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0236 - Ich ging in die Höhle des Löwen

0236 - Ich ging in die Höhle des Löwen

Titel: 0236 - Ich ging in die Höhle des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich ging in die Höhle des Löwen
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grinsend.
    Offenbar kannte er seinen Kumpan genau, denn er trat noch näher an mich heran und fragte:
    »Haben Sie Bred nach Ihrer Entlassung aus dem Kittchen gesehen, Harrigan?«
    Ich gab keine Antwort, sondern lächelte.
    Sharkeys Fuchsgesicht verzog sich zu einer Grimasse der Wut.
    »Harrigan, falls Sie und Bred…«
    Ich unterbrach ihn. »Drohen Sie mir nicht, Leutnant. Es ist noch niemandem gut bekommen, mir zu drohen, nicht einmal Ihrem so tüchtigen Sergeanten.«
    Seine Augen weiteten sich.
    »Mensch«, keuchte er, »was haben Sie mit Bred gemacht? Haben Sie ihn…« Eine Handbewegung vollendete den Satz.
    »Stoppen Sie Ihre Phantasie.«
    Er biß die Zähne aufeinander.
    »Ich lasse Sie wegen Mordes an Slim Bred verhaften!« sagte er langsam.
    Ich lachte. »Wollen Sie sich mit Gewalt blamieren? Nehmen Sie immer irgendwen als Mörder fest, wenn Sie nicht einmal die Leiche des Ermordeten haben?«
    »Ein Mord ist eine Sache, die die FBI.-Leute nichts angeht. Einen Mord untersuchen wir, die Polizei von Charlesville, allein, und wenn ich dich verdächtige, Harrigan, kann ich dich auch festnehmen.«
    Ich blieb ruhig. »Überlegen Sie es sich lieber, Leutnant. Sonst könnte ich auf den Gedanken kommen, den G.-men zu erzählen, was ein gewisser Leutnant Sharkey und ein Sergeant Bred zusammen für krumme Touren gedreht haben, als sie noch Beamte der Polizei des Bundesstaates Kalifornien waren. Eines Tages zogen sie Hals über Kopf die Uniform aus und verschwanden, weil ihnen der Boden unter den Füßen zu heiß wurde. — Wenn ich richtig informiert bin, sind die Heldentaten der beiden Gentlemen weder verjährt noch bereits abgeurteilt, und es handelt sich um einige recht massive Sachen: Bestechung, Korruption, Deliktvertuschung, Beihilfe zu zwei Raubüberfällen und zu drei schweren Einbrüchen. Soll ich Ihnen die Namen der beteiligten Ganoven nennen? Zweimal haben Sie und Bred mit Don McClain zusammengearbeitet, der vor vier Jahren als der beste Geldschrankknacker von Los Angeles galt. Ich kenne auch die anderen Namen, Sharkey!«
    Er wurde aschfahl.
    »Nur Bred kann dir das gesagt haben«, stieß er zwischen den Zähnen hervor.
    »Vielleicht… und?«
    »Wo ist er?«
    »Suchen Sie ihn doch, Leutnant. Vielleicht war er schlauer als Sie und hat sich aus dem Staub gemacht. Vielleicht war er dümmer und…« Ich schnipste mit den Fingern. »Wollen Sie mich noch verhaften, Leutnant?«
    Er gab keine Antwort.
    »Ich mache Ihnen einen Vorschlag, Sharkey. Lassen Sie mich in Ruhe, und ich vergesse, was ich von Ihnen weiß.« Ich schob ihn zur Seite und ging an ihm vorbei. Er unternahm keinen Versuch, mir zu folgen.
    Ich hatte das Gefühl, eine Menge Trumpf karten in der Hand zu halten, mit denen ich auch den höchsten König stechen konnte, und dieser König hieß Allan Ruster.
    Irgendwann, gegen elf Uhr abends, als die Bauarbeiter längst Feierabend gemacht hatten und ich eine Flasche Whisky um ein gutes Viertel ihres Inhaltes erleichtert hatte, hörte ich hastige Schritte und gleich darauf heftiges Pochen gegen meine Tür.
    »Machen Sie auf, Harrigan!«
    Ich nahm den Polizeirevolver in die Hand, das einzige Schießeisen, das ich im Augenblick besaß.
    »Wer ist da?«
    »Henry Vander.«
    Eine Sekunde lang mußte ich überlegen, bevor mir einfiel, daß der schmale verhungerte Junge, der den kläglichen Versuch vor Alli'sters Spielhölle unternommen hatte, so hieß.
    »Bist du allein?«
    »Ja. — Schnell, öffnen Sie!«
    Ich riskierte es. Vander stolperte herein. Er war völlig außer Atem. Ich spähte hinaus, bevor ich die Tür wieder schloß, aber es war nichts zu sehen. Er schien wirklich allein gekommen zu sein.
    »Bin den ganzen Weg gelaufen«, keuchte er.
    Ich gab ihm einen Schluck Whisky, der ihn fast erstickte. Endlich konnte er reden.
    »Sie müssen sofort hier weg, Harrigan. Sie wollen es Ihnen heute besorgen.«
    »Immer langsam. Woher weißt du das?«
    Langsam bekam ich die Einzelheiten der Geschichte aus ihm heraus. Damals, als Mike Blyth ihn mit einer Kanone in der Hand gegen mich schickte, ich ihm das Ding aus den Fingern schlug und ihn laufen ließ, als er ausgepackt hatte, war er keine zehn Stunden später Mike Blyth wieder in die Finger geraten. Überraschenderweise jagte ihn Blyth nicht zum Teufel oder unternahm noch Schlimmeres gegen ihn, sondern er zuckte mit den Achseln und meinte, jeder könne einmal Pech haben. Wenn er, Vander, wolle, könne er im Verein bleiben. — Der Junge beteuerte, er habe das

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