »Hi nicht so!«, dröhnte die Stimme des wehrhaften Nachthemdenträgers. »Du weißt genau, von wem ich rede!«
    »Ich habe diesen Mann noch nie gesehen«, erwiderte das Mädchen kläglich.
    Sie hatte den Satz noch nicht ganz ausgesprochen, da klebten ihr schon die fünf Finger von der linken Hand ihrer Mutter mit einem lauten Klatschen im Gesicht.
    »Lüge nicht auch noch!«, kreischte die Alte. »Gib es zu, dass er’s ist!«
    »Aber ich…«, versuchte ich zu erklären.
    »Schweigen Sie!«, schrie mich die Alte an.
    Burrrrrr! knurrte der Hund.
    Ich atmete tief. Langsam regte sich etwas in mir, das nicht die Geduld war.
    »Wie oft habt ihr euch heimlich getroffen?«, schrie die Frau.
    Ich hatte keine Ahnung, ob die Frage an mich oder an das Mädchen gerichtet war, denn die Alte blickte abwechselnd von mir zu ihrer Tochter und wieder zurück. Dabei begleitete sie jeden Blick mit drohendem Messerschwingen
    »Aber, wenn ich es doch sage!«, wimmerte das Mädchen ängstlich, »ich habe diesen Mann nie gesehen!«
    Patsch! klatschte die nächste Ohrfeige in ihr Gesicht.
    »Pfui!«, kreischte der Drachen im Nachthemd.
    »Ruf die Polizei an, Elly!«, befahl der Ritter mit dem weißen Gewand. »Damit man diesen ruchlosen Verführer hier abholt!«
    Ich schwieg. Sie ließen mich ja doch nicht zu Worte kommen. Außerdem schien die Polizei hier wirklich meine letzte Rettung zu sein.
    »Aber, wenn ich es euch sage!«, schrie das Mädchen und wurde auf einmal mutig. »Das ist nicht Ralph!«
    »Es ist mir völlig gleichgültig, wie dieser Lump heißt!«, erwiderte der Alte.
    Sie stritten sich lustig weiter, während die Frau telefonierte und aufgeregt etwas von einem gewissen Mädchenverführer erzählte. Ich hörte nicht mehr zu. Irgendwas in meinem Gehirn hatte geklingelt, als der Name Ralph gefallen war. Ralph? Hieß Snowdon denn nicht Ralph? Und woher hatte er eigentlich die überraschende Kenntnis von der Örtlichkeit hier? War er etwa früher schon auf diese Weise auf dem Balkon gelandet?
    Die Polizei war überraschend schnell da. Sie ließen sich kurz erzählen, was geschehen war. Ich unterbrach die beiden alten Leutchen nicht. Schließlich musterten mich die beiden Sergeanten der Stadtpolizei mit einem Blick ausgesprochener Verachtung.
    »Los, Mann!«, befahlen sie »Kommen Sie! Und versuchen Sie ja nicht, Mätzchen zu machen!«
    Ich war ja heilfroh, dass ich hier hinauskam, ohne mich vorher mit dem Hund darüber verständigen zu müssen. Schweigend fuhr ich mit den beiden Polizisten im Lift hinab. Dass Snowdon mittlerweile längst über alle Berge war, lag auf der Hand. Als mich die beiden Ordnungshüter in ihrem Streifenwagen verfrachtet hatten, sagte ich:
    »Augenblick mal! Ich möchte etwas klar stellen. Hier ist mein Dienstausweis. Ich bin Jerry Cotton vom FBI.«
    Sie sahen mich erstaunt an. Danach prüften sie meinen Ausweis. Und schließlich sagte der ältere von den beiden Sergeanten:
    »Na ja, Sir, aber wenn Sie schon hinter einem Mädchen her sind, könnten Sie es wenigstens ein bisschen vorsichtiger anstellen!«
    Ich verdrehte die Augen und ließ mich stöhnend ins Polster fallen. Es hatte keinen Zweck. Die Nachthemden hatten selbst über die Polizei gesiegt.
    ***
    Gilbert Mackinson hockte auf der vordersten Kante eines Stuhles. Die Leiche seiner Tochter war weggebracht, damit die Gerichtsmediziner sie untersuchen konnten. Für die Tatbeweise brauchte man die Kugeln, die ihrem Leben ein Ende gesetzt hatten.
    Der Alte starrte reglos vor sich hin. Seit einer

Weitere Kostenlose Bücher