0235 - Ein Boxer wehrt sich seiner Haut
in Madison arbeitet?«
»Ja. Ich habe sie wiederholt mit Peggy getroffen. Wir waren sogar zwei- oder drei Mal zusammen aus.«
»Sie sagten mir, dass Sie Peggy regelmäßig zum Lunch abholten. Haben die Angestellten dort feste Zeiten für ihre Mittagspause und wenn, wissen Sie um wie viel Uhr June weggeht?«
»Sie verließen das Geschäft jedes Mal, wenn Peggy zurückkam, also um ein Uhr. Wie es heute ist, weiß ich nicht.« Er schwieg einen Augenblick und sagte: »Was hat denn June mit der Sache zu tun?«
»Das kann ich noch nicht bestimmt sagen, aber es wird sich heraussteilen, sobald ich mit ihr gesprochen habe.«
»Haben Sie noch gar nichts von Peggy gehört? Es ist heute schon der 11., noch fünf Tage bis zu dem Kampf, und seit drei Tagen ist sie verschwunden.«
»Ich wollte, ich wüsste schon etwas, aber verlassen Sie sich darauf, ich tue, was ich kann.«
Ich hatte einen zuversichtlichen Ton angeschlagen, obwohl mir gar nicht danach zumute war. Ich war immer noch der Ansicht, der oder die Kidnapper könnten es in ihrem eigenen Interesse nicht riskieren, das Mädchen freizulassen.
Kurz vor zwölf bezog ich Posten in einem Hausflur, von dem aus ich das Geschäft von Crouch & Fitzgerald im Auge behalten konnte.
Ich musste eine ganze Stunde stehen, bis June Castle zum Vorschein kam. Sie ging mit schnellen Schritten bis zu nächsten Ecke und in ein Quick-Lunch-Lokal in der 47. Straße. Ein paar Minuten später schlenderte ich herein, steuerte auf die Theke zu und tat sehr überrascht, als ich sie sitzen sah.
»Hallo, Miss Castle. Sieht man sich auch einmal wieder? Darf ich mich zu Ihnen setzen, oder erwarten Sie jemanden?«
»Sie dürfen«, lächelte sie. »Ich bin ganz allein, ein schwer arbeitendes junges Mädchen, das im Begriff ist, seinen kärglichen Lunch einzunehmen.«
»Darf ich Sie dazu einladen?«
»Gerne. Ich denke, mein Verlobter wird nichts dagegen haben.«
»Wer ist denn der Glückliche?«
»Ein netter, junger Mann namens Jack. Wir werden wahrscheinlich in Kürze heiraten.«
»Dann kann ich ja wohl gratulieren. Was ist er denn von Beruf?«
»Er kann alles. Jack ist sehr tüchtig, und er hat einflussreiche Freunde. Einer davon hat mir…«, sie verbesserte sich, »hat uns versprochen, er werde uns in ein paar Wochen die Filiale eines Modehauses verschaffen, die wir selbstständig führen können.«
»Das ist ja herrlich.« Und jetzt ging ich aufs Ganze. »Ist das vielleicht derselbe Gönner, dem Sie gestern Abend den bewussten Brief gebracht haben, nachdem Sie aus der Jockey Bar verschwunden waren?«
Sie wurde blass und dann wieder rot.
»Also nachgeschnüffelt haben Sie mir, Sie Cop«'zischte sie wütend. »Wenn Sie glauben, Jack und mich hereinlegen zu können, so sind Sie auf dem Holzweg. Wir haben nichts ausgefressen, und was andere tun, geht uns nichts an.«
»Auch dann nicht, wenn diese anderen eine Freundin oder sagen wir einmal Bekannte ermordet haben?«
Wieder wurde sie sehr blass und fing an auf ihrem Stuhl zu schwanken, als wolle sie umkippen.
»Peggy…«, sagte sie tonlos. »Aber Jack hatte mir doch gesagt, dass er damit nichts zu tun hat.«
»Jack hat Sie belogen. Ich will gar kein Geheimnis daraus machen. Ihr lieber Verlobter beobachtet Micky March, Peggys Verlobten. Der Brief, den er Ihnen gab, enthielt seinen Bericht über dessen Bewegungen.«
»Das ist nicht wahr«, sagte sie und ich hörte die Verzweiflung aus ihrer Stimme.
Ich winkte dem Kellner und bestellte zwei Brandys. Dann zog ich meine Legitimation heraus und gab sie ihr hinüber.
»Vielleicht überzeugt Sie das davon, dass ich die Wahrheit spreche. Peggy Crab wurde entführt, weil man dadurch March erpressen will. Weswegen spielt hier keine Rolle. Der sie entführt hat, ist ein polizeibekannter Gangster, und die hinter ihm stehen, sind noch größere Gangster. Milly hat zu viel erzählt, und ich nehme an, dass sie auch einiges gesagt hat, das Sie Ihrem Jack berichteten. Jack sorgte dafür, dass dieser Bericht an die richtige Adresse kam, und darum wurde Milly ermordet. Sie wäre nämlich jederzeit imstande gewesen, Peggys Entführer, wenn er ihr gegenübergestellt wurde, zu überführen. So leid es mir tut, muss ich Ihnen sagen, dass Sie an Millys Tod mitschuldig sind.«
Ich hatte absichtlich schweres Geschütz auf gefahren. Wenn ich sie sanft angefasst hätte, würde ich nie etwas herausbekommen. Sie fing an zu zittern, und ich nötigte sie, den Brandy auf einen Zug zu leeren.
»Ich schwöre Ihnen,
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