0235 - Disco-Vampir
ergriff sie ganz zart und führte sie zum Mund.
Das Pulsieren des Blutes ließ Erregung in dem Vampir aufwallen…
***
»… wir sind mächtig im Druck, Micha. Du mußt uns diesmal aushelfen!« Der junge Mann mit dem langen, braunen Haar, das im Afro-Look frisiert war, starrte Michael Ullich auffordernd an. Immerhin hatte er früher in ihrer Rock-Band mal das Schlagzeug bedient. Als er so eine Art Body-Guard für Carsten Möbius, den Junior-Chef eines weltumspannenden Konzerns geworden war, hatte er schweren Herzens seine Musiker-Karriere für beendet erklären müssen. Denn Carsten Möbius wurde von seinem Vater, der dem Konzern mit Aktienmajorität Vorstand, mit allen möglichen und unmöglichen Aufträgen rund um den Erdball gejagt. Der alte Stephan Möbius wollte, daß sich sein Sohn den Chef-Sessel redlich verdiente und nicht als Playboy das Erbe so schnell wie möglich durchbrachte.
Michael Ullich und er kannten sich schon seit ihrer Schulzeit. Und seit Ullich darauf achtgab, daß seine ehemalige Versicherung nicht die für Carsten Möbius abgeschlossene Lebensversicherung zahlen mußte, hatten sie einige sehr gefährliche Abenteuer bestanden.
Genau gesagt wäre ohne die Hilfe eines gewissen Professor Zamorra keiner von beiden mehr am Leben.
»Das ist so eine Sache, mein lieber Uwe!« erklärte der hochgewachsene Mittzwanziger, der aussah wie die Verkörperung des germanischen Helden Siegfried. Und das Gesicht unter der mittellangen blonden Haarmähne konnte manchmal so jungenhaft lachen, daß jedes Mädchen ihren Widerstand aufgab.
»Was soll denn das heißen, Micha?« wollte Uwe Schuster wissen, der in Ullichs ehemaliger Rock-Band den Baß spielte.
»Na, Carsten und ich wollen nächste Woche endlich mal in den langersehnten Urlaub. Ibiza und so. Mal kein Streß. Nur am Swimming-pool liegen, Sangria schlürfen und am Abend in der Disco einige Mädchen aufreißen. Carsten ist schon ganz wild darauf!«
»Damit versaust du uns unsere Chance, endlich mal groß rauszukommen!« sagte Uwe resignierend. »Der Gig im ›Transgalaxis‹ wäre sicher ein Sprungbrett geworden!«
»Was!« sprang Michael Ullich auf. »Doch nicht etwa das ›Transgalaxis‹, von dem schon überall die Rede ist und dem einschlägige Fachzeitschriften seitenlange Spalten widmen?«
»Aber klar!« bestätigte Schuster. »In ungefähr einer Woche macht der Nobelschuppen auf. Trier ist zwar nicht die richtige Stadt für eine solche Disco, aber die Leute, die den Laden steuern, hoffen, die ganze Schickeria für eine Zeit da hinziehen zu können. Wenn der Laden nicht mehr so richtig läuft, wird er abgestoßen und woanders in Deutschland eine neue Nobel-Disco aufgemacht!«
»Aber es heißt, daß diese Discothek selbst dem ›Studio 54‹ in New York Konkurrenz machen könnte!« sagte Michael Ullich immer aufgeregter.
»Das wird schon stimmen!« sagte Uwe Schuster. »Und an der Seite eines mehrfachen Millionärs wie Möbius hast du auch Zutritt zu solchen Nobelschuppen. Und wir sollten da zur Eröffnung spielen. Das hätte ja auch geklappt, wenn Marco, unser neuer Schlagzeuger, nicht ausgerechnet jetzt mit dem Motorrad verunglückt wäre. Er wird noch mehr als zwei Monate in der Klinik bleiben müssen!«
»Das ›Transgalaxis‹«, murmelte Michael Ullich mehr zu sich selbst. »Verdammt! Den Schuppen muß ich sehen. Und am Tage der Eröffnung!«
»Du weißt doch selbst, daß gute Drummer rar sind!« redete Uwe Schuster zu. »Und du hast doch unser Programm noch fast drauf. Das alte, meine ich…«
»Und das andere?« wollte Ullich wissen.
»Ist Neue Deutsche Welle!« grinste Uwe. »Solche Primi tiv-Rhythmen brauchst du nicht zu üben. Übrigens heißen wir deshalb jetzt ›Trommel-Pit und seine Meute‹. Na, wie klingt das?«
»So unmöglich, daß man damit eigentlich nur Erfolg haben kann!« grinste Michael Ullich süßsauer und ging zum Telefon. Neugierig sah Uwe Schuster, wie Ullich die Wählscheibe drehte.
»Gabi! Gib mir mal den ›Großen Häuptling‹« sagte er in die Muschel. Wenig später war Carsten Möbius informiert.
»… aber nur, wenn du mich als Roadi mitnimmst!« war der Kommentar aus der Chefetage des Möbius-Konzerns.
»Ich habe plötzlich wieder Bock auf Rock!«
***
Regina Stubbe zuckte zusammen, als die Lippen des Mannes ihren Handrücken berührten. Wie kalt sie waren, diese Lippen. Und was war das für ein komischer Typ, der sie mit »edles Fräulein« anredete und nach alter Schule die Dame mit Handkuß
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