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0234 - Der Boß kennt kein Erbarmen

0234 - Der Boß kennt kein Erbarmen

Titel: 0234 - Der Boß kennt kein Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Boß kennt kein Erbarmen
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als etwa fünf Yard, aber fünf bis sechs Yard sind ein verteufeltes Stück, wenn dazwischen nichts als gähnende Leere ist und wenn man auf einer schmalen Bohle steht, auf der man keinen richtigen Anlauf nehmen kann, eben weil sie zu schmal ist.
    Snowdon hatte die Feuerleiter auf der gegenüberliegenden Hauswand erreicht. Er jagte hastig abwärts. Ich zögerte ein paar Sekunden. Dann wurde mir klar, wie ich es machen konnte, ohne unbedingt dabei mein Leben zu riskieren. Dicht neben der Feuerleiter ragte von drüben ein Balkon hervor, der die Entfernung, die ich im Sprung zu überwinden hatte, auf etwa drei-Yard verminderte. Obendrein lag er ungefähr zwei bis zweieinhalb Yard tiefer als mein Standort. Es musste zu machen sein.
    Ich tappte ein paar Schritte zurück und schob meine Pistole, nachdem ich sie gesichert hatte, zurück in die Schulterhalfter.
    Ich holte tief Luft und stürmte los. Mit ausgebreiteten Armen flog ich durch die Leere zwischen den beiden Häusern.
    Ich landete gut auf dem Balkon. Nur sprang ich mit meinem linken Fuß genau auf den Schwanz eines Fleischerhundes. Der arme Bursche fuhr hoch mit einem Gebrüll, dass ich einen Sekundenbruchteil in Erwägung zog, die Arme zum Himmel zu recken als Zeichen meiner bedingungslosen Kapitulation.
    Der Hund sprang auf, sobald ich von seinem Schwanz erschrocken heruntergesprungen war. Als er auf seinen vier Beinen stand, schien er mir in der Größe einem Kalb bedenklich nahe zu kommen. Dabei war er so von seiner Stärke überzeugt, dass er sich nicht einmal beeilte.
    Mit einem mehr als tückischen Knurren kam er langsam auf mich zu. Ich hatte mich bis in die äußerste Ecke des Balkons zurückgedrängt und überlegte krampfhaft, was ich mit dem Tier machen sollte, wenn er mich wirklich angriff. Und es sah danach aus, als lechzte er förmlich danach, mir die Sache mit dem Schwanz heimzuzahlen.
    Als er noch einen halben Yard mit seiner großen, feuchten Schnauze von mir entfernt war, ging quietschend die Balkontür auf.
    »Nero!«, rief eine energische Männerstimme. »Bei Fuß!«
    Widerstrebend gehorchte der Hund. Ich atmete auf. Vielleicht klingt es lächerlich, aber es ist wahr: Ich wischte mir den kalten Schweiß von der Stirn.
    Und dann erlebte ich die nächste Überraschung. Zwei weiße Gestalten kamen auf mich zu. Eine hielt eine überdimensionale Pistole. Die zweite Gestalt hatte ein langes Schlachtermesser in der Hand. Erst als sie mir schon ziemlich nahe auf den Pelz gerückt waren, erkannte ich, dass wir hier nicht Gespenster spielten. Die eine Gestalt war ein grauhaariger Mann in einem langen weißen Nachthemd. Die andere Gestalt war eine ebenso grauhaarige Frau in einem ebenso langen und weißen Nachthemd.
    »Haben wir dich endlich, du Lump!«, kreischte die Frau und fuchtelte mir mit dem Messer vor der Nase herum.
    Ich zog meinen Kopf so weit zurück, wie es nur eben ging. Aber in meinem Rücken war die Brüstung des Balkons, und ich hatte keine Lust, das Gleichgewicht zu verlieren und vom Balkon hinunterzustürzen, nachdem ich mühsam genug hier gelandet war.
    »Kommen Sie mit ins Wohnzimmer!«, bellte der Mann. »Wenn Sie eine verdächtige Bewegung machen, wird Nero Ihnen schon zeigen, was wir von Ihnen halten. Nicht wahr, Nero?«
    Der Hund knurrte, dass es mich lebhaft an das donnerartige Grollen einer Raubkatze erinnerte. Achselzuckend marschierte ich ins Wohnzimmer. Die Frau schaltete das Licht ein. Der Hund stellte sich vor mich hin und beobachtete mich aus sehr klugen und sehr misstrauischen Augen.
    »Hören Sie mal«, stieß ich hervor, aber der Mann schnitt mir das Wort ab:
    »Sie hören hier! Verstanden?«
    Sein Ton, der überdimensionale Revolver in seiner Hand und das drohende Knurren des Hundes machten mich zu einem Lämmchen an Geduld und Demut.
    »Ja, Sir«, sagte ich.
    »Ich möchte Sie am liebsten umbringen!«, kreischte die Frau und fuchtelte wieder mit dem ekelhaft langen Messer vor mir herum. »Verstehen Sie? Umbringen möchte ich Sie!«
    »Ja, Ma’am!«, sagte ich. »Aber es ist doch nichts kaputtgegangen…«
    Ich meinte natürlich auf dem Balkon. Ich hatte ja'nicht die leiseste Ahnung, warum ich hier so freundschaftlich empfangen wurde. Allerdings sollte ich es bald erfahren. Der Mann im Nachthemd trat einen Schritt näher und setzte mir die Mündung seines Eisenbahngeschützes auf die Brust. Die Waffe musste eine Sonderanfertigung für die Artillerie sein.
    »Sie haben die Ehre meiner Familie besudelt!«, sagte er. Seine

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